Deutsche Firmen behalten europäische Spitzenposition bei Patenten

  • Deutschland auch 2020 bei Patentanmeldungen in Europa vorne
  • Stetige Nachfrage nach Patentschutz trotz Pandemie; starkes Wachstum der Patentanmeldungen auf Arzneimittel und in der Biotechnologie
  • Bayern im Ranking der Bundesländer vor Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen; Stuttgart mit deutlichem Wachstum
  • Deutsche Unternehmen liegen in drei der zehn führenden Technologiefelder an der Spitze
  • Volkswagen anmeldestärkster Autobauer; Continental AG bei Transport-Technologien führend
  • Siemens AG (Platz 6), Robert Bosch (Platz 7) und BASF (Platz 10) in den Top 10 der Anmelder; Samsung, Huawei und LG führen Ranking an

Deutsche Erfinder und Unternehmen haben im vergangenen Jahr 25 954 Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPA) eingereicht. Damit nimmt die Bundesrepublik im europäischen Vergleich weiterhin die Spitzenposition ein, auch wenn das Anmeldevolumen aus Deutschland im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 3 % zurückging (2019: 26 762). Dies geht aus heute veröffentlichen Zahlen des EPA-Patent Index für 2020 hervor. (Abb.: Entwicklung der Patentanmeldungen aus Deutschland beim Europäischen Patentamt)

 

Insgesamt wurden 2020 beim EPA 180 250 Patentanmeldungen eingereicht, womit die Zahl der Anmeldungen trotz Pandemie nahezu auf dem Niveau des Vorjahres blieb und mit einem Rückgang von 0,7 % nur leicht unter dem Rekordwert von 2019 (181 532) lag.  

 

Wie die Jahreszahlen belegen, waren 2020 besonders Erfindungen aus dem Gesundheitswesen für die Patentaktivitäten beim EPA verantwortlich: Die Medizintechnik (+2,6 %) war hinsichtlich Anmeldezahlen das aktivste Technologiefeld. Einen sprunghaften Anstieg verzeichnet zudem der Life-Science-Bereich – die Segmente Arzneimittel (+10,2 %) und Biotechnologie (+6,3 %) zeigten die größte Zunahme bei den führenden Technologiefeldern.

 

Dies spiegelt sich auch in den Anmeldezahlen aus Deutschland wider. So kam das stärkste Wachstum bei den Patentanmeldungen deutscher Unternehmen 2020 ebenfalls aus der Biotechnologie (+9,4 %) und bei Arzneimitteln (+ 8 %). Im Segment Medizintechnik reichten deutsche Unternehmen 1 210 Patentanmeldungen ein (-5,3 %). Damit lagen deutsche Unternehmen auf diesem Gebiet nicht nur innerhalb Europas an der Spitze: Im Vergleich aller Länder meldeten nur US-amerikanische Unternehmen mehr Patente in der Medizintechnik an.

 

„Unser Patent Index 2020 zeigt, dass die Nachfrage nach Patentschutz nach wie vor hoch ist. Das gilt erneut für die Unternehmen und Erfinder aus Deutschland, die ihre Innovationskraft auch in der Corona-Pandemie unter Beweis gestellt haben. Insgesamt haben sich die Anmeldeaktivitäten stabil entwickelt, wenngleich zwischen den technischen Gebieten und im Vergleich der Wirtschaftsregionen erhebliche Schwankungen feststellbar sind. Insgesamt ist das Ergebnis für 2020 jedoch zufriedenstellend. Die Zahlen zeigen noch kein vollständiges Bild der langfristigen Auswirkungen der Pandemie. Es ist jedoch unbestritten, dass der Weg zu einer gesünderen Welt und stärkeren, nachhaltigeren Volkswirtschaften über Innovation, Forschung und Wissenschaft führt. Denn Innovation, unterstützt durch ein starkes Schutzrechtsystem, ist in jeder Hinsicht ein bedeutender Motor des Aufschwungs“, sagte EPA Präsident António Campinos.

 

Deutschland verteidigt Platz 2 im weltweiten Vergleich – China und Südkorea mit rasantestem Wachstum

 

Im Ranking der aktivsten Ursprungsländer lagen nur die USA (44 293 Patentanmeldungen) vor Deutschland mit knapp 26 000 Patentanmeldungen. Dahinter reihten sich Japan (21 841), China (13 432) und Frankreich (10 554) ein. Erneut kamen die größten Anmeldezuwächse von chinesischen (+9,9 %) und südkoreanischen Anmeldern (+9,2 %). Dagegen gingen die Patentanmeldungen aus den USA im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 4,1 % zurück, während die Einreichungen von japanischen Unternehmen im Vorjahresvergleich um 1,1 % sanken.

 

Mit über 81 000 eingereichten europäischen Patentanmeldungen verzeichneten Unternehmen und Erfinder aus den 38 EPO-Mitgliedstaaten ein Minus von 1,3 % gegenüber dem Vorjahr (2019: 82 554), welches aus einem Anmelderückgang in Feldern wie Messtechnik (-10,4 %), Organische Feinchemie (-3,6 %) und Elektrische Maschinen, Geräte und Energie (-2,8 %) resultierte. Die Firmen aus den EPO-Mitgliedsstaaten meldeten indes bedeutend mehr Patente bei Arzneimitteln (+15 %) und in der Biotechnologie (+4,5 %) an.  

 

Bayern in Deutschland und Europa ganz vorne – Baden-Württemberg stabil und Stuttgart im Plus

 

Im innerdeutschen Länder-Ranking stand 2020 einmal mehr Bayern an der Spitze. Allerdings verzeichnete der Freistaat gegenüber dem Vorjahr einen Anmelderückgang von 7,6 %. Dies spiegelte sich auch auf Städteebene wider: Anmeldungen aus München gingen um 11,8 % zurück. Auf Platz 2 lag Baden-Württemberg mit einem leichten Anmeldezuwachs gegenüber 2019 (+0,9 %), wobei die Patente aus der Landeshauptstadt Stuttgart um 8,7 % zulegten. Nordrhein-Westfalen (-4,5 %) mit Leverkusen und Köln als anmeldeaktivsten Städten belegte den dritten Platz, gefolgt von Niedersachsen (+9,9 %) und Hessen (-9,2 %). (Abb.: Patentanmeldungen beim EPA nach Bundesländern)

 

Die Intensität der Patentaktivitäten in den deutschen Bundesländern verdeutlicht auch der Regionen-Vergleich auf EU-Ebene: Danach liegt Bayern an erster Stelle vor der Île-de-France (Region Paris). Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen belegen die Plätze 3 und 4, gefolgt vom niederländischen Nordbrabant (5.) und Stockholm (6.), bevor sich mit Niedersachsen (7.), Hessen (8.) und Rheinland-Pfalz (9.) gleich drei weitere deutsche Bundesländer in die Top 10 der Regionen einreihen, die von der belgischen Region Flandern komplettiert wird.

 

Elektrische Maschinen, Geräte und Energie patentaktivstes Segment von deutschen Erfindern und Unternehmen

 

Neben dem Anmeldezuwachs im Bereich Life Sciences steigerten deutsche Unternehmen und Erfinder auch die Zahl der Patentanmeldungen im Feld Elektrische Maschinen, Geräte und Energie (+1,1 %), worunter sich viele Erfindungen im Bereich Klimatechnologien befinden, sowie bei Spezialmaschinen (+0,4 %) und im Bauwesen (+6,3 %). Hingegen verzeichnete der Transport-Sektor (inklusive Kfz-Technik, Zug-, Schiffs- und Flugzeugbau) – ausgehend von hohen Anmeldevolumina – einen leichten Rückgang von 1,4 % gegenüber 2019. Patentanmeldungen deutscher Unternehmen aus dem Bereich Messtechnik, zu dem auch Sensortechnologie gehört, gingen im Verhältnis zum Vorjahr und gleichfalls von einem hohen Stand an Anmeldungen um 12,3 % zurück. 

 

Spitzenpositionen für deutsche Unternehmen in führenden Technologiefeldern

 

Auch die Positionen deutscher Unternehmen im Ranking der Top-Anmelder pro Technologiefeld sind ein Ausdruck ihrer Patentaktivitäten: So befinden sich im Segment Elektrische Maschinen, Geräte und Energie mit Siemens AG (Platz 4), Robert Bosch GmbH (Platz 5) und Siemens Energy AG (Platz 9) drei deutsche Unternehmen unter den Top 10 beim EPA.

 

Im Bereich Transporttechnologien steht die Continental AG auf dem Spitzenplatz im Anmelderranking; mit Siemens AG (Platz 3), Robert Bosch GmbH (Platz 4) und der Volkswagen AG (Platz 8) zählen drei weitere Firmen zu den größten zehn Patentanmeldern. Im Teilbereich Automobilbau meldete die Volkswagen AG die meisten Patente beim EPA an.

 

Auch im Technologiefeld Organische Feinchemie befindet sich mit der BASF ein deutsches Unternehmen an der Spitze. Mit der Bayer AG (Platz 3), Merck KGaA (Platz 4) und der Evonik AG (Platz 9) folgen weitere Unternehmen aus Deutschland innerhalb der zehn anmeldestärksten Firmen. In der Messtechnik lagen mit Robert Bosch (1.) und der Siemens AG auf Platz 3 zwei deutsche Unternehmen ganz vorne.

 

Im Gesundheitssektor sind deutsche Unternehmen in allen führenden Technologiefeldern unter den zehn aktivsten Anmeldern vertreten: In der Biotechnologie waren mit Merck KGaA (Platz 7) und BASF (Platz 8) zwei deutsche Unternehmen in den Top 10. Bei Arzneimitteln konnten sich ebenfalls zwei deutsche Firmen unter den Top 10 platzieren – Boehringer Ingelheim auf Platz 8 sowie die Bayer AG (Platz 10). Schließlich reichte die Fresenius SE & Co. KGaA in der Medizintechnik die siebtgrößte Zahl an Patentanmeldungen beim EPA ein. (Abb.: Die größten Anmelder bei EPA aus Deutschland – 2020)

 

Digitale Technologien bleiben stark

 

Die Medizintechnik war insgesamt das anmeldestärkste Technologiefeld beim EPA. Die Wachstumstreiber der Vorberichtsperiode – Digitale Kommunikation (einschließlich der Technologien zur Implementierung von 5G-Netzwerken) und Computertechnik (einschließlich Erfindungen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz) – lagen auf dem zweiten bzw. dritten Platz, mit Zuwächsen von 1,0 % bzw. 1,9 % gegenüber 2019. Im Bereich Transport schwächte sich das Anmeldeaufkommen hingegen erheblich ab (-5,5 % im Vergleich zu 2019), besonders deutlich in den Teilbereichen Luft- und Raumfahrt (-24,7 %) und in geringerem Umfang im Automobilbereich (-1,6 %), wobei der Unterbereich Hybrid-/Antriebssteuerung (+17%) kräftig zulegte.

 

Drei asiatische Firmen im Anmelder-Ranking 2020 vorne – mehr europäische Firmen in den Top 10

 

Das Unternehmensranking der führenden Anmelder spiegelt das anhaltende Wachstum der Patentanmeldungen aus China und Südkorea wider. Samsung stand mit 3 276 Anmeldungen an der Spitze, gefolgt vom Vorjahres-Primus Huawei (3 113) und LG auf dem dritten Rang (2 909). Die Siemens AG lag auf Platz 6, Robert Bosch auf Platz 7 und BASF auf Platz 10. Insgesamt befinden sich unter den Top 10 fünf Unternehmen aus Europa, und damit so viele wie seit 2014 nicht mehr, zwei aus Südkorea und jeweils ein Unternehmen aus China, Japan und den USA.

 

Weitere detaillierte Statistiken sowie den vollständigen Patent Index 2020 finden Sie unter www.epo.org/patent-index2020.

Über Europäisches Patentamt

Mit 6 400 Bediensteten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.

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