Zwischen Bienen-Babyphones und Roboterarmen: Bundeskanzler Olaf Scholz und Initiative D21 eröffnen Girls’Day 2023

Jung, weiblich und MINT-Erstsemester – immer noch eine ungewöhnliche Kombination. Doch das ändert sich zunehmend: Zwischen 2008 und 2017 hat sich die Zahl der MINT-Studienanfängerinnen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) von 59.599 auf 115.134 Studienanfängerinnen fast verdoppelt. Damit sind mittlerweile fast 32 Prozent aller MINT-Erstsemester Frauen (Zahlen des Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit). Dieser Wandel ist unter anderem dem Erfolg des Girls’Day – Mädchen-Zukunftstags zu verdanken:

Der Girls’Day ist der bundesweit größte Aktionstag zur Berufs- und Studienorientierung für Schülerinnen, an dem Mädchen Ausbildungsberufe oder Studienfächer kennenlernen, in denen der Frauenanteil noch unter 40 Prozent liegt. Um Mädchen und Frauen weiter für MINT-Berufen zu begeistern, begeht Bundeskanzler Olaf Scholz gemeinsam mit der Initiative D21 die Auftaktveranstaltung zum Aktionstag 2023 im Bundeskanzleramt.

„Wir müssen in den nächsten Jahren richtig viel verändern, insbesondere im Bereich von Technik, Digitalisierung und Industrie. Da ist es notwendig, dass Frauen und Männer an dieser Veränderung gemeinsam arbeiten. Nachwuchs in Ausbildungsberufen im technischen, mathematischen oder ingenieurwissenschaftlichen Bereich wird überall gesucht. Nie waren die Chancen für junge Frauen und Mädchen besser als heute: Mädchen sind bestens qualifiziert und ausgebildet, um in vermeintliche Männerberufe vorzudringen“, so Bundeskanzler Scholz.

Testen und tüfteln am D21-Technik-Parcours: Austausch mit weiblichen Vorbildern

Die Auftaktveranstaltung eröffnet seit 2003 den Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag. 24 Schülerinnen aus 3 Berliner Schulen erkunden gemeinsam mit Bundeskanzler Scholz und dem Präsidenten der Initiative D21, Hannes Schwaderer, den Technik-Parcours von 7 Mitgliedsorganisationen der Initiative D21.

Durch praktisches Ausprobieren und den Austausch mit weiblichen Vorbildern aus Wirtschaft und Wissenschaft erleben die teilnehmenden Schülerinnen unterschiedliche MINT-Berufe und -Tätigkeiten. Anschließend stellen die Schülerinnen Bundeskanzler Scholz die unterschiedlichen MINT-Bereiche an den Ständen des D21-Technik-Parcours vor:

  • Wärme- und Stromversorgung (Cornelsen Gruppe): Bei einem Hausmodell mit Wärme- und Stromversorgung durch erneuerbare Energien können die Schülerinnen ein bewegliches Solarmodul so programmieren, dass es sich am simulierten Lauf der Sonne orientiert. Je nach Ausrichtung der Fotovoltaik-Module lässt sich mit dieser Anlage die Sonnenenergie in Strom für ein Modellauto, eine Lampe oder einen Ventilator umwandeln. Dabei lernen die Schülerinnen das Programmieren und Vergleichen der Energieeffizienz sowie den Beruf der Anlagenmechanikerinnen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik näher kennen.
  • Internet of Things (IoT) (Deutsche Telekom): Das Internet of Things (IoT) ist allgegenwärtig. Exemplarisch können die Schülerinnen mithilfe eines vernetzten IoT-Systems, einem „Bienen-Babyphone“, den Lebensraum und das Verhalten von Bienen erforschen. Bestandteile des Geräts sind verschiedene Sensoren zum Messen von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Gewicht des Bienenstocks sowie eine Visualisierungssoftware für Nutzerinnen. Die Schülerinnen entdecken dabei spielerisch den Beruf der Fachinformatikerin für Daten- und Prozessanalyse.
  • Nachhaltige Ressourcennutzung (Fujitsu Technology Solutions): Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen ist mit Hilfe der Digitalisierung direkt umsetzbar: Durch Sensoren können aus der Umgebung u. a. Werte wie den CO2-Gehalt, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Sonneneinstrahlung gemessen und auf ein zentrales Cockpit weitergeleitet werden. Die Schülerinnen simulieren anschließend die Funktionalität der Sensoren eigenständig, indem sie die Messdaten durch einen Heizstrahler verändern und folgend gemeinsam diskutieren sowie ggf. auftretende Probleme lösen. Dabei sind zum Beispiel die Berufe der Mikroelektronikerin, der Softwareentwicklerin oder der Nachhaltigkeitsmanagerin relevant.
  • Robotik (Intel Deutschland): Mit dem Roboterarm „MAiRA“ tauchen die Schülerinnen in die Welt der Robotik ein. Mit ihm können sie durch Gesten und leichte Berührungen Gegenstände von einer Start- zu einer Zielposition bewegen. Gleichzeitig werden ihnen dafür wichtige Berufsbilder wie Elektrotechnikingenieurin, Entwicklerin für Robotik, Automatisierungstechnikerin oder Programmiererin nähergebracht.
  • Nachhaltige Lebensmittelproduktion (Pfeifer & Langen): Die Schülerinnen lernen, wie sie mit einem 3D-Foto, einem Messgerät und einem Nahinfrarot-Spektroskopie-Gerät (NIR-Gerät) die Inhaltsstoffe einer Rübe bestimmen. Anschließend betrachten sie mit einer HoloLens gemeinsam die Rübe mit auf die Wurzel projizierten Messwerten und werten die Informationen aus. Verschiedene Berufe sind relevant: Agrarberaterin, Messtechnikerin, UX-Designerin und Verfahrenstechnikerin.
  • Offshore-Windenergie (Ramboll Deutschland): Offshore-Windenergieanlagen leisten einen immer wichtigeren Beitrag zur Energiewende. Mithilfe einer VR-Brille und eines 3D-Programms können die Schülerinnen jede Ecke einer Windenergieanlage genau inspizieren. Über Sensoren werden Erschütterungen an der Anlage ausgewertet. Anschließend nutzen die Schülerinnen als Ingenieurinnen das gewonnene Wissen, um die Verankerung verschiedener Plattformarten auf hoher See zu testen.
  • Medizintechnik (Techniker Krankenkasse):Die nächste Revolution in der Medizin ist kein neues Medikament, sondern die smarte Nutzung von Daten. Ziel ist es, Krankheiten zu verhindern, bevor sie entstehen. Dafür werden Informationen darüber gebraucht, was Menschen krank macht. Im „Präventiometer“ – einer begehbaren Kugel mit zahlreichen medizinischen Geräten – können die Schülerinnen Vitaldaten wie Herzfrequenz oder Puls messen und ihr Seh- und Hörvermögen testen. Dabei lernen sie mehr über die Erhebung und Analyse von medizinischen Daten und über die damit verbundenen Berufe der Softwareentwicklerin und der Datenanalystin.

Der D21-Technik-Parcours zeigt im Kleinen, was hunderte Unternehmen am Folgetag beim bundesweiten Girls’Day anbieten. Darüber hinaus macht das Event das sozial relevante Engagement von Unternehmen sichtbar und animiert zur stärkeren Förderung von Frauen in MINT-Berufsfeldern.

Mehr Frauen in MINT-Berufen: Für eine faire Zukunft

Während der Girls’Day die Phase der Berufs- und Studienorientierung im Fokus behält, existieren auch danach noch viele Hürden für gleichwertige Entwicklungschancen in der Berufswelt. Auch über den Aktionstag hinaus setzt sich die Initiative D21 dafür ein, dass Unternehmen, Politik und Gesellschaft kontinuierlich daran arbeiten, Hürden abzubauen, Rollenklischees zu durchbrechen und den Berufseinstieg für junge Frauen zu erleichtern.

Stetig erkennen mehr Unternehmen das Potenzial junger Frauen in MINT-Berufen und fördern das Bewusstsein für Diversität und Inklusion in der Arbeitswelt. Diese positiven Entwicklungen gilt es zu verstetigen. Um langfristig einen größeren Beitrag zu einer offenen und vielfältigen Gesellschaft zu leisten, ist ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gefragt. Gemeinsame Anstrengungen werden nicht nur die Chancengleichheit, sondern auch den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig fördern“, so Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21.

Bundesweiter Aktionstag GirlsDay zeigt Erfolge beim weiblichen Nachwuchs

Der bundesweite Aktionstag Girls’Day wirkt und hat sich als bedeutender Türöffner für Berufsfelder, Studiengänge und Unternehmen etabliert. Die Girls’Day-Wirkungsstudie 2022 ergab, dass mit 94 Prozent aller Teilnehmerinnen die Begeisterung der Mädchen für den Orientierungstag sehr hoch ist. Auch geben 68 Prozent der Teilnehmerinnen an, am Aktionstag einen Beruf kennengelernt zu haben, der sie interessiert hat.

Prof. Barbara Schwarze, Vorsitzende des Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V., bei dem der Girls’Day angesiedelt ist, sagt zum Erfolg des Orientierungstags: „Dieses Jahr gibt es bundesweit über 120.000 Plätze für Mädchen. Der GirlsDay ist in Zeiten des Fachkräftemangels eine echte Chance. 42 % der Schülerinnen, die 2022 daran teilgenommen haben, können sich vorstellen, später in dem kennengelernten Unternehmen zu arbeiten. Gerade in der IT-Branche hinterlassen die Betriebe Eindruck. Nach einem GirlsDay in der IT können sich 21 % der Mädchen vorstellen, später in diesem Bereich zu arbeiten. Vorher waren es nur 12 %. Insofern hilft der GirlsDay, Vorbehalte gegenüber diesen Berufen abzubauen.“

Über den Initiative D21 e.V.

Die „Initiative D21“ ist Deutschlands größtes gemeinnütziges Netzwerk für die Digitale Gesellschaft. Sie wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, die digitale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Gemeinsam mit einem großen Netzwerk bestehend aus rund 140 Mitgliedsunternehmen und -organisationen aus allen Branchen, der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft sowie mit politischen Partner*innen aus Bund und Ländern beleuchtet die Initiative D21 die gesellschaftlichen Herausforderungen des digitalen Wandels. Sie liefert jährliche Lagebilder und stößt Debatten an, um die Zukunft der Digitalen Gesellschaft sinnvoll zu gestalten.

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