„Sucht geht uns alle an, Hilfe auch!“
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Mittwoch, Nov. 12, 2025
Suchtberatungsstellen sind ein unverzichtbarer Teil der Versorgung suchterkrankter Menschen und Angehöriger und häufig die erste Anlaufstelle, in der sie beraten und begleitet werden. Suchtberatungsstellen sind außerdem die wichtigste Schnittstelle für die Vermittlung in weiterführende Hilfen wie Suchtfachkliniken, betreute Wohnformen und Selbsthilfegruppen.
„Die Finanzierung der Suchtberatung ist jedoch nicht gesetzlich verankert und abgesichert. Sie ist Teil der allgemeinen kommunalen Daseinsvorsorge, ohne dass festgelegt ist, wieviel Suchtberatungsangebote pro Bevölkerungsanteil vorzuhalten sind. Für jede Suchtberatungsstelle muss mit der zuständigen Stadt oder dem Kreis eine Förderung ausgehandelt werden. Daraus ergibt sich eine sehr unterschiedliche, von vielen Faktoren abhängige Förderstruktur,“ erklärt Thomas Reichert, Leiter des Blaukreuz-Zentrums Lippe.
Beratungsstellen sehen sich zunehmend damit konfrontiert, dass festgelegte Förderungen und Finanzierungszuschüsse nicht den steigenden Personal- und Sachkosten entsprechend angepasst werden. In den letzten Jahren sind nicht nur Personal-, sondern insbesondere auch Sachkosten wie Mieten und Energiekosten überdurchschnittlich gestiegen, was durch die festgelegten Personal- und Sachkostenpauschalen schon lange nicht mehr gedeckt wird. Die ohnehin vielfach gegebene Unterfinanzierung vieler Suchtberatungsstellen verschärft sich dadurch weiter. Suchtberatungsstellen sehen sich in der Folge gezwungen, Personalstellen zu kürzen und damit letztendlich Angebote der Suchtberatung einzuschränken.
Thomas Reichert schildert die Situation in Nordrhein-Westfalen so: „Die Landesgrundförderung für die Suchtprophylaxe und Suchtberatung wurde nie angepasst. Dadurch entsteht ein strukturelles Defizit, dass alle Beratungsstellen in Deutschlands einwohnerreichstem Bundesland betrifft.“
„Die kommunale Förderung ist seit Jahren unverändert, dadurch steigt das jährliche Defizit weiter an. Von der Kommune ist aufgrund der prekären Haushaltssituation keine Verbesserung in der Finanzierung der Suchtberatungsstelle zu erwarten,“ beschreibt Nicole Weixel, Leiterin des Blaukreuz-Zentrums in Hagen, die Situation in ihrer Stadt.
In den psychosozialen Beratungsstellen des Blaukreuz-Zentrums in München werden jährlich über 1.500 Klientinnen und Klienten betreut. Es kommt zu mehr als 12.000 klientelbezogenen Kontakten. Der Leiter des Blaukreuz-Zentrums, Stefan Fischer, sieht auch hier Handlungsbedarf: „Die Fachstellen erhalten eine Personal- und Sachkostenpauschale. Die Anpassungen dieser Kostenpauschalen reichen jedoch nicht aus, die Steigerungen der Lohn- und Sachkosten aufzufangen. Insbesondere die hohen Mietsteigerungen in München werden durch die Pauschalen nicht abgebildet, so dass die Suchtberatung unterfinanziert ist.“
Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen Prof. Hendrik Streeck unterstreicht die außerordentliche Bedeutung dieses Angebots, das es gilt finanziell auf ein stabiles Fundament zu stellen: „Suchtberatung rettet Leben. Sie verhindert Eskalation, entlastet Familien und Kommunen und stabilisiert das öffentliche Gesundheitswesen. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass sie niedrigschwellig bleibt, finanziell abgesichert wird und für alle erreichbar ist – analog und digital.“
Das Blaue Kreuz Deutschland unterstützt suchtgefährdete und suchtkranke Menschen sowie Angehörige. Mit seinen 132 fachlichen Angeboten bietet das Blaue Kreuz Begleitung und Hilfe, damit Menschen ihr Ziel erreichen: befreit leben lernen. An 360 Standorten mit 1.050 Gruppen- und Vereinsangeboten engagieren sich ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende für abhängige Menschen und Angehörige. Mit blu:prevent, der innovativen und erfolgreichen Suchtpräventionsarbeit, setzt sich das Blaue Kreuz dafür ein, die Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen so zu stärken, dass ein Leben ohne Abhängigkeit gelingen kann.
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