Industrieproduktion verliert nach Jahresendspurt den Schwung

Dr. Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am IfW Kiel, kommentiert die aktuellen Zahlen zur Industrieproduktion vom Statistischen Bundesamt:

„Auch die verschärften Shutdown-Maßnahmen konnten der deutschen Industrie bis Jahresende 2020 kaum etwas anhaben. Im Dezember hat sich die Erholung Industrieproduktion fortgesetzt. Sie lag noch rund 3,5 Prozent unter ihrem Vorkrisenniveau. Im vierten Quartal insgesamt ist die Industrieproduktion kräftig um fast 7 Prozent gestiegen. Die Industrie war somit im vierten Quartal eine wesentliche Stütze der Konjunktur.

Für den Jahresbeginn zeichnet sich eine deutlich langsamere Dynamik in der Industrie ab. Dafür sprechen die vorliegenden Frühindikatoren. So hat sich die Zuversicht bei den Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe Umfragen zufolge im Januar eingetrübt. Auch die Auftragseingänge waren zuletzt rückläufig. Schließlich haben sich die tagesaktuellen Werte der Lkw-Fahrleistung, die einen engen Gleichlauf mit der Industrieproduktion aufweisen, zuletzt auf einem niedrigeren Niveau als im Dezember eingependelt. Ein Einbruch so wie im Frühjahr ist jedoch nicht zu erwarten, auch weil sich das für die Industrie besonders wichtige Auslandsgeschäft bis zuletzt robust zeigte. Die Exporterwartungen der Unternehmen zogen im Januar sogar leicht an. Unsicher ist, inwieweit sich die derzeitigen Engpässe bei produktionskritischen Chip-Zulieferungen gesamtwirtschaftlich niederschlagen.

Für das erste Quartal zeichnet sich ein recht deutlicher Rückgang des Bruttoinlandsprodukts ab. So wird die Industrie als Konjunkturstütze wohl vorerst ausfallen. Zudem werden die Shutdown-Maßnahmen die gesamtwirtschaftliche Aktivität im ersten Quartal stärker belasten als im vierten Quartal. Schließlich dürfte die Mehrwertsteuererhöhung zum Jahreswechsel dazu geführt haben, dass zum Jahresende hin private Konsumausgaben vorgezogen worden sind. Das genaue Ausmaß des Rückgangs lässt sich derzeit nur schwer abschätzen, da es vom weiteren Pandemie-Verlauf abhängt und sich die mehrwertsteuerbedingten Vorzieheffekte nur schwer quantifizieren lassen. Insgesamt dürfte der Rückgang aber deutlich geringer ausfallen als im Frühjahr des vergangenen Jahres und mit der erfolgreichen Eindämmung der Pandemie rasch wieder aufgeholt werden.“

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