Der Dampfer steht still – Sachsens Tourismus in Pandemiezeiten

Auch im zweiten Coronajahr leidet die Tourismusbranche unter den Auswirkungen der Pandemie. Der LTV SACHSEN geht von einem volkswirtschaftlichen Verlust von ca. 3,5 Milliarden Euro für die Branche in Sachsen aus. Damit gehen rund 40 Prozent der Umsätze verloren.

„Der Tourismus hat eine große Bedeutung für die Standort- und Lebensqualität in Sachsen, für wichtige Werte unserer Gesellschaft. Nach den hohen Verlusten der letzten beiden Jahre wird Unterstützung mehr denn je gebraucht, damit auch in Zukunft gesunde Unternehmen und Tourismusorte zu wirtschaftlichen Perspektiven unserer Städte und Regionen beitragen können.“ erklärt Jörg Markert MdL, Präsident des Landestourismusverbandes Sachsen (LTV SACHSEN).

Nach einem schweren ersten Coronajahr 2020, einem langen Lockdown im Winter und Frühjahr, konnte der Tourismus in Sachsen 2021 erst wieder in den Monaten Mai/ Juni langsam starten. Bis zum Oktober 2021 konnten in Sachsen rund 3,8 Millionen Gäste begrüßt werden, das sind rund 47 Prozent weniger als im Vor-Coronajahr 2019. Bei den Übernachtungen wurden rund 11 Millionen Übernachtungen registriert und damit 37 Prozent weniger als im Jahr 2019.

Rückblickend bleibt festzustellen, dass die Übernachtungsnachfrage in den Sommermonaten, erwartungsgemäß, gestiegen ist. Das Reiseland Sachsen hat es in den Monaten Juni bis August 2021 gegenüber dem Jahr 2019 bereits wieder auf 80 Prozent des Übernachtungsvolumens gebracht – trotz eines schwer anlaufenden Geschäfts- und Städtetourismus. Dies zeigt, dass das Reise- und Kulturland Sachsen eine hohe Attraktivität hat und eine schnelle Erholung möglich ist.

Die Nachfrage von ausländischen Gästen entwickelt sich im Gegensatz zur Inlandsnachfrage zurückhaltend. Im Vergleich zum Jahr 2019 wurden 44 Prozent weniger Übernachtungen von ausländischen Gästen bis zum Oktober gebucht. Die Auswirkungen sind besonders im Städtetourismus spürbar. Mit Blick auf das Jahresende bleibt auch dieses Jahr das wertvolle und wichtige Geschäft zur Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel fast verloren.

Neben den Übernachtungsreisen ist auch der Tagestourismus betroffen, ein wichtiges Standbein im sächsischen Tourismus, das für eine kontinuierliche Auslastung vieler Tourismus- & Freizeitbetriebe über das gesamte Jahr hinweg sorgt. Die privaten Tagesreiseaktivitäten haben sich in Zeiten der Corona-Krise deutlich reduziert, ein völliger Stillstand der Tagesausflüge ist jedoch nicht eingetreten. Jedoch liegen Besuchervolumen und Ausgaben der Gäste weiter unter den Werten von 2019. Der Tagestourismus verliert damit 1,62 Milliarden Euro Umsatz. Die Outdoor-Aktivitäten sind nach wie vor überdurchschnittlich stark ausgeprägt, damit steigt die Bedeutung der öffentlichen Infrastruktur.

Aktuelle Wirtschaftsstudien zeigen, dass insbesondere Kleinstunternehmen besonders unter der derzeitigen Situation leiden und auch die Perspektive eher skeptisch bewerten. Neben einer kleiner werdenden Eigenkapitaldecke kämpfen die Unternehmen mit der anhaltenden Arbeits- und Fachkräfteabwanderung. Derzeit scheint das Rettungsnetz staatlicher Hilfen bei den Beherbergungsbetrieben zu wirken, bisher ist ein kleiner Rückgang an Bettenangeboten von Minus 1,1 Prozent zu verzeichnen. In Vergleich dazu wurden bundesweit Minus 3,6 Prozent registriert.

Ein weiterer Lichtblick ist die Gästezufriedenheit, die zeigt sich in Sachsen stabil. Bundesweit ist eher ein rückläufiger Trend erkennbar. Dass zeigt: Sächsische Gastgeber sind hochmotiviert, Gäste zu empfangen und mit Gastfreundschaft zu punkten.

Im Fazit bleibt festzuhalten: Tourismus ist eine der hauptbetroffenen Wirtschaftsbranchen und wird langfristig mit den Auswirkungen zu kämpfen haben. Experten rechnen mit mindestens drei weiteren Jahren.

Angesichts der Bedeutung des Tourismus als wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor für Sachsen, braucht die Branche nachhaltige Unterstützung. Im Fokus muss der Erhalt und die Stärkung der Leistungsfähigkeit bei Unternehmen, Tourismusorten und Tourismusorganisationen liegen. Der LTV SACHSEN fordert vor diesem Hintergrund im Rahmen der Diskussion zum nächsten Doppelhaushalt des Freistaates Sachsen ein klares Bekenntnis zum Tourismus und eine Verstetigung der Haushaltsmittel auf dem Niveau von 2021/2022 zur Unterstützung der Branche.

Kurzfristig bleibt oberste Priorität trotz allem, die Impfkampagne weiter voranzutreiben, die Kurve der Neuinfektionen abzuflachen und längerfristig wieder zu senken, Risikogruppen zu schützen und somit das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.

Abschließend betont LTV-Präsident Jörg Markert MdL: „Ich danke allen Mitgliedern und der großartigen Gemeinschaft von über 190.000 Gastgeberinnen und Gastgebern für das Zusammenstehen, für gemeinsame Perspektiven, für gemeinsame Werte. Uns eint das Ziel wieder an die touristischen Erfolge von 2019 anzuknüpfen, mit neuen Perspektiven für die nächsten Jahre. Mit der Klugheit und dem Ideenreichtum unserer Gastgeber, der Unternehmerinnen und Unternehmer, dem Engagement unserer Tourismuskommunen und Organisationen wird uns das auch gelingen. Ich vertraue auf unseren Unternehmergeist, den Willen der Menschen im Freistaat, für Gäste aus aller Welt offen zu sein und die Hilfe der öffentlichen Hand. Dazu gehört auch eine mittel- bis langfristige Unterstützung von Bund und Land für die Branche. Nur so und nur gemeinsam werden wir den „Dampfer Tourismus“ wieder unter Dampf setzten können.“

Über den Landestourismusverband Sachsen e.V.

Als Dachverband repräsentiert der LTV SACHSEN rund 4.500 direkte und indirekte Mitglieder aus dem gesamten Dienstleistungssektor. Die breit gefächerte Mitgliederpalette unterstützt dabei seine Aufgabe, die Interessen des mittelständisch geprägten Tourismus in Sachsen zu vertreten. Wichtiges Anliegen: Eine Tourismuspolitik in Sachsen, die auf Wettbewerbsfähigkeit, Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Der Tourismus erwirtschaftet in Sachsen einen Jahresumsatz von 8,1 Milliarden Euro, der 194.000 Menschen Beschäftigung sichert.

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