Fast drei Jahre lang hat Dr. Mario Hanke an der Dissertation gearbeitet, seinen Urlaub im Archiv der Universität Greifswald verbracht, hier hat Thiem studiert und promoviert. Außerdem haben das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, das Brandenburgische Landeshauptarchiv“ und nicht zuletzt das Stadtarchiv Cottbus aussagekräftiges Quellenmaterial geliefert.
„Ich bin schon lange medizin-historisch interessiert. Als ich angefangen habe, mich mit Carl Thiem zu beschäftigen, habe ich festgestellt, dass es nicht viele wissenschaftliche Schriften gibt, die sein Leben würdigen. So entwickelte sich nach und nach das Thema meiner Doktorarbeit“, berichtet Dr. Mario Hanke.
Nach und nach formte sich so das Bild von Carl Thiems beruflichem Werdegang und seinem medizinischen Werk. Thiems Antrieb: die bestmögliche Heilung und eine damit verbundene erfolgreiche Wiedereingliederung unfallverletzter Patienten.
Thiem kam in Cottbus als Zentrum einer Tuchmacherregion zunehmend mit Unfallverletzungen in Berührung, u.a. multiple Armbrüche, wenn etwa ein Arbeiter in die teilweise schlecht gesicherten Webstühle geriet. Viele mussten aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation möglichst schnell wieder arbeiten. Thiem erkannte deutlich die Gefahr motorischer Einschränkungen oder gar einer Invalidisierung, wenn eine ungenügende oder gar keine Physiotherapie erfolgte, damals medikomechanische Therapie genannt. Er setzte sich vehement für physiotherapeutische Maßnahmen nach der Erstversorgung eines Unfallverletzten ein. Dazu errichtete er 1890 mit Unterstützung einer Berufsgenossenschaft ein medikomechanisches Institut in Cottbus.
Zweites „Steckenpferd“ Thiems war die fachlich wie auch ethisch einwandfreie unfallärztliche Begutachtung. Hintergrund: Thiem behandelte unfallchirurgische Patienten aus ganz Deutschland, die ihm von Berufsgenossenschaften zugewiesen wurden. Im Rahmen dessen erhielt Thiem die unfallärztlichen Erstgutachten und war überzeugt, darin regelmäßig Fehler zu erkennen, welche zu finanziellen Nachteilen für die unfallverletzen Arbeiter führen konnten. Denn wenn der tatsächliche Grad der Einschränkung infolge des Unfalls nicht richtig erfasst wurde, bekam der Arbeiter weniger Entschädigungszahlungen durch die Berufsgenossenschaft. Thiem forderte, dass Unfallgutachten nur von Kollegen erstellt werden sollten, die auch mit den therapeutischen Maßnahmen ausreichende praktische Erfahrungen hatten. Er stieß dabei auf massiven Widerstand und musste letztlich erkennen, dass er mit dieser Forderung keinen Erfolg hatte. Heute allerdings werden Gutachten – so wie es Thiem forderte – sinnvollerweise nur von Ärzten erstellt, die in ihrem jeweiligen Fachgebiet auch die therapeutischen Verfahren, ob nun konservativ oder operativ, beherrschen.
„Carl Thiem ist unbestritten eine der bedeutendsten Cottbuser Persönlichkeiten und hat Wegweisendes für die Unfallmedizin erreicht. Insofern war es nahezu überfällig, sein Werk umfassend zu würdigen. Wir sind sehr stolz, dass mit Dr. Hanke ein Kollege aus unserem Haus diesen Ausnahmemediziner und unseren Namensgeber ins Licht der Öffentlichkeit gerückt hat. Die Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie würdigt nicht nur die Qualität der Doktorarbeit, sondern letztlich das Gesamtwerk Carl Thiems“, so PD Dr. med. habil. Andreas Domagk, Chefarzt der CTK-Klinik für Unfallchirurgie.
Die Doktorarbeit zum Nachlesen gibt es auf ctk.de: Das Klinikum – Über Uns – Historie – Carl-Thiem-Klinikum Cottbus gGmbH (ctk.de)
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