Nachhaltig vorbehandeln

Stefan Lenzer hat am 1. Juni 2022 die globale Verantwortung für die Business Unit Pretreatment bei der Chemische Werke Kluthe GmbH in Heidelberg übernommen. Mit ihm sprach BESSER LACKIEREN über die neuen Aufgaben, aktuelle Herausforderungen und Ziele.

Die Business Unit Pretreatment umfasst Produkte und Prozesse zur Oberfl ächenvorbehandlung von Metallen wie Stahl, verzinktem Stahl und Aluminium für die Agrar-, Architektur- und Automobilindustrie. Die Vorbehandlungsprodukte bieten Korrosionsschutz und bereiten die Teileoberfl äche für eine anschließende Beschichtung wie z.B. KTL-Lackierung und/oder Pulverbeschichtung vor.

Was sind Ihre aktuellen Aufgaben, Herausforderungen und Ziele, denen Sie sich nun stellen?

LENZER: Kluthe garantiert Kontinuität im Geschäftsbereich Vorbehandlung und ich freue mich, die Verantwortung für dessen globale Entwicklung zu übernehmen. Als Systemlieferant für die chemische Vorbehandlung unterstützen wir unsere Kunden dabei, Prozessenergie zu sparen, um der aktuellen und zukünftigen Energiepreissituation gerecht zu werden. In dem Zusammenhang haben wir den CO2-Fußabdruck für unsere Prozesschemikalien analysiert, weisen diesen aus und optimieren diesen kontinuierlich. Dadurch können unsere Kunden, ihren CO2-Fußabdruck ermitteln und reduzieren.

Wir verfolgen einen übergreifenden Ansatz über unsere vier Geschäftsbereiche Pretreatment (Vorbehandlungsprozesse), Forming & Protection (Umformschmierstoffe, Korrosionsschutzmittel), Paintshop (Spülmedien, Lack-Koagulierung) und Metalworking & Cleaning (Kühlschmierstoffe, Bearbeitungsöle, Teilereinigung), um eine ganzheitliche Kundenprozessanalyse durchzuführen und gemeinsam Prozesslösungen zu entwickeln.

Ohne eine richtige Vorbehandlung lässt sich auf metallischen Substraten keine Haftfestigkeit erzielen. Das für Beschichtungsprozesse essenzielle Thema wird in der Praxis jedoch häufig unterschätzt. Wie unterstützen Sie industrielle Lackierbetriebe, um opt male Ergebnisse zu erzielen?

Der industrielle Fachkräftemangel betrifft die Oberflächentechnik. Daher schätzen Kunden unseren technischen Service durch Spezialisten vor Ort als auch durch Kluthe-interne Laboranalysen und Prüfungen. Im Rahmen der Kluthe-Akademie schulen wir die Anwender individuell und applikationsspezifisch, um dauerhaft höchste Bauteilqualität zu erzielen. In Kürze eröffnet unser neues Technikum. Dieses stellt ein Investitionsvolumen von 2 Mio. Euro dar und umfasst neue Räumlichkeiten, die u.a. eine industrielle Vorbehandlungsanlage für Tauch- und Spritzanwendungen beinhalten, welche den gesamten Vorbehandlungsprozess großtechnisch abbildet. Die Anlage wird unseren Kunden für Verfahrensprüfungen zur Verfügung stehen und auch intern für die Produkt- und Verfahrensentwicklung genutzt.

An welchen Neu- und Weiterentwicklungen arbeitet Kluthe aktuell?

Im Bereich Vorbehandlung konzentrieren wir uns auf die Entwicklung energiesparender Niedrigtemperaturprozesse. Dabei berücksichtigt unsere Forschung und Entwicklungsabteilung entsprechende Nachhaltigkeitsfaktoren wie z.B. Auswahl der Rohstoffe anhand der Berechnungseinheit CO2e, Schwermetallfreiheit, Langlebigkeit der Prozessbäder und Verbrauchsoptimierung.

Welche nutzwertigen Tipps können Sie Lackanwendern hinsichtlich Badüberwachung und Badpfl ege geben und wie kann dies effizient/digital integriert werden?

Neben der bereits erwähnten Akademie zur Mitarbeiterqualifizierung bieten wir die „Hakucare Digital Platform“ an. Diese versetzt den Anwender in die Lage, seinen Prozess automatisch zu steuern und digital zu vernetzen. Qualitäts- und verbrauchsrelevante Daten können direkt an unser Labor zur begleitenden Prozesskontrolle übermittelt werden.

Aktuell bestimmen Rohstoff knappheit und steigende Energiekosten die Prozesse – wie wirkt sich das auf die ihre Lieferfähigkeit aus?

Kluthe ist und bleibt lieferfähig. Die angesprochene Situation bindet zwar mehr Ressourcen als üblich, aber aufgrund unserer mehr als 70-jährigen Erfahrung kennen wir die potenziellen Risiken entlang unserer Lieferkette und haben uns darauf eingestellt. Wir können uns nicht erlauben, lediglich bei konkretem Anlass zu reagierten. Das bereits vor längerer Zeit eingeführte und bewährte Monitoring und die Mehrlieferantenstrategie ermöglicht uns, Risiken in der Lieferkette frühzeitig zu identifizieren und kurzfristig gegenzusteuern.

Wir haben, trotz des schwierigen Marktumfelds, alle unsere Kunden termingerecht beliefern können.

Welche Möglichkeiten haben Anwender, ohne Qualitätsverlust die Bad- und Prozesstemperaturen zu reduzieren?

Unsere Produkte im Bereich Niedrigtemperatur haben sich bereits industriell bewährt und verfügen über die nötigen Freigaben. Hier sind insbesondere die Zinkphosphatierung und alternative Dünnschichttechnologie für die Multimetall-Lackvorbehandlung zu nennen.

 

 

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