Prof. Busse weiterhin auf Irrwegen

„Missachtung wäre eigentlich die richtige Reaktion, aber man kann die Tiraden von Prof. Busse gegen das deutsche Krankenhauswesen nicht einfach hinnehmen. Seine Forderung, radikal umzudenken, kann man nur mit der Einschätzung „radikal daneben“ beantworten. Die im heutigen „taz“-Interview wieder einmal zum Besten gegebenen Behauptungen sollen offensichtlich dazu dienen, die Einwerbung von Auftragsstudien anzukurbeln. Spätestens nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie entbehrt es nicht einer gewissen Tragik, dass er weiterhin nicht erkennt, dass Daseinsvorsorge nicht mit radikaler Zentralisierung zu erreichen ist“, erklärte Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Schlichtweg falsch sind viele seiner Behauptungen zur Stützung seiner Thesen:

Altbekannt ist die Empfehlung, 800 Krankenhäuser zu schließen und 600 hochzentralisierte Kliniken aufzubauen. Das zentrale Qualitätsmerkmal eines Gesundheitswesens jedoch ist der flächendeckende Zugang zur Versorgung. Dabei tragen ländliche und kleinere Kliniken einen erheblichen Beitrag mit ihrem Leistungsspektrum der medizinischen Grundversorgung, zu der Verletztenversorgung, allgemeine Chirurgie, die Behandlung vieler Erkrankungsbilder aus der Inneren Medizin, Lungenentzündungen, Vergiftungen, altersmedizinische Erkrankungen, schwere Grippefälle, Geburten u.v.m. gehören.

Busses weitere Behauptung, dass durch Zentralisierung das Personalproblem gelöst würde, lässt ebenfalls Realitätsferne erkennen. Falsch ist die Annahme, man könne Pflegepersonal beliebig aus ihren oft wohnortnahen Arbeitsstätten in weit entfernte Zentralkliniken umsetzen, und die Pflegekräfte würden dies mitmachen. Zum anderen wird ein noch intensiverer Personal-Patienten-Schlüssel bei solchen Ideen vorausgesetzt. Also noch mehr Patienten pro Pflegekraft. Zentralisierung löst den Pflegenotstand mit Sicherheit nicht.

Die These, Rettungswagen führen regelmäßig einfach in das nächste Krankenhaus, ist ebenfalls falsch. Den Rettungsdiensten ist natürlich bekannt, welche Krankenhäuser in einer Region für Herzinfarkte oder Schlaganfälle am besten geeignet sind.

Auch die Behauptung, dass tausende Herzinfarktpatienten überleben könnten, wenn sie in Großkliniken á la Dänemark eingeliefert würden, verkennt, dass zwar in zentralisierten Krankenhausstrukturen weniger Patienten im Krankenhaus sterben, dafür aber auf dem langen Weg dorthin umso mehr.

Auch seine Aussagen zu Bauchspeicheldrüsen-Operationen offenbaren Erkenntnisdefizite. Nicht hinter allen auf die Bauchspeicheldrüse bezogenen Abrechnungscodes stehen bekanntlich hochkomplexe Bauchspeicheldrüsenkrebs-Operationen.

„Es wird Prof. Busse auch nicht durch ständige Wiederholungen gelingen die weltweit anerkannten Leistungen der Kliniken und ihrer Mitarbeiter in der Corona-Pandemie schlechtzureden“, so Baum.

Bundesgesundheitsminister Spahn hat richtigerweise auf dem Krankenhausgipfel in Berlin gesagt: „Vielleicht können wir alle mal aufhören, irgendeine Studie von irgendeiner Stiftung ständig als Maßstab all unserer Debatten zu nehmen.“

Über den Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder – 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände – in der Bundes- und EU-Politik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr. Die 1.925 Krankenhäuser versorgen jährlich 19,4 Millionen stationäre Patienten und rund 20 Millionen ambulante Behandlungsfälle mit 1,3 Millionen Mitarbeitern. Bei 97 Milliarden Euro Jahresumsatz in deutschen Krankenhäusern handelt die DKG für einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen.

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