Per Zug durch Saale-Unst

Hervorragende Bahnanbindung an Leipzig, Jena und Halle, ein stattliches regionales Nahverkehrsnetz und aussichtsreiche Strecken am Fluss: Saale-Unstrut ist ein Geheimtipp für Eisenbahngenießer – mit und ohne Deutschlandticket.

Malerisch schlängeln sich Saale und Unstrut durch eine der lieblichsten Landschaften Mitteldeutschlands: Saale-Unstrut. Regionalbahnen folgen den Flussläufen vorbei an Weinbergen, Burgen und Schlössern. Im Spätsommer und Herbst, wenn die Winzer ihre Trauben ernten, Nebelschleier durch die Flusstäler ziehen, Wein- und Musikfeste gefeiert werden, sind Zugreisen durch die Region besonders romantisch. Vier Touren versprechen faszinierende und genussreiche Einblicke in Kultur, Geschichte und Lebensart.

Schlösser, Burgen und Dom: dreitägige Tour von Jena nach Naumburg
Eine der landschaftlich reizvollsten Zugstrecken führt von der Lichtstadt Jena in Thüringen aus entlang der Saale vorbei an markanten Muschelkalkfelsen, prächtigen Schlössern, imposanten Burgen und romantischen Weinbergen in die mehr als 1000 Jahre alte Domstadt Naumburg in Sachsen-Anhalt. Start der dreitägigen Tour ist Jena. Nach der Anreise empfiehlt sich die Teilnahme an einer öffentlichen Stadtführung. Dabei folgen Interessierte den Spuren von Zeiss, Abbe und Schott sowie der Dichter Goethe und Schiller.

Am nächsten Tag bringt die Regionalbahn Reisende in nur 15 Minuten nach Dornburg. Schon vom Zugfenster fällt der Blick auf die berühmten Dornburger Schlösser, die sich auf einem Muschelkalkfelsen erheben. Über einen ein Kilometer langen Fußweg vom Bahnhof sind die drei Schlösser und die Gärten, die schon Goethe schätzte, erreicht. Auch ein Blick in das Bauhaus-Werkstatt-Museum im historischen Marstall lohnt.

Weiter geht die Zugreise durch das Saale-Tal, über Camburg bis in das nur etwa zwölf Gleiskilometer entfernte Bad Kösen. Kurz vor dem Ausstieg beeindruckt bereits ein spektakuläres Fotomotiv: Auf einem schroffen Felsen aus Muschelkalk thront die Rudelsburg hoch über der Saale. Vom Bahnhof verläuft ein drei Kilometer langer Wanderweg hinauf zur Burgruine, wo Wanderer im rustikalen Ambiente die berühmten Thüringer Klöße und weitere regionale Spezialitäten probieren können.

Zurück am Bahnhof Bad Kösen ist Naumburg in nur fünf Zugminuten erreicht. Stündlich fährt die Bahn auf dieser Strecke vorbei an den Saalhäuser Weinbergen bis in die Domstadt. Die „Wilde Zicke“, eine historische Straßenbahn, bringt Gäste vom Bahnhof in die Innenstadt. Am nächsten Tag empfiehlt sich ein Besuch des UNESCO-Welterbes Naumburger Dom.

Veranstaltungstipps: Vom 25. bis 27. August feiert Naumburg Weinfest. Auf dem Holzmarkt schenken Winzer ihre edlen Tropfen aus. Die KulturArena in Jena bietet vom 13. Juli bis 20. August Open-Air-Konzerte, -Kino und -Theater sowie Familienprogramme.

Thüringer Porzellanstraße: zweitägige Tour von Orlamünde nach Jena
Im 18. Jahrhundert, schon wenige Jahrzehnte nachdem auch in Thüringen das Geheimnis der Porzellanherstellung gelüftet war, avancierte das Weiße Gold zu einem der wichtigsten Handelsgüter der hiesigen Herzog- und Fürstentümer. Hier gab es die notwendigen Rohstoffe wie Kaolin, Quarzsand und Feldspat. Um 1900 führte Thüringen sogar die europäische Porzellanindustrie an. Die Thüringer Porzellanstraße erzählt mit Originalschauplätzen, Museen und Manufakturen die spannende, bis in die Gegenwart reichende Geschichte des Kunsthandwerks. Auch mit der Bahn lässt sich die touristische Route erkunden.

Beginn der Tour ist in Orlamünde, in dessen ehemaligem Kloster einst Porzellanpuppen entstanden. Auf Voranmeldung kann das heutige Künstlerdomizil besichtigt werden. Mit der Bahn geht es weiter nach Kahla, wo eine der größten Manufakturen Europas steht und ein Werksverkauf lockt. Die ganze Geschichte des Porzellans aber wird auf der Leuchtenburg erzählt. Vom Bahnhof in Kahla führt ein Wanderweg in einer Stunde hinauf auf die über 800 Jahre alte Wehranlage.

In der international preisgekrönten Ausstellung tauchen Interessierte in die Welt des Porzellans ein – von der kleinsten Teekanne bis zur größten Vase der Welt. Höhepunkt ist der Steg der Wünsche, eine Aussichtsplattform, von der Besucher nach dem Motto „Scherben bringen Glück“ einen Teller am Burghang zerschellen lassen dürfen.

Im Anschluss geht es zunächst wieder zu Fuß zum Bahnhof und mit dem Zug in wenigen Minuten zum Zielort Jena. Abschluss der Reise auf den Spuren des Weißen Goldes könnte am nächsten Tag ein Besuch im Stadtmuseum sein, das eine Auswahl an Formen und Dekoren der Burgauer Porzellanmanufaktur zeigt.

Heinrich Schütz: zweitägige Tour von Weißenfels nach Bad Köstritz
Auch vom „Vater der deutschen Musik“, Heinrich Schütz (1585-1672), erzählt Saale-Unstrut. Denn hier verbrachte der Komponist Kindheit und Lebensabend. Auf einer Tour von Weißenfels über Zeitz nach Bad Köstritz spüren Musikliebhaber dem Leben und Wirken des Jahrhundertkünstlers nach.

In Weißenfels heißt das Heinrich-Schütz-Haus willkommen. Im einzigen original erhaltenen Wohnhaus des Komponisten schuf der Musiker seine Spätwerke. Höhepunkt der multimedialen Ausstellung ist die Komponierstube, die Notenfragmente seiner Handschrift zeigt. Ein Soundwalk, über einen QR-Code abrufbar, führt zu sechs authentischen Schütz-Orten in Weißenfels und lässt diese erklingen.

Eine knapp 40-minütige Zugfahrt bringt Reisende nach Zeitz, wo Heinrich Schütz Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz beim Aufbau der Hofmusik half. So erhielt der Dom St. Peter und Paul auf sein Anregen zwei gegenüberliegende Orgelemporen. Ein Klangpfad, der über das Smartphone abgespielt wird, entführt Besucher im Schlosspark in die Welt des Musikers. Am nächsten Tag bringt der Zug Reisende nach Bad Köstritz, wo der Komponist das Licht der Welt erblickte. Im dortigen Heinrich-Schütz-Haus informiert eine Ausstellung über sein Leben und die Instrumente der damaligen Zeit. Regelmäßige Konzerte halten das musikalische Andenken an Heinrich Schütz hoch.

Veranstaltungstipp: Weißenfels, Zeitz und Bad Köstritz sind vom 6. bis 15. Oktober Spielorte des renommierten Heinrich-Schütz-Musikfestes.

Lebendige Geschichte: Familientour von Merseburg nach Querfurt
In Saale-Unstrut wird Geschichte an zahlreichen historischen Schauplätzen lebendig erzählt. Besonders Familien mit Kindern profitieren davon. Auf einer Wochenendtour geht es ins Mittelalter und in die neuere Vergangenheit. Ausgangspunkt ist Merseburg mit seinem 1000 Jahre alten Kaiserdom. Mit einem Kinder-Audioguide erkunden die Jüngsten das imposante Bauwerk. In den Sommer- und Herbstferien gibt es zudem ein Kinderprogramm zu verschiedenen Themen. Auch das Kulturhistorische Museum Schloss Merseburg bietet in den Ferien Workshops an.

Von Merseburg fährt eine Regionalbahn in wenigen Minuten zum Bahnhof Braunsbedra Ost am Geiseltalsee. In der Nähe erzählt die Zentralwerkstatt Pfännerhall, einst eine Halle, in der Arbeiter Tagebaugeräte instand hielten, von der Bergbauvergangenheit des Geiseltals und von den Fossilien, die der Bergbau ans Licht brachte.

Nach dem Besuch der Ausstellung nehmen Familien die Regionalbahn, die sie in einer halben Stunde nach Querfurt bringt. Am nächsten Tag ist hier eine der besterhaltenen Burgen Mitteldeutschlands zu besichtigen. Einige kennen sie auch schon aus Filmen: Die über 1000 Jahre alte Anlage diente als Kulisse für Produktionen wie „Der Medicus“, „Die Päpstin“ oder „Räuber Hotzenplotz“. In der alten Burgschäferei befindet sich heute ein sehenswertes Bauernmuseum mit Ponys, Eseln, Schafen und Hühnern.

Familien, die alternativ den Geiseltalsee erkunden wollen, fahren mit dem Zug von Merseburg bis Mücheln. Vom Bahnhof ist die Marina Mücheln in einem 15-minütigen Spaziergang erreicht. Hier können auf Voranmeldung Boote für Rundfahrten auf dem Tagebausee gemietet werden.

Weitere Informationen zu den Ausflugszielen sowie Unterkünften bietet die Website des ansässigen Tourismusverbandes unter www.saale-unstrut-tourismus.de.  

Über den Saale-Unstrut-Tourismus e.V.

Saale-Unstrut ist eine hochmittelalterlich geprägte Wein- und Kulturlandschaft, die sich vom südlichen Sachsen-Anhalt bis nach Thüringen erstreckt. Ein weltweit einmaliges architektonisches Erbe aus 1000 Jahren europäischer Geschichte bildet mit malerischen Flusslandschaften, alten Weinbergen, Steilterrassen, Natursteinmauern und Weinberghäuschen ein facettenreiches Nahreiseziel, das anspruchsvolle Wein- und Kulturinteressierte ebenso anzieht wie aktive Naturgenießer. Weltweite Bedeutung erfährt Saale-Unstrut durch das UNESCO-Welterbe Naumburger Dom im Zentrum der Region.

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