Abkündigung LVDT-Treiberbaustein AD698 (Analog Devices)

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Freitag, Juni 6, 2025
Induktive Voll- und Halbbrücken, sogenannte LVDT (Linear Variable Differential Transformer) sind induktive Sensoren zur Wegmessung und benötigen eine LVDT-Elektronik für den Betrieb und die Erzeugung eines Ausgangssignals. Viele Hersteller und Entwickler von LVDT-Elektroniken bedienen sich für die Aufbereitung des Rohsignales gerne eines universellen monolithischen LVDT-Treiberbausteines wie z.B. den AD698 von Analog Devices. Die Entwicklung gestaltet sich relativ simpel, da Schaltung und Layout teils vom Hersteller des Chips vorgegeben werden. Problematisch wird es jedoch, wenn ein solcher Baustein – wie im Falle des AD698 – abgekündigt wird: Entwickler stehen dann unter erheblichem Zeitdruck, eine leistungsfähige und kompatible Ersatzlösung zu realisieren.
Funktionsweise und technische Eigenschaften des AD698
Vorteile und Herausforderungen beim Einsatz des AD698
Für die Entwicklung einer LVDT-Elektronik bedeutet dies zunächst ein sorgenfreies Leben und die Eigenleistungen beschränken sich im Wesentlichen auf eine rauscharme und bipolare Spannungsversorgung aller Bauteile auf der Platine. Weiter ist ein Buffer für die Versorgung der Primärspule zu integrieren, um die Eigenerwärmung des AD698 zu minimieren und möglichen Schwierigkeiten hinsichtlich elektromagnetischer Verträglichkeit (EMV) vorzubeugen.
Für den Abgleich zwischen LVDT und AD698 sind Maßnahmen zur Phasenkompensation und Verstärkungseinstellung via DIP-Schalter oder Potentiometer notwendig, um den AD698 in den richtigen Arbeitspunkt zu rücken sowie die Integration eines EMV-Schutzes, Verpol- und Kurzschlussschutz und einer Kabelbrucherkennung. Für einen Entwickler ein einfaches Spiel und man verliert wenig Gedanken darüber, wie eine performante Demodulation aufgebaut wird oder wie der Temperaturkoeffizient des LVDT in Griff zu bekommen ist.
Problemfall Abkündigung AD698
Bei Verwendung eines universellen LVDT-Treiberbausteines ist das komplette Design der LVDT-Elektronik an die Eigenschaften des Bausteines anzupassen. Dies kann sehr problematisch sein, falls der Baustein eines Tages abgekündigt wird. Bezüglich des AD698 (Analog Devices) ist genau das im Jahre 2023 erfolgt. Natürlich ist der Baustein nach Abkündigung noch für eine bestimmt Zeit verfügbar, doch reicht diese oft nicht aus, um schnell eine performante Nachfolgeelektronik zu entwickeln. Darüber hinaus hat man nach der Abkündigung mit steigenden Preisen zu kämpfen und versierte Broker für Elektronikkomponenten kaufen oft eine noch lagerhaltige Restmenge vom Hersteller ab. Beim Versuch der regulären Beschaffung stößt man auf Hinweise wie „discontinued“ oder „nicht mehr vorrätig“, während Broker diese Bauteile zu stark überhöhten Preisen wieder auf dem Markt anbieten – ein lukratives Geschäft.
Die Neuentwicklung der digitalen LVDT-Elektronik DEEneo
Die Firma eddylab GmbH in Otterfing beschäftig sich seit vielen Jahren mit der Entwicklung und Herstellung von LVDT-Sensoren und Elektroniken.
Dazu der Geschäftsführer Michael Reiter: „Auch wir haben den AD698 über 20 Jahre verwendet, ich hatte aber immer die Befürchtung, dass der Baustein irgendwann abgekündigt wird und wir am Ende mit leeren Händen dastehen. Daher haben wir frühzeitig die Eigenentwicklung gestartet. Jetzt ist der Baustein tatsächlich abgekündigt und wir haben ein Nachfolgeprodukt in der Schublade.“
eddylab hat das Problem frühzeitig erkannt und die neue digitale LVDT-Elektronik „DEEneo“ unabhängig von einem universellen LVDT-Treiberbaustein auf Basis eines Microcontrollers entwickelt. Die Entwicklung war nicht aus der Luft gegriffen – eddylab hat langjährige Erfahrung in der Entwicklung von Mikrocontroller basierten Elektroniken für hochdynamische Wirbelstromsensoren.
Dennoch sind die Hürden der Entwicklungsleistung deutlich höher und nicht zu vergleichen mit einer einfachen Entwicklung unter Verwendung eines LVDT-Treiberbausteines wie dem AD698 von Analog Devices. Man benötigt ein ausgeklügeltes Konzept für die Demodulation – das Herzstück der LVDT-Signalverarbeitung.
Technische Anforderungen und Designüberlegungen
Grundlegend muss die LVDT-Elektronik ein rauscharmes, hochauflösendes und verzerrungsfreies Ausgangssignal bereitstellen. Bei der Entwicklung einer digitalen LVDT-Elektronik ist besonders darauf zu achten, die Störsignale des Mikrocontrollers zu unterbinden. Dazu ist ein aufwendiges Platinenlayout nötig mit penibel getrennten Masseflächen für den digitalen und analogen Bereich und die Verwendung von hochpräzisen Referenzspannungsquellen für die analoge Signalaufbereitung.
Des Weiteren ist besonderes Augenmerk auf die Erzeugung der notwendigen Versorgungspannungen der einzelnen Bauteile zu legen. Digital- und Analogteil müssen entkoppelt versorgt werden, damit ein mögliches Übersprechen von Störungen über die Versorgungsspannung vom Digital- zum Analogteil vermieden wird.
Einsatz externer Wandler ADC und DAC
Durch die hohen Anforderungen im Bereich der Messtechnik eignen sich im Microcontroller integrierte ADCs und DACs nur bedingt. Zielführend ist nur die Integration externer Wandler mit einer Auflösung von mindestens 16 bit sowie die Kombination von analogen und digitalen Filtern. Die Problematik liegt im Mikrocontroller selbst, da viele verschiedene Taktfrequenzen vorliegen, welche an sämtlichen Ein- und Ausgangspins zu messbaren Störungen führen.
LSB (last significant bit) beschreibt die Schwankung der letzten digitalen Stelle als störende Ursache für quantisierende Signalsprünge im Ausgang – in etwa zu vergleichen mit einer Digitalanzeige einer Personenwaage und dem störenden Hin- und Herspringen der letzten Ziffer
der Anzeige. Dies ist auch der Grund, warum kaum ein Mikrocontroller einen integrierten DAC mit einer Auflösung von größer 14-bit besitzt. Der Einsatz externer Wandler mit hoher Auflösung erhöht die Komplexität des Designs, da zusätzlich zu den Kommunikationsschnittstellen, wie I2C oder SPI, auch die physische Integration in das System und das Management in der Firmware berücksichtigt werden müssen.
Durch die Nutzung eines weiteren ADCs kann der Temperaturkoeffizient des Systems aktiv kompensiert werden.
All dies führt zu längeren Entwicklungszeiten und höheren Systemkosten. Am Ende macht sich der Aufwand jedoch bezahlt und es lässt sich mit einer digitalen LVDT-Elektronik sogar eine erhöhte Systemauflösung, ein verbessertes Rauschverhalten sowie eine Temperaturkompensation realisieren. Auch die Konfiguration des Messsystems wird für den Anwender erheblich komfortabler.
Fazit
Hat man die messtechnischen Aufgaben einmal gelöst und es liegt ein hochauflösendes Ausgangssignal vor, so lassen sich mit einer digitalen LVDT-Elektronik Prozesse wie z.B. der Abgleich zwischen LVDT-Sensor und LVDT-Elektronik vereinfachen sowie der gesamte Kalibriervorgang bis hin zur Speicherung des Kalibrierzertifikates automatisieren. Während bei den analogen LVDT-Elektroniken mit AD698 noch Lötkolben und Lupe für die Änderung der Versorgungsfrequenz der Primärspule notwendig waren oder DIP-Schalter auf der Platine für die Verstärkungsanpassung umgeschaltet werden mussten, so wird dies bei der digitalen LVDT-Elektronik DEEneo über ein kleines Softwaretool (eddySETUP) gelöst, welches die Konfiguration undEinstellung sämtlicher Parameter erlaubt. Auch mit Hilfe der Tasten an der Elektronik können viele Einstellungen durchführt werden. Zum Beispiel lässt sich der Abgleich der LVDT-Sensoren einfach und in wenigen Sekunden an der DEEneo durchführen. Dazu wird der ferromagnetische Kern des LVDT in die erste Endlage gebracht und einmal die SET-Taste gedrückt sowie ein weiteres Mal in der zweiten Endlage – fertig. Schon steht das analoge Ausgangssignal korrekt skaliert auf den gewünschten Messbereich zur Verfügung.
Autor: Michael Reiter, eddylab GmbH, 04/2025
eddylab GmbH ist auf die Entwicklung, Konstruktion und Produktion von Sensoren zur Erfassung geometri-scher Größen bis hin zur kompletten Systemlösung spezialisiert. Das Produktportfolio von eddylab umfasst Wirbelstrom- und induktive Sensoren, Lasersensoren, Seilzugsensoren, digitale Messtaster, Magnetbänder und Maßstäbe sowie Anzeigen, Signalwandler und anderes Zubehör für eine Vielzahl industrieller Anwendun-gen. Die Stärke des Unternehmens liegt in der Entwicklung anwendungsspezifischer Sensorik. In enger Zu-sammenarbeit mit seinen Kunden entwickelt eddylab hochpräzise, leistungsfähige Sensoren, die unmittelbar technisch und geometrisch an die Kundenbedürfnisse abgestimmt werden. Spezielles Know-how beweist ed-dylab bei der Adaption seiner Sensoren an besonders herausfordernde Anwendungsbereiche mit hohen Tem-peraturen oder großem Druck, wie sie typischerweise im Energiesektor vorkommen.
Um spezielle branchenspezifische Standards in Bezug auf Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität zu gewähr-leisten, berücksichtigt eddylab im Rahmen der Sensorentwicklung unter anderem MIL-STD-Normen für militäri-sche Anwendungen, DNV-GL Regularien im maritimen Bereich sowie IEEE und RCC-E Normen für die Sicher-heit und Zuverlässigkeit elektrischer Systeme in der Kernenergiebranche.
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