Neue Maßstäbe für langlebige Elektronik: Das EU-Energielabel für mobile Endgeräte

Ab dem 20. Juni 2025 wird ein neues Energielabel für mobile Endgeräte in der EU verpflichtend. Es gilt für Tablets mit Android oder iPadOS als Betriebssystem und alle Smartphones und signalisiert eine neue Ära im europäischen Produktschutz: Erstmals bewertet ein EU-weit einheitliches und vom Fraunhofer IZM maßgeblich mitentwickeltes Label neben der Energieeffizienz auch die Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Reparierbarkeit von Geräten.

Die europäische Verordnung zielt darauf ab, die Lebensdauer von Mobilgeräten signifikant zu verlängern – mit klaren Vorteilen für Verbraucher*innen und die Umwelt gleichermaßen. Schon im Jahr 2022 konnte eine Umfrage vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM zeigen, dass nicht nur der Energieverbrauch für die Benutzenden, sondern maßgeblich die Langlebigkeit der Geräte eine Rolle spielt. Für die Umweltbilanz ist letztere ausschlaggebend, denn eine verlängerte Lebensdauer bedeutet nicht nur eine geringere Umweltbelastung bei der Produktion, sondern auch niedrigere Anschaffungskosten, da seltener ein neues Gerät gekauft werden muss. Durch technische Anforderungen an Robustheit, Batterielebensdauer sowie garantierten Zugang zu Ersatzteilen und Softwareupdates soll der durchschnittliche Lebenszyklus eines Mittelklasse-Smartphones von bisher 3,0 auf 4,1 Jahre steigen. So fördert die Initiative nicht nur nachhaltigen Konsum, sondern hilft auch bei der Reduktion von Elektroschrott, welcher eine immer größere Belastung für die Umwelt ist.

Nachhaltige Wirkung durch technische Anforderungen
Das Label ist eng verzahnt mit neuen Ökodesign-Vorgaben. Ein besonderer Meilenstein: Die neue Kennzeichnung führt erstmals EU-weit eine standardisierte Reparierbarkeits-bewertung ein, die es so bislang für noch keine Produktgruppe gab. Noch viel wichtiger als eine gute Reparierbarkeit ist eine gute Haltbarkeit des Geräts, damit der zu reparierende Schadensfall gar nicht erst eintritt. Daher werden dem Reparierbarkeits-Index drei weitere Bewertungen zur Seite gestellt, die typische Schwachstellen adressieren: So wird die Robustheit gegenüber Stürzen dargestellt und auch der Schutz gegenüber dem Eindringen von Staub und Feuchtigkeit erhält mit der Angabe der IP-Klasse einen prominenten Platz auf dem Label. Batterien sollen mindestens 800 Ladezyklen überstehen und dabei 80 % ihrer ursprünglichen Kapazität behalten. Es ist zu erwarten, dass viele Smartphones Batterieladezyklen von deutlich über 1000 erreichen und damit eine Differenzierung gegenüber Produkten, die nur die Minimalanforderungen einhalten, möglich wird. Zusätzlich verpflichtet die neue Ökodesign-Verordnung die Hersteller, kritische Ersatzteile mindestens sieben Jahre lang zur Verfügung zu halten. Ebenfalls müssen sie einen diskriminierungsfreien Zugang zu notwendiger Software und Firmware für Reparaturmaßnahmen gewährleisten. Sämtliche Produkte, die das EU-Energielabel tragen, müssen von den Herstellern in einer europäischen Produktdatenbank (EPREL) eingetragen werden. Der Zugriff auf diese Datenbank erfolgt unter anderem über den QR-Code auf dem Energielabel. Dies ermöglicht eine fundierte Kaufentscheidung auf Basis von Nachhaltigkeitskriterien – ganz im Sinne einer zirkulären Wirtschaft.

Die Einsparpotenziale sind beachtlich: Durch die neuen Vorgaben wird bis zum Jahr 2030 mit einer Reduktion des Primärenergieverbrauchs für Herstellung, Vertrieb und Nutzung mobiler Endgeräte um fast 14 Terawattstunden pro Jahr gerechnet, was etwa einem Drittel der bisher benötigten Menge an Energie entspricht. Auch die Stromersparnisse mit ca. einem Viertel für High-End-Smartphones und Tablets sind erheblich. Insgesamt ergeben die Maßnahmen für die EU-Staaten eine Einsparung von 20 Milliarden Euro, was etwa 98 Euro pro Haushalt und Jahr entspricht – ein starkes Argument für nachhaltige Technik.

Fraunhofer IZM als maßgeblicher Impulsgeber
Das Fraunhofer IZM war intensiv an der Entwicklung des neuen Labels und der Mindestanforderungen hinsichtlich des Ökodesigns beteiligt – insbesondere haben Forschende am Fraunhofer IZM die Tests zur mechanischen Robustheit mitentwickelt. So zum Beispiel einen Sturztest, der künftig Voraussetzung für die Marktzulassung von Mobilgeräten ist. Projektleiter und Ökodesign-Experte Karsten Schischke vom Fraunhofer IZM fasst zusammen : „Mit dem neuen EU-Energielabel rücken wir Zuverlässigkeit und Reparierbarkeit für mobile Endgeräte in den Mittelpunkt. Dadurch werden nicht nur Ressourcen erheblich geschont, sondern ebenfalls auf die Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Langlebigkeit eingegangen. Die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten können somit um ein Vielfaches reduziert werden.“ Bereits in Entwicklung ist ein vergleichbares Label für Laptops, das voraussichtlich ab 2028 eingeführt werden soll – erneut unter Mitwirkung des Fraunhofer IZM.

Die Ökodesign-Verordnung (EU) 2023/1670 für Mobiltelefone, schnurlose Telefone und Tablets ist eine Durchführungsmaßnahme der Richtlinie 2009/125/EG. Parallel dazu wurde die Delegierte Verordnung (EU) 2023/1669 zur Energieverbrauchskennzeichnung von Smartphones und Tablets erlassen. Beide Regelwerke gelten ab dem 20. Juni 2025. Mehr Informationen zu den Verordnungen unter : Smartphones und Tablets – Europäische Kommission und Ecodesign requirements for smartphones & tablets (act to correct Regulation (EU) 2023/1670).

(Text: Lotta Jahnke)

Über Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM

Das Fraunhofer IZM ist weltweit führend bei der Entwicklung und Zuverlässigkeitsbewertung von Technologien für die Aufbau- und Verbindungstechnik von zukünftiger Elektronik. Hierdurch entstehen Eigenschaften, die bislang eher untypisch für Mikroelektronik sind: zum Beispiel wird sie dehn- oder waschbar, hochtemperaturbeständig oder extrem formangepasst. Die Forschenden des Fraunhofer IZM setzen dabei ebenso Maßstäbe für die Umweltverträglichkeit von Elektronik.

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