„Wir brauchen alle die Farben für die Seele“

Breaking News:
Kathmandu Nepal
Dienstag, Sep. 2, 2025
"Ja, ich brauche die Farben", bestätigt Maren Lüke-Amato. Genau das drücken gerade ihre großformatigen Bilder aus. Die Pracht der Blumen: nicht als Stillleben gemalt, sondern als riesiges Panoptikum von Farben und Formen. Die Besucher staunen und schwelgen: "Großartig!" "Ich fühle, blühe auf!"
Auch für Nataliia Lipatski sind große Leinwände eine Herausforderung. Besonders ihr Bild "Rote Stille" fällt auf. Nur vier Tage habe sie dafür gebraucht, erinnert sie sich. Vieles musste aus ihrer bedrückten Seele unbedingt nach draußen, vor allem die Trauer über die Ukraine, ihre zerstörte Heimat. Eine blutrote Sonne über einem sich rot schlängelnden Fluss. Ihre Eltern sind in Odesa geblieben. Aber sie selbst fühlte dort nur noch Angst. Und so landete Nataliia zusammen mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn in Laatzen. Die Kunst war für sie wie ein Rettungsanker. "Manchmal vergessen die Menschen das Licht“, sagt sie und weiter: "Ich möchte, dass sie wieder an das Licht denken." Und so tanzt auf einem ihrer Bilder die Sonne innig mit dem Mond. Und auf einem anderen Bild sitzt ein in sich selbst versunkener Mann mit schwarzer Jacke auf dem Boden. Hinter ihm bildet die gelbe Sonne einen Kreis der Hoffnung.
Eine ganz andere Hoffnung geht auch durch manche Bilder von Lena Hildebrandt. Möge der weibliche Körper nicht länger als Objekt dienen, sondern sich von Missbrauch und Chaos befreien. "I’m my own Peace": nennt sie ein Bild. Der Körper leuchtet, als seien alle Farben in ihm vereint.
Das Werk von Angelika Schmidt zeichnen gleich mehrere Perspektiven aus. Witzig ihre sinnlichen Damen am "Strandtag" und der "Mädelsabend" mit fünf Frauen, die mindestens die Vorliebe zu blauen Hüten eint. Daneben dann großformatige Acryl-Bilder voller Energie-Ausbrüche: "Green happiness" und "Infinity blue". Wenn das nicht auf die Besucher der Vernissage abfärbt! Hartmut Brandts Spiel auf dem Saxophon passt dazu sehr gut, Musik und Malerei harmonieren eben. Dazu "Small talk" und Fachsimpelei. Über Visionen wird geredet und deren Realisierung. Die "GlowArt Galerie" Laatzen scheint dafür ein passender Ort.
"Jeder Betrachter hat eine eigene Phantasie“, sagt Ramona Lindhorst. Und sie wünscht sich, dass ihre abstrakten Bilder diese Zugänge öffnen. Farbschichten, Seelenschichten, Struktur und Abbild menschlicher Empfindungen. Und so können sich die Besucher vertiefen: in das Über- und Miteinander von Orange und Blau der das Gold in "Patina" der "Strömung". Je länger man ihre Bilder betrachtet, desto mehr wandelt man schon in ihnen und damit in sich selber.
Und dann ist da noch die Kunst von Inga Berkensträter. "Die sieht so glücklich und so unbeschwert aus", sagt eine Besucherin, als sie vor dem Bild "Sanfte Stärke" steht. Sie schaut auf ein Mädchen mit goldgelben Locken, und es ist, als wäre ihre große rote Schleife um Hals und Schultern wie zwei Flügel. Ein wunderbares Wesen voller Anmut und Mut zugleich. "Ach, wäre es doch lebendig", denkt vielleicht mancher Betrachter. Ira Thorsting, die Vorsitzende der "Kleinen Herzen Hannover", hat das Bild tatsächlich beflügelt. Da ist eine neue Idee in ihrem Kopf. Schon als Kind habe sie mit einer Packung Buntstifte ihren "Glücksort" gefunden, erzählt Inga Berkensträter. Aber eine Menge Umwege waren nötig, um sich in der Kunst wirklich heimisch zu fühlen. Heute sei sie "in der eigenen Mitte angekommen" und probiere Möglichkeiten aus, wie das auch andere Menschen erreichen könne. "Ich mag es, den Gefühlen ein Gesicht zu geben", und dann spricht sie über ihren Ehemann, den "Seelenmenschen". Er war sehr krank, und den Weg seines Sterbens begleitete sie mit 60 "intuitiv gemalten Portraits und Affirmationen", Kraft gebende Worte. „Das könnte doch eine weitere Farbe in ihren Projekten für herzkranke Kinder werden“, sagt Ira Thorsting. Das Begleiten von Menschen im Leben und im Sterben: das ist bis heute ein Credo der "Kleinen Herzen Hannover".
Und so klingt eine interessante Vernissage ganz still und stark nach. Möge die Benefiz-Ausstellung "Herzstücke" die Besucher inspirieren und den Herzpatienten in der Medizinischen Hochschule Hannover helfen. Ein Dankeschön an Michael Panusch und an die sechs Künstlerinnen: für ihr farbenfrohes Miteinander!
[Text: Michael Heuer / Kleine Herzen Hannover e.V.]
„Kleine Herzen Hannover“ ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 2006 einmalige und bereits mehrfach bundesweit ausgezeichnete Projekte in der Kinderherzklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) anbietet, die alle auch immer „Hilfe zur Selbsthilfe“ bedeuten. Denn: Jedes Jahr werden allein in Deutschland etwa 9.000 Kinder mit einem Herzfehler geboren. Den meisten kann mit modernsten medizinischen Mitteln geholfen werden. Die Forschung macht ständig Fortschritte. Deutsche Kinderkardiologen und Kinderherzchirurgen gehören zu den besten weltweit. Für die Familien der kleinen Patienten aber bleibt die Belastung, das Monate oder Jahre dauernde Bangen. Es tut weh, ein Kind in der Klinik allein lassen zu müssen, aber nicht alle Familien haben das Glück, dort zu wohnen, wo es ein Herzzentrum gibt. „Kleine Herzen Hannover“ ist ein kleiner Verein, der bewusst auf einen Verwaltungsapparat verzichtet. Darum wird jeder Spendencent in genau definierten Projekten umgesetzt.
Kleine Herzen Hannover e.V. c/o Ira Thorsting
Lendorfstraße 16
30974 Wennigsen-Degersen
Telefon: 01795097103
http://www.kleineherzen.de