Krankenstand in der Pflege: Anstieg um mehr als 44 Prozent in elf Jahren

Nie zuvor waren Beschäftigte in der Pflege so oft krankgeschrieben wie im vergangenen Jahr: Drei von vier Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die professionell pflegen, haben sich 2022 mindestens einmal arbeitsunfähig gemeldet. Insgesamt fielen sie an 8,8 Prozent aller Arbeitstage aus, so oft wie nie zuvor. 2021 hatte dieser Anteil noch bei 7,2 Prozent und vor elf Jahren sogar bei 6,1 Prozent gelegen. Damit ist der Krankenstand in der Pflege in den vergangenen elf Jahren um 44,2 Prozent gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten des AOK-Bundesverbandes.

„Die Anforderungen an die Pflege sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Hinzu kommen Belastungen durch den andauernden Personalmangel. Das geht häufig zulasten der Gesundheit der Beschäftigten“, sagt Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, anlässlich des Welttages für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am 28. April. Doch nur gesunde Pflegekräfte könnten eine gute Pflege leisten. Deshalb unterstützt die AOK immer mehr Pflegeeinrichtungen mit Angeboten der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF). „Grundsätzlich kommt es aber darauf an, notwendige Reformen im Krankenhaus- und Pflegebereich endlich anzugehen. Dies ist die Grundlage, um Arbeitsbedingungen und -organisation in der Pflege zu verbessern“, betont Reimann auch im Hinblick auf die morgige 1. Lesung zum Pflegeunterstützungs- und –entlastungsgesetz (PUEG) im Bundestag.  

Der Krankenstand-Vergleich mit anderen Berufsgruppen zeigt: Die knapp 700.000 AOK-versicherten Beschäftigten in der Pflege lagen im vergangenen Jahr durchschnittlich bei 32 Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage) je AOK-Mitglied und damit acht Fehltage (30,6 Prozent) über dem Durchschnitt aller bei der AOK versicherten Berufstätigen.

Am häufigsten krankgeschrieben waren Beschäftigte in Pflegeberufen aufgrund von Atemwegserkrankungen. Die Anzahl der Fälle mit dieser Diagnose hat sich im Vergleich zu 2021 mehr als verdoppelt. Statistisch hat fast jede Pflegeperson diese Diagnose einmal bekommen und blieb damit durchschnittlich acht Tage zu Hause. Im Vergleich: Um eine Muskel- und Skelett-Erkrankung auszukurieren, waren durchschnittlich 20 Tage nötig, für eine psychische Erkrankung etwa 33 Tage.

Angebote zur Betrieblichen Gesundheitsförderung

Ziel der BGF ist es, die Gesundheitspotenziale der Beschäftigten zu stärken und arbeitsbedingten Erkrankungen vorzubeugen. „Wir unterstützen Menschen in Pflegeberufen bei ihrer verantwortungsvollen Arbeit durch eine intensive Betriebliche Gesundheitsförderung“, sagt Reimann und ergänzt: „Im vergangenen Jahr haben wir unser Engagement im Rahmen der Initiative ‚Pflege.Kräfte.Stärken.‘ weiter verstärkt und mit verschiedenen digitalen sowie hybriden BGF-Angeboten speziell Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser adressiert.“ Laut Fehlzeiten-Report 2020 werden Beschäftigte, die sich am Arbeitsplatz wohl- und wertgeschätzt fühlen, seltener krank. Eine gute Zusammenarbeit im Team und ein gutes Betriebsklima seien deshalb wichtige Faktoren, die zur Gesunderhaltung der Beschäftigten beitragen.

Im vergangenen Jahr war die AOK – trotz der andauernden pandemiebedingten Zugangsbeschränkungen – bundesweit in über 1.500 Einrichtungen aktiv, in 200 mehr als im Jahr zuvor. Die meisten Unternehmen, die von der AOK begleitet wurden, BGF-Maßnahmen zu planen oder umzusetzen, waren Pflegeheime (63,4 Prozent). Bei jeder fünften Einrichtung handelte es sich um ein Krankenhaus und 16 Prozent waren im ambulanten Bereich angesiedelt. Zur Verbesserung der Arbeitsgestaltung, Arbeitsorganisation, Kommunikation und Information wurden mehr als 560 Maßnahmen im Jahr 2022 initiiert. Knapp 700 Einrichtungen hat die AOK bei Aktivitäten unterstützt, die Pflegende und Führungskräfte für Gesundheitsthemen sensibilisieren und gesunde Verhaltensweisen vermitteln.

„Auch in diesem Jahr setzen wir verstärkt auf die Gesundheitsförderung in Pflegeberufen. Mit persönlicher Beratung und bedarfsgerechten BGF-Angeboten unterstützen wir Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser dabei, ihre Beschäftigten im Rahmen von Präventions- und Gesundheitsprogrammen zu schützen und zu fördern“, sagt die AOK-Vorständin. Die Angebote reichen vom Resilienztraining über Konzepte zum altersgerechten Arbeiten bis hin zur Unterstützung beim gesunden Diversity-Management.

Weiterführende Informationen finden Sie auf www.aok-bv.de.

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