Studie: Solarindustrie in Baden-Württemberg könnte eigene Photovoltaikfabriken errichten

In den nächsten Jahrzehnten müssen in Baden-Württemberg jedes Jahr Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von mehreren Tausend Megawatt installiert werden, um die Klimaziele zu erreichen. Von dem Wachstumsmarkt könnte auch die Wirtschaft im Südwesten profitieren – etwa durch die Errichtung von Solarfabriken. Das Know-how dafür im Land ist jedenfalls vorhanden. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE im Auftrag des Solar Clusters Baden-Württemberg. Die Untersuchung für den Branchenverband enthält eine Bestandsaufnahme aller produzierenden Unternehmen, die aktuell Teil der PV-Industrielandschaft »im Ländle« sind. Die Studienautorinnen und -autoren identifizierten 116 aktive Firmen. Diese decken von der Solarzelle bis zur Netzeinspeisung wichtige Technologien entlang der PV-Wertschöpfungskette ab und wären grundsätzlich in der Lage, neue Solarzellen- und PV-Modul-Produktionsstätten in Baden-Württemberg aufzubauen.

Bis 2037 müssen in Baden-Württemberg jedes Jahr Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 2800 bis 3500 Megawatt installiert werden. Das geht aus dem Netzentwicklungsplan Strom hervor, den die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber erstellt haben. Fachleute gehen inzwischen sogar von bis zu 4000 Megawatt aus – zu dieser Zahl kommt auch das Solar Cluster Baden-Württemberg.

Ein erheblicher Anteil der neu zu errichteten Photovoltaikanlagen im Land könnte künftig aus heimischer Produktion stammen. »Der Aufbau von Produktionsstätten für Solarzellen und PV-Module sowie weiterer Komponenten wie Wechselrichter und Montagesysteme könnte von in Baden-Württemberg ansässigen Herstellern und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden«, fasst Prof. Dr. Andreas Bett, Institutsleiter des Fraunhofer ISE, das Ergebnis der Kurzstudie für das Solar Cluster Baden-Württemberg zusammen. Bei den 116 Unternehmen sind jene im Anlagenbau und der Produktionstechnik am stärksten vertreten. Hier gibt es rund 40 Unternehmen. Im Bereich Materialien, Solarzellen und PV-Module sind 20 Firmen tätig, bei Montagetechnik und Unterkonstruktionen sind es 23. Für die erforderliche Elektrotechnik und Elektronik haben 22 Unternehmen ihren Sitz in Baden-Württemberg.

Neben den bestehenden 116 Unternehmen könnten auch große Konzerne einsteigen

Zusätzlich zu bereits in der PV-Branche aktiven Firmen analysiert die Studie das Potenzial für bestehende große Unternehmen, entlang der Wertschöpfungskette für Photovoltaik neu einzusteigen. Besonders für die im Bundesland starke Automobilindustrie sowie Maschinen- und Anlagenbauer biete sich durch die bestehenden Kompetenzen ein Quereinstieg in Business-Optionen wie Elektronik für PV-Wechselrichter, Getriebe für Solartracker oder PV-Unterkonstruktionen an.

»Diese Bestandsaufnahme ist ermutigend und zeigt, dass in der Solarindustrie für Baden-Württemberg viel Potenzial steckt. Jetzt müssen politische Weichen für eine schnelle und massive Skalierung gestellt werden, um Investitionen attraktiver zu machen«, sagt Andreas Schlumberger, Geschäftsführer des Solar Clusters Baden-Württemberg. »Baden-Württemberg soll und kann künftig eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau einer europäischen Photovoltaik-Produktion in engem Schulterschluss mit der Bundesebene und der EU spielen. Auch lokale Produktionskapazitäten für PV-Module in Multi-Gigawatt-Skalen sind möglich und erstrebenswert.«

Die Energiewende lohnt sich nicht nur für das Klima. Inzwischen ist sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden: Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien steigt stark, ausreichend Ökostrom vor Ort ist zudem ein Argument für Unternehmen bei der Wahl ihres Standortes. 

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