Der Kölner Zoo ist bereits seit vielen Jahren für den Erhalt der natürlichen Ökosysteme Vietnams aktiv. Er betreibt im Norden des Landes zusammen mit dem Institute of Ecology and Biologiacl Resources (IEBR) als Partnerorganisation ein Naturschutzzentrum. Daraus resultieren wichtige Erfahrungswerte, die Prof. Theo B. Pagel, Direktor des Kölner Zoos, und Prof. Dr. Thomas Ziegler, Kurator und Leiter der Schutzprojekte des Zoos in Südostasien, in die „Vietnamazing“-Initiative einbringen. Der Kölner Zoo hat bereits rd. 20.000 Euro in das Budget der Kampagne eingezahlt. Er fördert aus Mitteln seines Artenschutz-Euros zusätzliche Projekte vor Ort.
Vielzahl von Maßnahmen, die ineinandergreifen
Die europaweite Kampagne soll durch Fundraising möglichst viel Geld zusammenbringen, um damit die zahlreiche Maßnahmen, die die einzigartige Flora und Fauna Vietnams schützen, zu finanzieren. Dies umfasst u.a. Kommunikations- und Umweltbildungsprogramme, Lobbyarbeit und die Vernetzung internationaler Akteure, die weitere Erforschung der Ökosysteme Vietnams sowie die Bereitstellung von Geldern, Technik und Know-how für konkrete Schutzmaßnahmen. Dazu zählt zum einen z.B. der Aufbau von Erhaltungszuchten in Zoos sowohl in Europa, als auch in Vietnam, um Tiere bedrohter Arten später zur Stärkung der natürlichen Bestände auswildern zu können. Zum anderen werden auch Vorhaben in Vietnam selbst unterstützt: von der Finanzierung von Projekten zur Bestandserhebung bis zur Zuarbeit für die Einrichtung von Schutzgebieten in Abstimmung mit der vietnamesischen Regierung. In den Fokus rücken zunächst neun Schwerpunktarten: die vom Aussterben bedrohte Landschneckenart Bertia cambojensis, die kaum bekannte, erst vor kurzem entdeckte Nuichua-Stabschrecke, der Prachtflossensauger sowie Vietnamfasan und Gibbon. Bei den Amphibien und Reptilien sind es Vietnamesische Krokodilmolche und Moosfrösche sowie Krokodilschwanzechsen und die wohl bereits in der Natur ausgestorbene Annam-Bachschildkröte, für die besonders intensiv Schutzmaßnahmen angeschoben werden sollen.
Prof. Theo B. Pagel: „Vietnam ist eine Wunderwelt der biologischen Vielfalt. Ein Drittel aller dort lebenden Arten sind endemisch. Das heißt, dass sie nur dort vorkommen. Immer wieder werden neue Arten entdeckt. Leider sind viele laut Weltnaturschutzunion vom Aussterben bedroht. Mit ihrer gemeinschaftlichen EAZA-Kampagne starten Zoos eine hocheffektive, internationale Mission zum Schutz vietnamesischer Tiere.“ Prof. Dr. Thomas Ziegler: „Zoos sind heutzutage wesentliche Akteure im Artenschutz und bringen ganz viel Power auf die Straße. Sei es durch Erhaltungszuchtprogramme oder den Naturschutzeinsatz direkt vor Ort mit Partnern in den weltweiten Artenschutznetzwerken. Zusammen mit vielen anderen Akteuren bauen wir ganz konkret und mit großem Praxisbezug Schutzprogramme für Säuger, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische und die oftmals vernachlässigten Wirbellosen wie Schnecken und Insekten in Vietnam aus. Es gilt, den südostasiatischen Artenschatz für künftige Generationen zu bewahren.“
Erstmals gezeigt: TV-Doku „Vietnams geheimer Norden“
Die „Vietnamazing“-Kampagne der EAZA wurde gestern im Rahmen einer Film-Premiere in Deutschland vorgestellt. Gezeigt wurde die TV-Dokumentation „Vietnams geheimer Norden – Im Reich der Bergregenwälder“ (eine Co-Produktion von Skyland Productions, Catkin Media und Flying Pangolin Film mit ORF in Zusammenarbeit mit arte, DocLights/NDR Naturfilm und ORF-Enterprise – Erstausstrahlung: 12. und 13. März bei arte). Der Film portraitiert mit Vietnam eines der artenreisten Länder der Erde. Dem Film-Team um Autorin Heike Grebe gelangen mit waghalsigen Expeditionen in entlegene Gebiete und aufwendiger Ton- und Kameratechnik spektakuläre Aufnahmen hochseltener Tiere. Um diese Exoten, die oftmals nur in sehr abgelegenen und eng eingegrenzten Orten leben, finden und dort drehen zu können, nutzte man die Kenntnisse und Netzwerke der Vietnam-Experten aus dem Kölner Zoo.
„Thomas Ziegler ist der führende Experte, wenn es um die Reptilien und Amphibien Vietnams geht“, berichtet Heike Grebe, Autorin der Dokumentation. „Er selbst hat viele Arten neu entdeckt, zum Beispiel die Krokodilschwanzechse. Thomas Ziegler und sein Team vom Kölner Zoo halfen uns, Ideen für Tiergeschichten zu entwickeln, und stellten den Kontakt zu ihrer Vietnamesischen Partnerorganisation, dem IEBR, her. Mit deren Hilfe konnten wir überhaupt erst unsere Dreharbeiten in Vietnam starten, denn es braucht professionelle Unterstützung, um die Genehmigungen zu bekommen, in den Naturschutzgebieten zu filmen“, erklärt Grebe.
In der Melinh-Biodiversitätsstation, die vom Kölner Zoo gefördert wird, finanzierte das Filmteam den Aufbau eines großen Außengeheges für die Haltung der stark bedrohten Krokodilschwanzechsen. In dieser Anlage konnten sie Filmaufnahmen der empfindlichen Reptilien machen, ohne diese zu stressen. So konnten diese einzigartigen Tiere erstmals für das deutsche Fernsehen gefilmt werden. Die stark bedrohte vietnamesische Krokodilschwanzechse wird sowohl in der Melinh-Station als auch im Kölner Zoo vermehrt; so ist eines der Kampagnenziele die Stärkung der geschwächten Bestände in der Natur – es gibt nur noch wenige Tiere in den Wäldern Nordvietnams.
Infos und Spendenmöglichkeit: https://vietnamazing.eu/
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