ADRA fordert beim European Humanitarian Forum 2025 eine humanitäre Wende

Am Scheideweg
Das humanitäre System stehe am Scheideweg: Mehr als 300 Millionen Menschen benötigten im Jahr 2025 humanitäre Hilfe. Gleichzeitig gebe es einen Rückgang der globalen Hilfszahlungen um 7,1 Prozent im Jahr 2024, informierte ADRA-Pressesprecher Andreas Lerg. Gepaart mit der aktuellen Entwicklung durch US-Präsident Donald Trump und der Zerschlagung der amerikanischen Behörde für internationale Entwicklung USAID drohe die Grundlage internationaler humanitärer Hilfe zu erodieren. Die Zahl der Konflikte habe sich im letzten Jahrzehnt mehr als verdoppelt. Naturkatastrophen treten aufgrund des Klimawandels häufiger und verheerender auf. Gleichzeitig werde der Zugang zu Menschen in Not zunehmend eingeschränkt und die Sicherheit humanitärer Helfer wäre in vielen Regionen massiv gefährdet.
Was wir derzeit weltweit erleben, sei eine gefährliche und irgendwann fatale Kombination aus einem steigenden Bedarf auf der einen und schwindenden Ressourcen auf der anderen Seite, betont Lerg. Ohne ein entschlossenes Handeln der internationalen Gemeinschaft drohe das nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaute humanitäre System zu kollabieren.
Europas besondere Verantwortung
Als drittgrößte Wirtschaftsmacht trage Europa eine besondere Verantwortung in der globalen humanitären Hilfe. Die Bereitstellung von 1,9 Milliarden Euro an humanitärer Hilfe durch die EU für 2025 wäre ein wichtiger Schritt, reiche jedoch angesichts der wachsenden Herausforderungen längst nicht aus. ADRA Deutschland, das seit seiner Gründung 1987 in über 40 Ländern mehr als 3.000 Projekte der Entwicklungszusammenarbeit erfolgreich umgesetzt habe, fordere die Europäische Union und die Bundesregierung auf, die humanitäre Hilfe als einen Eckpfeiler ihrer Außenpolitik zu verankern und das regelbasierte internationale System zu stärken.
Lokale Akteure als Schlüssel zur effektiven humanitären Hilfe
In Übereinstimmung mit ADRAs Grundprinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ sei die Stärkung lokaler Akteure ein zentraler Ansatz, um auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren, so Lerg. ADRA arbeite seit jeher nach dem Prinzip, die lokale Bevölkerung von Beginn an in die Planung und Umsetzung ihrer Projekte einzubinden. Diese Erfahrung belege, dass lokale Gemeinschaften oft die wirksamsten Ersthelfer in Krisensituationen sind. Sie benötigten jedoch verlässliche und flexible Kernfinanzierung, um diese Rolle effektiv wahrnehmen zu können.
ADRAs Forderungen für ein zukunftsfähiges humanitäres System
Auf Basis der Vision für eine gerechte Welt für jeden Menschen fordere ADRA Deutschland anlässlich des European Humanitarian Forums 2025 von der Europäischen Union und der deutschen Bundesregierung:
Bianca Belger und Carina Rolly, Referentinnen für Policy und Advocacy bei ADRA Deutschland bewerten das European Humanitarian Forum 2025 nach ihrer Teilnahme. Bianca Belger kommentiert: „Das diesjährige Europäische Forum für humanitäre Hilfe hat mehr Akteure, mehr Dringlichkeit und größere Relevanz als je zuvor zusammengebracht. In diesen schwierigen Zeiten ist es ein wichtiger Ort für einen ehrlichen Dialog und gemeinsames Handeln. Ich bin zuversichtlich, dass die hier geknüpften Verbindungen und Ideen zu einem starken Gefühl der gemeinsamen Verantwortung führen werden.“
Carina Rolly ergänzt: „Das diesjährige Forum stellt die Diskussion über die humanitäre Wende in den Mittelpunkt, was ADRA begrüßt. Da wir das humanitäre System angesichts zunehmender Fragilität und schrumpfender Ressourcen neu überdenken, muss der Wandel sowohl prinzipiell als auch mutig sein. Die Ökologisierung der humanitären Hilfe ist kein Luxus, sie ist eine Notwendigkeit, um sicherzustellen, dass unsere Maßnahmen nicht nur lebensrettend, sondern auch zukunftssicher sind, und muss daher ein integraler Bestandteil des Neustarts sein. Ein Wandel ist möglich, wenn wir Dringlichkeit und Vision miteinander verbinden.“
ADRA Deutschland
ADRA Deutschland e. V. mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt wurde 1987 gegründet, hat rund 50 Angestellte und steht der evangelischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten nahe. Es ist Teil des weltweiten ADRA-Netzwerks, das 1956 gegründet wurde, aus 108 eigenständigen nationalen Büros besteht und weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durchführt. ADRA steht für Adventist Development and Relief Agency. ADRA Deutschland ist unter anderem Gründungsmitglied des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO), der „Aktion Deutschland Hilft“ und „Gemeinsam für Afrika“. Informationen: www.adra.de.
Adventistischer Pressedienst Deutschland APD
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