Brandenburger Ausbildungskonsens bis 2020 fortgeschrieben

Der „Brandenburgische Ausbildungskonsens“ als gemeinsame Plattform zur Stärkung der dualen Berufsausbildung wird bis zum Jahr 2020 fortgeschrieben. Die Partner des Ausbildungskonsenses unterzeichneten heute auf Einladung von Ministerpräsident Dietmar Woidke in der Potsdamer Staatskanzlei eine gemeinsame Erklärung über die zukünftigen Schwerpunkte. Mit der Fortschreibung wird ein weiterer Punkt des Koalitionsvertrages umgesetzt. Der Ausbildungskonsens besteht bereits seit dem Jahr 2003.

Ziel aller Partner bleibt es, die duale betriebliche Berufsausbildung im Land Brandenburg zu stärken, indem sie die Berufsorientierung sowie die Berufsvorbereitung weiter verbessern, die Attraktivität und Qualität der Ausbildung erhöhen, weitere betriebliche Ausbildungsplätze erschließen, mehr junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung gewinnen und die Zahl der vorzeitigen Vertragslösungen weiter reduzieren. Die Partner halten daran fest, den Zielwert von jährlich 10.000 neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträgen zu erreichen.

Ministerpräsident Dietmar Woidke warb dafür, der Jugend in Brandenburg gerade vor dem Hintergrund der stabilen guten wirtschaftlichen Lage und der historisch niedrigen Arbeitslosigkeit „überzeugende Angebote zu unterbreiten. Es ist unser Anspruch, auch die Ausbildung so zu gestalten, dass sie jungen Menschen gute Perspektiven in ihrer Heimat Brandenburg bietet. Der fortgeschriebene Ausbildungskonsens bietet dafür einen sehr guten Rahmen. Er zielt auf verbesserte Rahmenbedingungen, faire Löhne und eine Kultur der Wertschätzung gegenüber den Azubis.“

Woidke sieht Brandenburg auf dem Weg zu „Guter Arbeit“ ein deutliches Stück vorangekommen. Woidke: „Wichtig ist aber, dass mehr Betriebe nach Tarif bezahlen. Ein großes Problem bleibt, dass nicht jeder Arbeitsplatz ein Garant für ein ausreichendes Einkommen ist. Das frustriert viele Menschen und gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das kann und werde ich als Ministerpräsident nicht hinnehmen. Bei guter Auftragslage und knappen Arbeitskräften sind niedrige Löhne kein Wettbewerbsvorteil, sondern ein Wachstumshindernis. Deshalb begrüße ich die Empfehlung der Brandenburger Mindestlohnkommission, den Vergabemindestlohn auf 10,50 Euro für öffentliche Aufträge anzuheben.“

Der amtierende Arbeitsminister Stefan Ludwig: „Der Brandenburgische Ausbildungskonsens hat sich bewährt, um gemeinsam für gute Ausbildung in Brandenburg einzutreten. Brandenburg bietet attraktive Ausbildungsplätze in den unterschiedlichsten Branchen. Allein bei den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern konnten Ende Juli 2018 im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich 12 Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen werden. Das ist eine gute Nachricht sowohl für junge Menschen als auch für Betriebe.“

Gleichzeitig steigen die Anzahl unbesetzter Lehrstellen und die Anzahl unversorgt gebliebener Jugendlicher. Kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind laut der Bundesagentur für Arbeit auf dem Brandenburger Ausbildungsmarkt noch rund 4.800 angebotene Ausbildungsplätze nicht besetzt, während rund 3.550 junge Männer und Frauen noch eine passende Lehrstelle suchen.

Um sich dieser Herausforderung auch künftig zu stellen, verabreden die Partner weitere Maßnahmen zur Fachkräftenachwuchssicherung, die erstmalig auch die Ausbildungsvergütung, die Mobilität der Auszubildenden und die Vermittlung digitaler Kompetenzen beinhalten.

Die 6-seitige Erklärung des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses (Fortschreibung 2018 – 2020) unterzeichneten Ministerpräsident Dietmar Woidke, der amtierende Arbeitsminister Stefan Ludwig, Bildungsministerin Britta Ernst, Wirtschaftsminister Albrecht Gerber, Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger, Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg, Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmerverbände in Berlin und Brandenburg, Thomas Schwierzy, Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Land Brandenburg e.V., Peter Heydenbluth, Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg, Robert Wüst, Handwerkskammertag Land Brandenburg.

Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit: „Der Ausbildungskonsens spiegelt das große Engagement der Partner wider, allen Jugendlichen eine berufliche Zukunft zu geben, damit ihre gesellschaftliche Teilhabe zu fördern und einen großen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten. Die Jugendberufsagenturen haben wir genau zu diesem Zweck aufgebaut: Als Kompetenzcenter helfen sie Jugendlichen in allen Fragen – auch denen der Berufswahl. Das Zusammenwirken von Jugendhilfe, Jobcenter, Berufsberatung und Ausbildungsvermittlung unter einem Dach hat sich bewährt. Auch die Unternehmen können auf die Unterstützung durch die Arbeitsagenturen und Jobcenter bauen. Um Ausbildung zum Erfolg zu führen, stehen verschiedene Fördermöglichkeiten zur Verfügung – vom Nachhilfeunterricht bis hin zu finanzieller Unterstützung. Hier sind die vorhandenen Kapazitäten längst noch nicht ausgeschöpft. Mein Rat an die Arbeitgeber: einfach nachfragen.“

Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg: „Bei der Attraktivität beruflicher Ausbildung ist nach wie vor viel zu tun. Ausbildungsplätze bleiben besonders oft dort unbesetzt, wo Ausbildungsbedingungen und Vergütung schlecht sind. Die Ausbildung im Betrieb muss qualitativ gut und nach Tarif vergütet sein, damit sie für junge Leute attraktiv ist. So geht Fachkräftesicherung. Wichtiges Thema für Brandenburg ist die Erreichbarkeit der Ausbildungsstätten und Berufsschulen: Dafür brauchen wir – wie heute im Ausbildungskonsens vereinbart – eine Mobilitätsoffensive. Die Lernorte müssen gut ans Verkehrsnetz angebunden sein. Die Monatskarte für Bus und Bahn muss auch bei weiten Wegen bezahlbar sein.“

Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB): „Wir müssen noch mehr tun, um Betriebe und Bewerber zusammenzubringen. 4.800 unbesetzte Lehrstellen sollten für alle ein Weckruf sein. Zugleich sind auf dem Land, etwa in der Uckermark, noch viele junge Menschen auf der Suche. Bessere Verbindungen und dichtere Takte im Nahverkehr sind darum auch eine Investition in die Fachkräftesicherung. Eine wichtige Rolle spielen die Fahrtkosten. Viele Unternehmen unterstützen ihre Auszubildenden bereits mit Tickets für Busse und Bahnen oder mit Tankgutscheinen. Hier sollte auch das Land den jungen Leuten helfen. Das würde die duale Ausbildung gegenüber dem Studium aufwerten – Studenten nutzen schließlich seit Jahren die günstigen Semestertickets. Auch in der Frage der Unterbringung für Auszubildende sollte sich das Land stärker engagieren.“

Thomas Schwierzy, Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Land Brandenburg e.V.: „Angesichts der vielfältigen interessanten Ausbildungsmöglichkeiten, die von den Freien Berufen angeboten werden, ist es besonders wichtig, sich rechtzeitig zu informieren. Eine frühzeitige Berufsorientierung erhöht daher die Attraktivität der Ausbildung und hilft, den passenden Beruf zu finden.“

Peter Heydenbluth, Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg: „Wir sollten die Instrumente für eine systematische Berufs- und Studienorientierung weiter stärken. Dabei spielt das Netzwerk Zukunft. Schule und Wirtschaft für Brandenburg e. V. eine wichtige Rolle. Die IHKs unterstützen die Schulen bei der Erstellung von Elternbriefen, um nicht nur die Jugendlichen auf die beruflichen Perspektiven in Brandenburg aufmerksam zu machen. Unsere Mitgliedsunternehmen in allen Regionen sind aufgerufen, den Schülerinnen und Schülern entsprechende Praktikumsplätze anzubieten, damit sie Berufe ganz praktisch erleben können.“

Robert Wüst, Präsident des Handwerkskammertages des Landes Brandenburg: „Das Handwerk befindet sich wie alle anderen Wirtschaftszweige im Wandel. Es ist modern, innovativ, in großen Teilen digital und vielfältig wie kaum eine andere Branche. Sie bietet hervorragende berufliche Perspektiven. Wir begrüßen den Brandenburgischen Ausbildungskonsens vor dem Hintergrund, dass er sich dafür stark macht, bei der beruflichen Ausbildung die Themen von Arbeit 4.0 weiter im Fokus zu behalten. Das Handwerk hat sich auch in der Ausbildung längst auf die digitale Reise begeben. Dafür braucht es kluge, gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte.“

Bildungsministerin Britta Ernst: „Mit dem Ausbildungskonsens haben wir ein starkes Instrument in der Hand, die berufliche Ausbildung auf die Erfordernisse der Zeit einzustellen. Er ist ein klares Bekenntnis aller dafür verantwortlichen Akteure, unser duales Ausbildungssystem weiter zu stärken. Ich freue mich, dass wir an der Zielmarke von 10.000 neuen Ausbildungsverträgen festhalten und das seitens der Betriebe, der Kammern und Institutionen mit konkreten Zielstellungen und Maßnahmen untersetzen. Gut für die Wirtschaft, gut für die Lebensperspektiven und Karrierechancen junger Menschen.“

Wirtschaftsminister Albrecht Gerber: „Die duale berufliche Ausbildung steht im Alphabet der Arbeits- und Wirtschaftspolitik ganz vorne. Für die Auszubildenden ist sie der Startpunkt für einen erfolgreichen beruflichen Werdegang, für die Unternehmen ist sie der Grundstein für die Fachkräftesicherung. Zugleich ist sie ein wichtiger Faktor für den gesamten Wirtschaftsstandort Brandenburg. Die Erklärung zum Ausbildungskonsens, die wir heute beschlossen haben, zeigt das große gemeinsame Engagement aller Partner für die Stärkung der Berufsausbildung. Als Wirtschaftsminister liegt mir besonders am Herzen, dass sich mehr Betriebe für eine Beteiligung an der dualen Ausbildung entscheiden. Dafür gibt es Unterstützung von der Bundesagentur für Arbeit, dem Land sowie von Kammern und Verbänden. Betriebe, die gut ausbilden und gute Arbeitsbedingungen bieten, werden bessere Wettbewerbschancen haben. Junge Menschen, die gut ausgebildet sind, haben exzellente Chancen auch für eine Aufstiegsqualifizierung.“

Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger: „Probleme bei der Gewinnung von Berufsnachwuchs betreffen alle Branchen, deshalb ist es gut und richtig, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Das Agrar- und Umweltministerium unterstützt im Ausbildungskonsens mit der Förderung der Grünen Berufen auch die Zukunft des ländlichen Raums. Für die berufliche Bildung stellen wir EU- und Landesmittel zur Verfügung.“

Der im Jahr 2003 gegründete Ausbildungskonsens ist ein Teil der Brandenburger Sozialpartnerschaft von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Landesregierung. Beteiligt sind die Landesregierung mit dem Ministerpräsidenten und dem federführenden Arbeitsministerium, den Ministerien für Bildung, Wirtschaft und Landwirtschaft sowie die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammern (IHK), die Handwerkskammern (HWK), der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und der Landesverband der Freien Berufe Brandenburg (LFB). Die Arbeit des Konsens` wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und der Partner finanziert.

Weitere Informationen unter www.ausbildungskonsens-brandenburg.de.

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