Film- und Medienstiftung NRW vergibt 548.825 Euro für 15 Low Budget-Projekte

Die Förderung geht an nordrhein-westfälische Filmemacher:innen und Produzent:innen für fünf Dokumentarfilme, einen Spielfilm, fünf Kurzfilme, drei Drehbücher sowie eine Projektvorbereitung.

Dokumentarfilme

„How to talk to Lydia?“, Produktion: GRALKE-MEDIA, Buch und Regie: Rusudan Gaprindashvili,
Förderung: 100.000 Euro

Lydia ist ein weltweit verbreitetes Kommunikationssystem, das Mitarbeiter:innen in Warengroßlagern am Körper tragen und zur Kommissionierung nutzen. Der Film zeigt naturverbundene Menschen aus Osteuropa bei der Arbeit in hochtechnisierten deutschen Großlagern. Zwischen den Arbeitenden und Lydia entstehen emotional geladene Beziehungen. Die aus Georgien stammende Filmemacherin erhielt bereits den Förderpreis des NRW-Wettbewerb der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen.

„Bäume für das ewige Eis“, Produktion, Buch und Regie: Michael Straßburger,
Förderung: 70.000 Euro

Der Klimawissenschaftler Jason Box macht sich auf den Weg nach Südgrönland, um mit Freiwilligen und Grönländer:innen Bäume zu pflanzen. In dieser Polarregion ist seit Menschen Gedenken kein Baum gewachsen. Ist das im Angesicht der Klimaerwärmung eine verrückte Idee oder eine Vision, um dem Wandel der Umwelt mit radikalen Methoden zu begegnen? Der Kölner Regisseur Michael Straßburger begleitet das engagierte Projekt.

„The Blessed“, Produktion: CORSO Film, Buch und Regie: Andrii Lysetskyi,
Förderung: 50.000 Euro

Mehrere ukrainische Künstler:innen und ein Filmemacher begeben sich auf die Reise, um eine Antwort auf die einst unvorstellbare Frage zu finden, welche Rolle Künstler:innen in einem Krieg spielen. Was können sie tun, wenn die Welt um sie herum brennt und Menschen unbeschreiblichem Leid ausgesetzt sind. Der Regisseur Andrii Lysetskyi stammt aus einer berühmten ukrainischen Filmdynastie. Die ukrainisch-deutsch-lettische Koproduktion wird auf deutscher Seite von der Kölner Corso Film koproduziert.

„White Night“, Produktion: Blinker Film, Buch: Merle Kröger, Regie: Philip Scheffner,
Förderung: 50.000 Euro

White Night ist ein essayistischer Geisterfilm, der nicht zur Ruhe kommt: Die Geschichte eines Bootes voll unbequemer Toter, die im Zwielicht einer ewigen Mittsommernacht flussaufwärts driften und diejenigen zur Verantwortung ziehen, die sich in der Mehrheit glauben. Good Night, White Pride! Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Philip Scheffner hat eine Professur an der KHM für Dokumentarische Praxen / Dokumentarfilm inne.

„Mad Dog of Europe“, Produktion: Heimatfilm, Buch: Rubika Shah, Ed Gibbs, Regie: Rubika Shah, Förderung: 49.000 Euro
Der Dokumentarfilm wirft einen frischen, zeitgenössischen Blick auf den berüchtigtsten Anti-Nazi-Film, der nie gedreht wurde. Geschrieben von Herman J. Mankiewicz – aka „Mank“, Autor von Citizen Kane – war seiner Zeit voraus: Das Drehbuch prophezeite den Aufstieg Hitlers. Doch die Studios weigerten sich, den Film zu machen. Die Gründe, die den Film immer wieder verhinderten, offenbaren eine dunkle, tiefergehende Geschichte über Politik und Hollywood – eine Geschichte wie man sie sich nicht hätte ausdenken können. Eine Geschichte, die in zerrütteten Zeiten wie den unseren unbedingt erzählt werden muss. Die Kölner Heimatfilm koproduziert das deutsch-französische Projekt.

Spielfilm

„Mehal Sefari“, Produktion: 2Pilots, Buch und Regie: Abraham Gezahagne,
Förderung: 70.000 Euro

Addis Abeba, 1977: Der eigentlich völlig unpolitische Krankenwagenfahrer Tilahun wird der Geheimpolizei zugeteilt und gezwungen, nachts die Leichen der Menschen von den Straßen zu bergen, die Opfer der wahnhaften Säuberungswelle der Militärdiktatur geworden sind. Als er dort seinen eigenen Sohn bergen muss ist er gezwungen, sich für eine Seite zu entscheiden, denn auch das Leben seiner Tochter ist nun in Gefahr. „Mehal Sefari“ ist eine äthiopisch-kanadisch-deutsche Koproduktion mit der Kölner 2Pilots.

Kurzfilme

„Dreitausendneunhundert KM“, Produktion, Buch und Regie: Natalie Muntermann, Alexandra Schröder, Förderung: 25.000 Euro
Das filmische Portrait über Zozan, eine deutsch-kurdische Feministin, zeigt deren Sehnsucht nach Rojava, einem Kriegsgebiet in Nord-Syrien. Dort liegt das selbstverwaltete Frauendorf Jinwar, in das Zozan gerne mit ihren fünf Kindern reisen möchte, sobald die politischen Verhältnisse es zulassen. Der dokumentarische Kurzfilm zeigt aber auch die schwierige Verbindung von Mutterschaft und Aktivismus.

„Tenez“, Produktion, Buch und Regie: Maximilian Nita, Förderung: 25.000 Euro
Vor einer entscheidender Tennismeisterschaft trifft Leo (27) auf seinen alten Trainer, der ihn vor knapp zehn Jahren körperlich missbraucht hat. Leo, der seit den Vorfällen mit psychischen Problemen zu kämpfen hat, droht außer Kontrolle zu geraten und pendelt dabei auf einem schmalen Grat zwischen Tennisplatz und Spielhalle. Regisseur Maximilian Nita absolvierte sein Studium an der FH Dortmund.

„Im Büdche“, Produktion: Hihead Film, Buch und Regie: Georg Nonnenmacher,
Förderung: 15.000 Euro

Auf dem zentralsten Platz im Kölner Stadtteil Neu-Ehrenfeld, dem Lenauplatz, betreibt Afan Genel gemeinsam mit seinem Bruder Kenan einen Kiosk und ist permanent im Gespräch mit seinen vielen Kunden. Der Kölner Regisseur Georg Nonnenmacher beobachtet seinen Alltag und belauscht die kurzen Gespräche, um eine Momentaufnahme gesellschaftlichen Lebens in diesem Mikrokosmos entstehen zu lassen.

„my mind often wandered into the skies“, Produktion, Regie und Buch: Viktor Brim,
Förderung: 24.825 Euro

Der 15-minütige Kurzfilm ist ein Hybrid, der als dokumentarische Form mit Elementen des Science Fiction angelegt ist. Ausgangspunkt ist der Drohnenblick, der einerseits ein Wesensmerkmal einer unterbewussten Erfahrungswelt darstellt, gleichzeitig aber auch Ausdruck einer geopolitischen Machtposition ist. Der Kölner Regisseur Viktor Brim schloss ein Postgraduierten Studium an der KHM ab.

„My fault“, Produktion: Dolada Studio, Regie und Buch: Adrianna Wieczorek,
Förderung: 25.000 Euro

Der animierte Kurzfilm „My fault“ erzählt von einem jungen Mädchen, das auf einer Couch vergewaltigt wird. Nach der Vergewaltigung bemerkt sie, dass die Couch beschädigt wurde und gibt sich die Schuld dafür. Beim Versuch, den Schaden zu reparieren, studiert sie die auf ihrer Couch hinterlassenen Spuren, um zu verstehen, wer für ihren Missbrauch verantwortlich ist.

Projektvorbereitungsförderung

Nur noch einer – Gabi Delgado, Robert Görl und die Deutsch Amerikanische Freundschaft“,
Produktion: field recordings film, Buch und Regie: Oliver Schwabe, Förderung: 15.000 Euro
Der Dokumentarfilm portraitiert die Karriere und das Schaffen des Sängers, Dichters und Tänzers Gabi Delgado und des Schlagzeugers und Komponisten Robert Görls. Ihre Band Deutsch Amerikanische Freundschaft (DAF) ließ Punk spießig aussehen und bereitete Techno den Weg. Die Hommage des Kölner Regisseurs Oliver Schwabe zeigt ausgewähltes und eindrückliches Archivmaterial.

Drehbuchförderung

„Omo“, Buch: Asbirg Naranjo, Ike Nnaebue, Förderung: 10.000 Euro
In der grauen ostwestfälischen Provinz kreuzen sich die Wege zweier nigerianischer Flüchtlinge – einer trauernden Mutter, die ihr Baby verloren hat, und eines Vaters, der darum kämpft, sein eigenes Kind aufzuziehen. Beide können sich kurz unterstützen und Kraft geben.

„Lippenstift“, Buch: Anna Schwingenschuh, Bahar Ebrahim, Förderung: 10.000 Euro
Der kleine Junge Bijan lebt mit seiner Familie im heutigen Teheran. Ohne die wahren Konsequenzen zu begreifen, verrät er eines Tages seinen großen Bruder. Die freie Filmemacherin Bahar Ebrahim und die Co-Autorin Anna Schwingenschuh, Absolventin der KHM, schreiben ein Buch über kindliche Fehler und den süßen Geschmack der Vergebung in der eigenen, kleinen und verträumten Welt.

„Im Schatten des Eros“, Produktion: Fortis Fem, Buch: Anna Kruglova, Förderung: 10.000 Euro
Die 42-jährige Psychotherapeutin Anna schreibt ihre Doktorarbeit über den emotionellen Missbrauch und toxische Beziehungen. Dabei nutzt sie ihr am Institut erworbenes Wissen von Sigmund Freud und anderen Psychoanalytikern sowie ihre Lebens- und Beratungserfahrung. Letztendlich kommt sie aber zu der Schlussfolgerung, dass jeder Beziehung eine Aggression zugrunde liegt und nur das Maß der Aggression trennt Liebe von Gewalt.

Als Jury für die Förderentscheidungen im Bereich Produktion benannte das Filmbüro NW den Autor und Regisseur Jan Bonny, den Produzent Torsten Reglin sowie die Kamerafrau und Regisseurin Berta Valin-Escofet. Neuer Einreichtermin für die Vereinfachte Förderung Produktion ist der 7. August.

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