Verwirklichte Träume im Konzertsaal

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WAS              
2.Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker
„Traum“

WANN
Montag, 9. Oktober 2023, 19:30 Uhr
Dienstag, 10. Oktober 2023, 19:30 Uhr

WO                
Konzerthaus Glocke
Domsheide 4/5
28195 Bremen

Verwirklichte Träume im Konzertsaal

Der japanische Komponist Tõru Takemitsu träumte davon, die Klänge des Windes einzufangen, Felix Mendelssohn Bartholdy von einem Violinkonzert für den befreundeten Geiger Ferdinand David und Sergej Rachmaninov von einem sehr guten Werk. Alle drei haben ihre Träume verwirklicht, zu hören am 9. und 10. Oktober im 2. Philharmonischen Konzert der Bremer Philharmoniker unter dem Dirigat von Dortmunds Generalmusikdirektor Gabriel Feltzh.

Tõru Takemitsu war ein Meister der Nuancierung, traumhaft nachzuhören in How Slow the Wind, seiner musikalischen Beschreibung des Windes. Mit schneller Musik konnte er sich zeitlebens nie wirklich anfreunden, was sich auch im Titel dieses Werkes widerspiegelt… how slow. Viele Kompositionen Takemitsus gleichen einem langsamen Meer aus Klängen und erzeugen mit ihrem faszinierenden Facettenreichtum eine regelrechte Sogwirkung. Seine Musik ist nicht nur von der Natur inspiriert, sondern auch tief mit ihr verbunden. Schon früh entwickelte er den Wunsch, dabei traditionelle japanische Musik mit der des Westens zu verbinden. How slow the Wind ist ein Beispiel von zeitloser Schönheit für diese Verbindung beider musikalischer Kulturen.

Als „schönen Zwischenfall der deutschen Musik“ bezeichnet Friedrich Nietzsche das Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy, das die Violinistin Viviane Hager mit traumwandlerischer Sicherheit zum Besten geben wird. Es ist das erste in einer Reihe von bedeutenden Violinkonzerten der Romantik, die von Pianisten-Komponisten mit der Unterstützung bedeutender Geiger geschrieben wurden. Der Violinist Ferdinand David und Mendelssohn kannten sich bereits seit Jahren und waren sich von Beginn ihrer Zusammenarbeit einig, dass dieses Konzert keine leeren Effekthaschereien beinhalten sollte. Unter dieser Vorgabe entstand ein ernsthaftes und elegantes Werk, das heute zu den populärsten Violinkonzerten des 19. Jahrhunderts zählt.

Eher von einem Trauma als von einem Traum wurde Rachmaninov nach der vernichtenden Kritik seiner ersten Symphonie verfolgt. Mit dem Erfolg seiner Zweiten kehrte jedoch das Selbstvertrauen als Komponist in den gefeierten Klaviervirtuosen zurück und er wagte sich 1935 an seine dritte Symphonie. Ungeachtet aller möglichen Reaktionen auf dieses Werk stand sein Urteil bereits vor der Uraufführung fest: „Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass dies ein gutes Werk ist.“ Bei dem mit dem „Prix Rachmaninov“ ausgezeichneten Dirigenten Gabriel Feltz liegt die Symphonie Nr. 3 in den Händen eines prämierten Rachmaninov-Experten.

Das Programm

Tōru Takemitsu (19301996)
How Slow the Wind               
Uraufführung: 6. November 1991 in Glasgow

Felix Mendelssohn Bartholdy (18091847)
Violinkonzert e-Moll op. 64   
– Allegro molto appassionato
– Andante
– Allegretto non troppo – Allegro molto vivace
Uraufführung: 13. März 1845 in Leipzig

Sergej Rachmaninov (18731943)
Symphonie Nr. 3 a-Moll op. 44           
– Lento – Allegro moderato – Allegro
– Adagio ma non troppo – Allegro vivace
– Allegro – Allegro vivace – Allegro (Tempo primo) – Allegretto – Allegro vivace
Uraufführung: 6. November 1936 in Philadelphia

Gabriel Feltz, Dirigat
Viviane Hagner, Violine

Informationen zu Künstlern und Programm / Auszüge aus dem Programmheft

Gabriel Feltz
Dirigat

Seit Beginn der Saison 2013/14 leitet Gabriel Feltz als Generalmusikdirektor der Stadt Dortmund die Dortmunder Philharmoniker und die Oper Dortmund. Darüber hinaus ist er Chefdirigent der Belgrader Philharmoniker. Seine erste Position als GMD war beim Philharmonischen Orchester Altenburg-Gera (2001–2005). Den Stuttgarter Philharmonikern stand er fast zehn Jahre vor, von 2008 bis zum Sommer 2013 war Feltz zeitgleich 1. Gastdirigent am Theater Basel, welches in dieser Zeit zweimal als „Opernhaus des Jahres“ ausgezeichnet wurde (2009 und 2010). Seine künstlerische Ausbildung erhielt Feltz an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Anschließend schlug er eine klassisch deutsche Kapellmeister-Laufbahn ein, zunächst als Assistent von Gerd Albrecht an der Hamburgischen Staatsoper und dann als Kapellmeister in Lübeck und Bremen. Die Liste der von Gabriel Feltz dirigierten Klangkörper ist lang, weltweit sind es aktuell über 60 Orchester. Die Diskographie des Künstlers ist eine der umfangreichsten, die ein Dirigent seiner Generation aufweisen kann. 2007 erhielten die Stuttgarter Philharmoniker unter Leitung von Gabriel Feltz den „Prix Rachmaninow“ der „Foundation Sergej Rachmaninow“ – in Würdigung des bis heute umfangreichsten Aufführungszyklus‘ der Werke Rachmaninows im deutschsprachigen Raum.

Viviane Hagner
Violine

„Eine sorgsame und gleichzeitig brillante Geigerin“, schrieb die Berliner Morgenpost über Viviane Hagner. Ihr Spiel versteht, Nachdenklichkeit und Leuchtkraft aufs Eindringlichste zu mischen. Seit ihrem Debüt als Dreizehnjährige mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta ist sie bei den großen Orchestern der Welt zu Gast, wie den Berliner Philharmonikern, den New Yorker Philharmonikern, dem Chicago Symphony Orchestra oder dem Gewandhausorchester. Sie musizierte mit Dirigenten wie Abbado, Bychkov, Chailly, Dutoit, Maazel, Nagano und Zukerman. Ein schneller Blick ins Repertoire der in Berlin lebenden Künstlerin reicht, um ihre Vielseitigkeit zu demonstrieren: Neben den etablierten großen Solokonzerten von Bach bis Berg finden sich im Repertoire von Viviane Hagner auch die Konzerte von Goldmark, Hartmann und Szymanowski und aus den letzten Jahrzehnten Werke etwa von Gubaidulina, Lutosławski oder Penderecki. 2002 spielte sie die Uraufführung des Violinkonzerts von Unsuk Chin mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Kent Nagano. Die passionierte Kammermusikerin spielt seit vielen Jahren im Duo mit ihrer Schwester, der Pianistin Nicole Hagner. Regelmäßig ist sie zu Gast bei renommierten Festspielen wie dem Marlboro Festival in den USA.

Tōru Takemitsu (1930–1996)
How Slow the Wind

Ehrfurcht ist ein Charakteristikum des Schaffens Takemitsus. Es scheint, als sei sein gesamtes Werk ein Loblied auf die Schönheit der irdischen Dinge. „Wenn ich einen Auftrag für ein 20-minütiges Werk bekomme, mache ich einen 20-minütigen Spaziergang. Wenn ich einen Baum sehe, schreibe ich Baummusik; wenn ich einen Felsen sehe, schreibe ich Felsenmusik; wenn ich einen Baum vor einem Felsen sehe, kombiniere ich die beiden. Im Grunde genieße ich das Gehen“, so der Komponist. Nicht zuletzt Takemitsus demütige Haltung und seine Unprätentiosität sind es, die seine Musik so beeindruckend machen. Als weitgehend autodidaktischer Komponist nahm Takemitsus Karriere einen eher vagen Verlauf, der von der Avantgarde der 1960er Jahre über eine französische Periode ätherisch stimmungsvoller Musik unter dem Einfluss von Debussy und Messiaen bis hin zu einem eher romantischen, ja nostalgischen Stil reichte. How slow the Wind evoziert eine Klangwelt frei nach Debussy, Chopin, Schönberg, Webern und transformiert sie in eine östliche Atmosphäre. Die Umarmung von Tonalität und Melodie ist typisch für den späten Stil des Komponisten, ebenso wie die Verwendung eines sogenannten S-E-A-Motivs, durch das das Wort „Meer“ unter Verwendung der Namen der Tonhöhen Es, E und A gewissermaßen in die Musik geschrieben wird. In How slow the Wind wird das S-E-A-Motiv umgedreht, zusammengezogen und auf raffinierte Weise manipuliert, um das melodische Hauptmotiv zu bilden. Diese üppige Melodie wird zuerst von der Oboe gespielt und fast sofort von der Flöte beantwortet. Einen kurzen Moment später erklingt die Melodie erneut, diesmal gespielt von Soloflöte, Oboe und Klarinette. Zusammen mit der trancehaften, um nicht zu sagen „windigen“ Atmosphäre, die Takemitsu zu Beginn mit schimmernden Streichern, warmen Bläsertönen und üppigen Akkorden in Celesta und Harfe schafft. Winde und Wellen scheinen regelrecht durch den Saal zu schwappen.

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Violinkonzert e-Moll op.64

Sechs Jahre lang arbeitete Mendelsohn Bartholdys an seinem zweiten Violinkonzert, es ist das Ergebnis einer tiefen Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem angesehenen Geiger Ferdinand David (1810 – 1873). 1835. Kurz nach seiner Ernennung zum Musikdirektor des Leipziger Gewandhausorchesters, hat Mendelssohn seinem Freund David die Stelle des Konzertmeisters verschafft. Drei Jahre später, im Juli 1838, schrieb Mendelssohn an ihn: „Ich möchte für den nächsten Winter ein Violinkonzert komponieren.“ Obwohl Mendelssohn sich wünschte, das Konzert innerhalb von zwei Jahren zu vollenden, war er 1839 frustriert über seine Fortschritte. Er berichtete David: „Diese Aufgabe ist nicht leicht.“ Mit Davids Hilfe wurde das Konzert schließlich 1844 fertiggestellt. Was dieses Konzert für die damalige Zeit einzigartig macht, ist seine formale Konzeption. Mendelssohn verlegt die übliche Solo-Kadenz (ein langes und virtuoses Violinsolo) von ihrem traditionellen Platz am Ende des ersten Satzes an eine neue Stelle am Ende der Durchführung. Die auf die Kadenz folgende Reprise wird vom Orchester eingeleitet. Die Solovioline arbeitet eher mit dem Orchester zusammen, anstatt die Bühne für sich allein zu erobern. Der zweite Satz bietet als Hauptthema ein zartes, von der Solo-Violine quasi „gesungenes“ Thema. Doch auch hier überrascht Mendelssohn mit einem Mittelteil, in dem eine Moll-Melodie über einer bewegten Begleitung gesponnen wird und einen deutlichen Kontrast zum ruhigen und heiteren Anfangsmotiv bildet. Dem Finalsatz geht in kürzester Zeit ein Rückgriff auf das Anfangsthema des Konzerts voraus, das durch eine neue Begleitung in einem neuen Licht erscheint. Diese vierzehn Takte des Übergangs bilden die Brücke zum abschließenden brillanten Finale: Die Blechbläser beginnen, und der Solist antwortet mit leicht huschenden Arpeggien. Ein neues, helles Thema der Violine tanzt gewissermaßen über einer leichten Begleitung des Orchesters. Anklänge an Mendelssohns populäres Werk Ein Sommernachtstraum werden in der Orchestrierung kunstvoll aufgegriffen und führen bis zu einem glanzvollen Schluss.

Sergej Rachmaninov (1873–1943)
Symphonie Nr. 3 a-Moll op. 44

Sergej Rachmaninov war in vielerlei Hinsicht der letzte große Vertreter des russischen romantischen Stils, den vor allem Peter Tschaikowsky, Nicolai Rimskij-Korsakov und andere russische Komponisten geprägt haben. Als Klaviervirtuose hat er sich zudem viele seiner Werke geradezu auf dem Leib geschrieben. Im Sommer 1935 begann er mit dem ersten Satz seiner dritten Symphonie, die beiden anderen Sätze im Juni des folgenden Jahres. Der erste Satz beginnt ruhig mit einem gesangsartigen Solo für Klarinette, gedämpfte Hörner und ein Solocello. Mit dieser Besetzung wird eine feierliche Stimmung geschaffen, die später einem dramatischen Ausbruch des gesamten Orchesters weicht, gefolgt von den Holzbläsern, die – begleitet von wogenden Violinen – den Gesang aufgreifen und das erste Thema präsentieren. Die ausgesprochen eingängige Melodie des zweiten Themas, das von den Celli eingeleitet und von anderen Instrumenten des Orchesters aufgegriffen wird, kehrt in der Reprise wieder, wenn der Satz sanft ausklingt. Im Zentrum der Symphonie steht ein Satz, der den langsamen Satz und das Scherzo in sich vereint. Dieser Satz beginnt und endet wie der erste mit einem Motto-Thema. Im Adagio zeigt sich Rachmaninov mit einem kontrollierten Fluss ausdrucksstarker Melodien, die sich nach und nach zu einem leidenschaftlichen Höhepunkt steigern, von seiner gehaltvollsten Seite. Ganz im Gegensatz dazu ist das Allegro vivace spröde, eigenwillig, voller unerwarteter Wendungen und bizarrer Orchesterklänge. Wenn es seinen Lauf genommen hat, kehrt das Adagio stark gekürzt zurück. Mit seinem scharfen rhythmischen Impetus und seiner orchestralen Virtuosität ist das Finale in gewisser Weise der geradlinigste der drei Sätze, Aber flüchtige Reminiszenzen an frühere Themen sowie kurze Verweise auf das Gregorianische „Dies irae“ werfen beunruhigende Schatten auf seine Züge.

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