China hinter Glas. Zeugnisse einer vergessenen Kunst – 25.11.2022 bis 16.4.2023

Phantasievolle Landschaften, Märchen- und Sagenhaftes, kuriose Familienereignisse und Skurriles aus dem Alltag: Das China des 19. und 20. Jahrhunderts präsentiert sich leuchtend auf den kunstvollen Hinterglasbildern aus der Sammlung Rupprecht Mayers.

Zwischen 1850 und 1965 in China entstanden, greifen die vielfarbigen Bildwerke Glücksmotive sowie mythologische, historische und literarische Themen der chinesischen Kultur auf. Bei der Umsetzung nahmen die meist anonymen Künstler aber auch das alltägliche Leben der Menschen ins Visier und illustrieren in den Hinterglasbildern damit gesellschaftliche Vorlieben und Veränderungen.

Die ursprünglich in Europa entstandene Technik der Hinterglasmalerei gelangte vor etwa 300 Jahren nach China. Aufgrund seiner textuellen Beschaffenheit wurde Glas dort für die Inszenierung von Farbe und Licht zum beliebten Malgrund. Somit repräsentieren die Werke auch einen kulturellen Transfer, ein vielschichtiges Ineinandergreifen von Ost und West.

Die rund 80 Glasmalereien sind in vier Ausstellungsbereiche unterteilt: »Die Schönheit der Frau« legt den Fokus auf das weibliche Schönheitsideal. Die Glasbilder zeigen die fruchtbare Begegnung zwischen China und Europa, zwischen traditionellen und modernen Werten. Diese Frauen gehörten zu einer sich wandelnden Gesellschaft. Die paarweise Darstellung steht für Gleichgewicht und Harmonie.

Im Bereich »Mutter + Kind« werden treue Bräute und pflichtbewusste Mütter gezeigt, die sich voll und ganz für das Glück und den Fortbestand der Familie einsetzen. Ein klassisches Motiv im kaiserlichen China und passend zu den Werten einer traditionellen, patriarchalischen Gesellschaft. Die Beziehung zwischen Mutter und Kind war ein zentrales Motiv, das mit besonderer Aufmerksamkeit und Sensibilität gezeigt wird.

In »Dichtung + Drama« geht es um glücksverheißende Symbole, mythologische, historische und literarische Themen. Insbesondere Opernszenen sowie deren Körpersprache und Kostüme wurden häufig abgebildet.

»Alles Gute« beschließt die Ausstellung mit positiv aufgeladenen Stillleben. Sie dienten als Hochzeits- oder Geburtstagsgeschenke, als Glücksbringer für neu eröffnete Geschäfte oder als Wohndekoration. Dementsprechend zeigen sie viele glücksverheißende Motive: Vögel, Blumen oder Früchte. Ihre Auswahl geht auf die buddhistische Praxis zurück, erleuchteten Wesen Früchte und Blumen zu opfern.

Den Brückenschlag ins 21. Jahrhundert vollziehen in der Ausstellung abstrakte Hinterglasbilder des zeitgenössischen Künstlers Kurt Baumfeld. Die Werke des Hildesheimer Künstlers vermitteln die Vielfalt und Wirkungskraft der zeitgenössischen Hinterglasmalerei in Europa bis in die Gegenwart. Mit der Verwendung von Glas als Bildträger beruft sich Baumfeld auf volkstümliche, religiöse Glasmalereien seiner österreichischen Heimat. Ein weiteres Vorbild sind für ihn die abstrakten Kompositionen von Wassily Kandinsky, der sich durch religiöse Hinterglasbilder Bayerns inspirieren ließ. Kurt Baumfelds Glasbilder sind überwiegend abstrakte Kompositionen. Wesentlich ist dem Künstler darin die Entfaltung und Schönheit reiner Farben in einem Gleichgewicht aus Intuition und Kalkül.

Informationen zur Ausstellung

Der Katalog zur Ausstellung in englischer und chinesischer Sprache kann im Museumsshop für 29,90 € erworben werden.

Begleitprogramm (Auszug)

Führungen

So 27.11. / 4.12. / 11.12. / 18.12. je um 13:00
China hinter Glas. Zeugnisse einer vergessenen Kunst
Kunstvolle Hinterglasbilder aus der Sammlung Rupprecht Mayers präsentieren leuchtend das China des 19. und 20. Jahrhunderts in all seiner kulturellen Vielfalt. Den Brückenschlag ins 21. Jahrhundert und den kulturellen Transfer von Ost und West vollziehen darüber hinaus abstrakte Hinterglasbilder des zeitgenössischen Künstlers Kurt Baumfeld.

Treffen im Museumsfoyer
Sonderausstellungseintritt + 2,50 €

Sa 3.12. / 17.12.
11:00 – 12:00
玻璃背后的中国
Bōli beihou de zhōngguo

Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung in chinesischer Sprache.
Minyue Wu
Mit Anmeldung I Treffen im Museumsfoyer
Sonderausstellungseintritt + 2,50 €

Sa 26.11. um 16:00
Sa 10.12. um 14:00
Wystawa: Chiny za szkłem. Ślady
zapomnianej kultury
Oprowadzanie w języku polskim
Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung
in polnischer Sprache
Dorota Miskowicz
Mit Anmeldung I Treffen im Museumsfoyer
Sonderausstellungseintritt + 2,50 €

Sa 26.11.11:00 /14:30
La peinture sous verre Chinoise
Parlons d’Art: Französische Unterhaltung mit
anschließender Kaffeerunde
Claude Boischot
Mit Anmeldung
Sonderausstellungseintritt + 2,50 €

Vortrag
Mi 14.12. um 18:00
Die Leidenschaft einer Nation.
Die Liebe zur Oper im vorkommunistischen
China im Spiegel der Hinterglasmalerei
Der Vortrag zeigt, wie das Singspiel und die daraus hervorgegangene chinesische Oper als Erlebnisraum die Leidenschaften der chinesischen Gesellschaft spiegeln und zugleich formen und wie sich China seit über tausend Jahren im Opernbesuch seiner selbst versichert.
Helwig Schmidt-Glintzer, Seniorprofessor,
Universität Tübingen + Gründungsdirektor
des China Centrum Tübingen (CCT)
Mit Anmeldung I In Kooperation mit der
Ethnologischen Gesellschaft Hannover
Kostenlos

Workshop
So 27.11. um 14:00 – 17:00
Historische und zeitgenössische Hinterglasmalerei
Die Sonderausstellung verbindet die Hinterglasmalerei im China des 19. und 20. Jahrhunderts mit zeitgenössischer abstrakter Hinterglasmalerei. Im Workshop für Jugendliche und Erwachsene kann diese spannende, lange vergessene Kunst auf Acrylglas praktisch
ausprobiert werden.
Brigitte von Wintzingerode
Mit Anmeldung
Sonderausstellungseintritt + 2,50 €

Eintritt Sonderausstellung »China hinter Glas«
10 € | ermäßigt 8 € | Familien 20 € inklusive Sammlungen Eintritt Sonderausstellungen Kombi-Tickert »Nach Italien« und »China hinter Glas«
15 € | ermäßigt 12 € | Familien 30 € inklusive Sammlungen

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