Beratungsass geht in den Ruhestand

Die Frage „Welcher Job ist der richtige für mich?“ wird für viele junge Menschen immer schwieriger zu beantworten. Die duale Ausbildung im Handwerk bietet ihnen dabei eine hervorragende Perspektive. Denn der Fachkräftebedarf ist nach wie vor hoch und mit mehr als 130 Berufen – von A wie Augenoptiker bis Z wie Zweiradmechatroniker steht eine Vielzahl an zukunftsorientierten Berufen zur Auswahl. Da ist es gar nicht so einfach, sich zu entscheiden. Umso wichtiger ist es, die Heranwachsenden bei diesem Prozess ein Stück weit an die Hand zu nehmen. Einer, der das seit gut 35 Jahren macht, ist Dieter Friedrichs von der Handwerkskammer für Ostfriesland.

In seiner Funktion als Ausbildungsberater informiert und berät er nicht nur potenzielle Auszubildende und die, die es bereits sind, sondern steht auch den Handwerksbetrieben bei allen Fragen rund um das Thema Ausbildung zur Verfügung. „Einfach gesagt heißt das, ich informiere über Ausbildungsinhalte und -anforderungen, Umschulungsmöglichkeiten sowie rechtliche und organisatorische Fragen“, erklärt der Plaggenburger. Darüber hinaus leistet er auch Hilfestellung bei Erstausbildungen und überprüft, ob ein Betrieb die nötigen Voraussetzungen erfüllt, um ausbilden zu dürfen. Ende Januar verabschiedet sich der 65-Jährige nun in den verdienten Ruhestand und übergibt damit den Staffelstab an seinen Nachfolger Jörg Harms. Der 37-jährige Ihlower ist in den vergangenen Monaten bereits in seine zukünftigen Aufgaben eingearbeitet worden.

Gestartet hat der Diplom Kaufmann seine Karriere bei der Handwerkskammer am 1. April 1988 und war zunächst in der Lehrlingsrolle tätig. 2010 übernahm er dann von seinem Vorgänger Artur Mannott den Posten des Ausbildungsberaters. Seitdem hat sich einiges getan. „Wir sind heute EDV mäßig viel besser ausgestattet als zu meiner Anfangszeit. Dementsprechend können wir auch viel mehr Daten erfassen“, so Friedrichs. Eine der größten Veränderungen sei jedoch die Neuordnung der Berufe im Jahr 2003 gewesen, da sich dadurch nicht nur die Bezeichnungen, sondern auch die inhaltlichen sowie prüfungsrelevanten Anforderungen einiger Gewerke geändert hätten. „Teilweise wurden zwei Berufe zu einem zusammengeführt. Das hat sich anfänglich natürlich auch in den Prüfungen bemerkbar gemacht. Denn man kann den Stoff aus sieben Jahren nicht plötzlich in der Hälfte der Zeit vermitteln“, erklärt der Ausbildungsberater.

All die Neureglungen hätten natürlich auch immer mal wieder Fragen aufgeworfen. Zum Glück konnte Dieter Friedrichs dabei aber auch auf die Hilfe seiner Kolleginnen und Kollegen der anderen Handwerkskammern in Norddeutschland zählen. „Wir haben uns nach und nach verschiedene Arbeitskreise aufgebaut, um uns auf dem kurzen Dienstweg austauschen zu können.“ Das sei vor allem bei Vermittlungsgesprächen hilfreich gewesen, denn Aufgabe eines Ausbildungsberater ist es auch, Betriebe und Auszubildende bei Problemen und Konflikten zu beraten. „Trotz meiner jahrelangen Erfahrung gab es immer mal wieder kuriose Gespräche und Situationen von denen ich dachte ‚das ist mir noch nie passiert‘. Da ist es ganz hilfreich, wenn man noch mal den einen oder anderen Kollegen um Rat fragen kann“, sagt er schmunzelnd.

Neben vielen Herausforderungen gab es aber auch schöne Momente. Der Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks (PLW), für den er auf Kammerebene mitverantwortlich für die Organisation war, sei immer einer seiner persönlichen Höhepunkte des Jahres gewesen. „Es war einfach toll, die jungen Nachwuchstalente ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten zu können und zu sehen, wie sie sich entwickeln und an ihren Aufgaben wachsen“, erklärt er.

Jetzt freut er sich aber erst einmal auf den baldigen Ruhestand, für den er bereits ein paar Pläne hat. „Viel Fahrrad fahren und regelmäßige Kurzurlaube. Da ich ehrenamtlich aber auch in einigen Prüfungsausschüssen vertreten bin, bleibe ich der Handwerkskammer wohl noch ein Weilchen erhalten“, verrät er abschließend.

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