„Gespaltene Erinnerung?“ – Neue Publikation dokumentiert Austausch von Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus und Erinnerungsstätten der Demokratiegeschichte

Wie verhalten sich „negatives Gedächtnis“ und „positive Erinnerung“ zueinander? Diese Frage steht im Zentrum der Dokumentation „Gespaltene Erinnerung? Diktatur und Demokratie an Gedenkorten und Museen in Baden-Württemberg“, die soeben von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB) veröffentlicht worden ist. Das gut 90 Seiten starke Heft bündelt die Ergebnisse einer Tagung vom März 2018, die zusammen mit der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus konzipiert und veranstaltet wurde. Erstmals trafen sich im LpB-Tagungszentrum Haus auf der Alb in Bad Urach dabei Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichen Gedenkorte im Land, der Gedenkstätten für die Opfer der NS-Diktatur einerseits und der Erinnerungsstätten der Demokratiegeschichte andererseits. Sie tauschten sich dort über Blickwinkel, Forschungsansätze und Vermittlungskonzepte aus.

Die Publikation hält die Ergebnisse dieses Austauschs fest, bei dem sich die Aktiven zugleich mit den zentralen Herausforderungen der Gedenkstättenarbeit im Land befassten:

  • mit Herausforderungen auf der praktischen Ebene, etwa angesichts der vielfältigen Erwartungen an die Vermittlungsarbeit der außerschulischen Lernorte;
  • mit Herausforderungen auch auf theoretischer Ebene, seitdem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein „Unbehagen an der Erinnerungskultur“ thematisieren;
  • mit Herausforderungen vor allem auf politischer Ebene, denn auch die Gedenk- und Erinnerungsstätten sehen sich zu Positionierungen angesichts einer um sich greifenden Legitimationskrise des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates veranlasst.

Die Dokumentation greift diese Fragen auf. Die Beiträge nehmen eine gründliche Vermessung der baden-württembergischen Erinnerungslandschaft vor, untersuchen den Umgang mit dem authentischen Ort und zeichnen die fortschreitende Erforschung von Biographien von Opfern sowie Tätern nach. Thematisiert werden unterschiedliche Blickwinkel der Aufarbeitung, aber auch unterschiedliche Ansätze einer werteorientierten Vermittlungsarbeit. Die Publikation nimmt darüber hinaus den Blick von außen, jenseits der Landesgrenze auf, und dokumentiert den Vortrag des Gastredners Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam, zur grundsätzlichen Frage „Wohin treibt die Erinnerungskultur?“

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