Wie ein Skorpion die Konkurrenz aussticht

Als die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald im November ihre Kammersieger beim PLW, dem Praktischen Leistungswettbewerb des Handwerks, in einer Feierstunde im Technik Museum in Sinsheim ehrte, war Goldschmiedin Julia Schüpf eine von 28 erfolgreichen Handwerkerinnen und Handwerkern. Für die 28-Jährige, die ihre Ausbildung bei der Krassnitzer Goldschmiede GmbH in Wiesloch absolvierte, war der Weg beim PLW auf Kammerebene aber nicht vorbei: Sie wurde zweite Siegerin in Baden-Württemberg, setzte sich beim Landesentscheid des parallel stattfindenden Wettbewerbs „Die Gute Form“ an die Spitze und erreichte auf Bundesebene einen hervorragenden dritten Platz.

Das Gesellenstück, das die junge Goldschmiedin so weit brachte, hat es in sich und alle Ehren verdient. Es ist Goldschmiedekunst par excellence, die Form, Funktion und Optik zu einem spektakulären Gesamtkonzept verschmelzen lässt: ein Skorpion-Ring aus 925er Silber, der über Zeigefinger und Handrücken verläuft. „Wenn man den Finger beugt, stellt sich der Stachel des Skorpions auf“, erklärt Julia Schüpf. Das funktioniert durch eine handgefertigte Garibaldikette, die im Inneren des Schwanzes verläuft. „Die Schwierigkeit bestand darin, den Körper so zu gestalten, dass er sich wie erwartet in einer schönen Rundung biegt und die Kette ohne Probleme durchlaufen kann“, so die junge Frau. Und genau das tut er.

Obwohl Julia Schüpf auch auf Landes- und Bundesebene Lorbeeren erntete, ist die Auszeichnung als Kammersiegerin durch den Präsidenten der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, Klaus Hofmann, von besonderer Bedeutung für die junge Goldschmiedin. „Es ist wie eine Belohnung für meine Bemühungen in der Gesellenprüfung, aber auch eine Grundlage für das eigene Vertrauen in meine Arbeit als Goldschmiedin und in meine beruflichen Fähigkeiten, auf die jetzt weiter aufgebaut werden kann“, sagt Julia Schüpf. Pläne für die Zukunft gibt es bereits. Beispielsweise noch den Meister zu machen. „Dafür will ich mir aber erst ein interessantes, herausforderndes Meisterstück überlegen“, so die 28-Jährige. 

Im Interview erklärt die Goldschmiedin, was ihr der Erfolg beim PLW und beim Wettbewerb „Die Gute Form“ bedeutet:

Was sagen Sie zu Ihrem Erfolg?

Julia Schüpf: Ich hätte nicht damit gerechnet, den ersten Platz in Baden-Württemberg zu erreichen und freue mich natürlich sehr. Wie sich herausstellte, bin ich auch zweite Landessiegerin im generellen Wettbewerb geworden und erreichte damit sogar zwei Platzierungen in Baden-Württemberg, was mich besonders stolz auf meine Leistung macht. Noch begeisterter war ich, als ich sogar den dritten Platz bei „Die Gute Form“ auf Bundesebene erreichte.

Haben Sie mit einem solch guten Abschneiden gerechnet?

Julia Schüpf: Ich habe es mir natürlich gewünscht, aber mit Beendigung meiner Prüfung nicht mit so einem tollen Ergebnis gerechnet. Dass ich auf Bundesebene „nur“ auf dem dritten Platz landete und somit die Siegesfeier in Augsburg verpasst habe, ist natürlich eine kleine Enttäuschung. Aber ich hätte im Vorfeld nicht damit gerechnet, auf Bundesebene überhaupt konkurrieren zu können.

Warum haben Sie beim Wettbewerb teilgenommen?

Julia Schüpf: Am Anfang meiner Ausbildung hörte ich bereits von den fantastischen Gesellenstücken, die bei diesem Wettbewerb die ersten Preise gewinnen und hatte damals schon die Wunschvorstellung und das Ziel, ebenso ein Gesellenstück zu fertigen, das eine Chance beim PLW haben könnte. Darüber hinaus sind auch die Vorteile, die so ein Sieg in einer Bewerbung hat, nicht zu missachten.

Wie bewerten Sie selbst Ihre Leistung?

Julia Schüpf: Mein Gesellenstück hat mich viel Vorbereitung und Tüftelarbeit gekostet und es mir definitiv nicht einfach gemacht. Deshalb bin ich umso glücklicher, dass am Ende alles so funktioniert hat, wie ich es mir vorgestellt habe. Dennoch halte ich meine Arbeit nie für perfekt genug. Dies bringt aber der Goldschmiedeberuf mit sich, da man dort oft die höchsten Ansprüche an die handwerklichen Ausführungen stellt.

Was erfüllt Sie bei Ihrer Arbeit als Goldschmiedin?

Julia Schüpf: Ich würde sagen, dass es für mich ein Traumberuf ist. Die klassische Vorstellung von Hobby und Beruf in einem. Es ist zudem sehr vielseitig. Von der Kundenbetreuung und Preiskalkulation über die Ausarbeitung eines einzigartigen Entwurfs bis hin zur Fertigstellung des Schmuckstücks gehört alles zum Arbeitsprozess eines Goldschmieds. Hinzu kommt selbstverständlich das präzise handwerkliche Arbeiten und das Lösen von Problemen während der Herstellung. Jedes Schmuckstück hat seine eigenen Herausforderungen und man kann immer dazulernen.

Auch 2023 findet der Praktische Leistungswettbewerb des Handwerks wieder statt und lädt frisch gebackene Gesellinnen und Gesellen zur Teilnahme ein. Ansprechpartner zum Thema bei der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald ist Leonard Kopp, Telefon 0621 18002-136 oder E-Mail: kopp@hwk-mannheim.de

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