„Die Hilfsmittelbranche trägt weltweit eine riesige Verantwortung, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und Behinderungen gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Gerade in Krisenzeiten wird diese Verpflichtung unseres Fachs auf die Probe gestellt. Unter dem Motto ‚Verantwortung’ diskutieren wir im Branchenpolitischen Forum mit internationalen Fachleuten die aktuelle Lage der qualitätsgesicherten Hilfsmittelversorgung in Deutschland und der Welt – und wie es um die Zukunft unseres Handwerks sowie der Gesundheitsfachberufe an der Schnittstelle von Mensch und Technik bestellt ist“, erklärt Alf Reuter, BIV-OT-Präsident, WvD-Vorstandsmitglied und Gastgeber des Branchenpolitischen Forums. Hilfsmittelversorgung sei rund um den Globus ein wichtiges Thema, funktioniere aber aufgrund unterschiedlicher Gesetze, Bildungswege, finanzieller Möglichkeiten und kulturell gewachsener Unterschiede nicht überall gleich, so Reuter. „Das Weltevent OTWorld bietet den passenden Rahmen für den grenzübergreifenden Erfahrungs- und Wissensaustausch.“ Die jeweils einstündigen Talkformate stehen dem Fachpublikum offen.
Zukunft gestalten
Die Auftaktveranstaltung des Branchenpolitischen Forums stellt die Frage „Qualitätsgesicherte und fachgerechte Hilfsmittelversorgung in Deutschland – wer steht in der Verantwortung?“ in den Mittelpunkt. Die Talkgäste aus der deutschen Bundespolitik, dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband), der Ärzteschaft sowie der Wissenschaft beleuchten den Status quo einer nationalen, aber zugleich international vernetzten Hilfsmittelversorgung, die sich noch im Corona-Krisenmodus befindet und sich zugleich auf die Versorgung von Kriegsflüchtlingen und -opfern aus der Ukraine vorbereitet.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie damit verbundene Fragestellungen nach Patientensicherheit und freiem Wahlrecht des Leistungserbringers rückt das Podium „Mit Verantwortung die Zukunft gestalten: Warum tut sich Deutschland mit dem eRezept und der elektronischen Patientenakte so schwer?“ am Nachmittag ins Zentrum. Mit dem Unterschied zwischen echten Innovationen und nur scheinbar fortschrittlichen digitalen Spar-Lösungen auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten befassen sich die Vertreter federführender Verbände des Gesundheitshandwerks am Mittwoch: „Gesundheitsberufe in der Verantwortung: Wie treibt das Handwerk Fortschritt und Innovation im deutschen Gesundheitswesen?“.
Fokus Welt
Ein internationales Teilnehmerfeld diskutiert ebenfalls am Mittwoch über „Verantwortung zeigen: Kennt internationale Hilfsmittelversorgung (keine) Grenzen?“. Erwartet werden zum Beispiel ISPO-Präsident Claude Tardif, Hans-Jörg Strohmeyer vom Office for the Coordination for Humanitarian Affairs (OCHA) der UNO, MD, der Mediziner Professor Yasuhito Tanaka PhD vom Department of Orthopaedic Surgery der Nara Medical University, Japan, sowie Hans Georg Näder, Deutscher Unternehmer und geschäftsführender Gesellschafter der Otto-Bock-Firmengruppe, PD Dr. Casper Grim, Leitender Orthopäde der deutschen Olympiamannschaft, Leitender Verbandsarzt Triathlonunion und Vizepräsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Sie stellen unter anderem die Hilfsmittelversorgung in Krisenfällen und ärmeren Ländern auf den Prüfstand. So arbeitet die ISPO mit der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit United States Agency for International Development (USAID) zusammen.
Wer bezahlt (für) Innovation?
Der brisanten Frage, in welchem Maße Krankheitskosten von der Versichertengemeinschaft getragen werden und wo Grenzen der Finanzierbarkeit liegen, geht die Podiumsrunde „Zwischen Homeoffice, Selbstoptimierung und demografischem Wandel: Gesundheit selbst verantworten?“ mit Vertretern aus Medizin, Politik und von Krankenkassen nach. Dabei spielen unter anderem „Volkskrankheiten“ wie Diabetes und andere Gefäßerkrankungen eine Rolle.
Ein Schlaglicht auf die digitale Versorgung wirft die Diskussionsrunde „Verantwortung übernehmen: Wie steht es um die digitale Versorgung und unser Mindset eHealth?“ am Donnerstag. Unter den Teilnehmern ist Dipl.-Ing. (FH) Merkur Alimusaj, Leiter Technische Orthopädie an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in Heidelberg und Kongresspräsident der OTWorld. Das Spektrum reicht von 3D-Technologie in der orthopädietechnischen Versorgung bis elektronische Patientenakte – und warum das deutsche Gesundheitswesen den technologischen Möglichkeiten immer noch hinterherhinkt. Jüngstes Beispiel: die Verschiebung der für den 1. Januar 2022 geplanten Einführung des E-Rezepts auf unbestimmte Zeit.
Unter der Lupe
„Wem traut man im Gesundheitswesen Verantwortung zu? Über die Bedeutung der Gesundheitsfachberufe“ – dieses Thema wird am Freitag erörtert. Zu Gast sind unter anderem die Herausgeber des gerade veröffentlichten Buches „Die Zukunft der Gesundheits(fach)berufe“ Dr. Roy Kühne und Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands e.V. sowie Mitherausgeber der Zeitschrift „Gesundheits- und Sozialpolitik". Zum Abschluss nehmen unter anderem Fachleute aus Belgien und der Schweiz die Auswirkungen der Europäischen Medizinprodukte-Verordnung (Medical Device Regulation, MDR) unter die Lupe: „Gemeinsam Verantwortung tragen: Verbessert die MDR die Patientensicherheit in Europa?“.
Detailliertes Programm des Branchenpolitischen Forum, OTWorld 2022, 10. bis 13. Mai, finden Interessierte hier.
Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) vertritt als Spitzenverband des orthopädietechnischen Handwerks etwa 2.500 Sanitätshäuser und orthopädietechnische Werkstätten mit mehr als 40.000 Beschäftigten. Jährlich versorgen die angeschlossenen Häuser mehr als 20 Millionen Patienten mit Hilfsmitteln. Der BIV-OT steht in der Verantwortung des deutschen Gesundheitswesens und engagiert sich für die Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der Versorgungsformen.
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