Die Moral der Geschichte

Uns stirbt die Moral weg – das ist ein weltweites Phänomen. Das neue Woke ist kein Ersatz dafür, denn es besteht meist nur aus kurzfristigen Symptombekämpfungen oder Kurzschlusshypes. Zum Beispiel verzeichnen unsere Bioläden mit der Energiespardiskussion kaum noch KundInnen, weil wir lieber Geld sparen, als Energie – nicht nur beim Essen. Wir ärgern uns über Rastafrisuren und lenken damit die Aufmerksamkeit auf immer wieder neue und andere Themen. Das ist ein Problem, denn unser Moralverständnis funktioniert heute auf dem Niveau von Toilettenpapierhamsterkäufen.

In Wikipedia steht: «Als Moral werden zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen und somit die Gesamtheit der gegenwärtig geltenden Werte, Normen und Tugenden bezeichnet.» Das sind Grundhaltungen oder Glaubenssätze, die sich nicht an einer einzelnen Sache festbeissen, sondern als allgemeingültige moralische Haltungen definieren lassen: «Du sollst nicht stehlen», «Du sollst nicht töten», … Die Menschen können sich heute aber in der Themenvielfalt und mit ihren Profilierungsneurosen kaum noch an Regeln halten. Man will einzigartig sein, herausstechen, brillieren. Da stört die Moral, den die lässt uns in konventionellen, langweiligen Mustern unsichtbar werden. Wer heute moralisch durch das Leben zieht, gilt als graue, prüde und unscheinbare, lebensverneinende Existenz. Was zu einem neuen Rätsel führt: Wie können Moral und Freiheit nebeneinander leben?

Die britische Monarchie wird oft als veraltete Tradition betrachtet, eine Institution, die es heute nicht mehr brauche. Nun, viele wissen nicht, dass die BritInnen kein eigentliches Grundgesetz, in geschriebener Form, haben. Das heisst, das Königshaus, also die Monarchie, ist eine Art gelebtes Grundgesetz und die Gesellschaft bezahlt diese «lebendige Moralinstanz» zwar teuer, aber eben auch mit einem kollektiven Bewusstsein. Welches Land hat schon ein kollektives Bewusstsein seiner Grundgesetze? Ich persönlich habe mich nie darum bemüht und die Bundesverfassung nie gelesen. So ganz daneben ist dieser Monarchie-Zirkus also nicht, im Gegenteil, ich finde daran unter diesen Umständen sogar Gefallen. Gleichzeitig ist es beängstigend, dass in England nur rund 80’000 über die Demokratieverhältnisse von 16 Millionen Menschen entscheiden. Da habe ich viel grössere Bedenken, als bei der Monarchie.

Ich plädiere jetzt nicht für mehr Königshäuser. Das wäre genauso unsinnig. Aber ich plädiere für mehr Moralverständnis. Und just in der Schweiz sind Medien, welche sich themenmässig um moralische Wertdefinitionen kümmern, eingestellt, verdrängt, unterfinanziert oder gar als PR-Plattformen degradiert. Feuilleton-, Kultur- und Kunstjournalismus gilt hierzulande als Luxus. Dabei wären diese Medien extrem wichtig für die demokratische Wertedefinition und für genau diesen moralischen und auch philosophischen Diskurs. Doch in diesem Land fördern wir nur den Journalismus, der sich der politischen Lobby verschrieben hat – und eben: Die Politik will vor allem ihr Wirken an die Öffentlichkeit bringen, durch die Medien. Alles andere ist inexistent und auch nicht willkommen.

ensuite – Zeitschrift zu Kultur & Kunst ist in diesem Jahr 20 Jahre alt geworden. War das irgendwo ein Thema? Hat sich irgendjemand aus der Politik, aus der Kulturförderung, aus philosophischen Kreisen, aus anderen Medien, aus den moralischen Diskussionszünften öffentlich gemeldet? Hat es überhaupt jemand bemerkt? Kaum. Alle sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sowas kein Platz hat. Die MedienkollegInnen trauern jeweils nur um das Ableben eines weiteren Konkurrenten. Ich brauche jetzt kein Scheinwerferlicht auf mich – das ist nicht der Grund, warum ich dieses Thema anspreche – ich weiss was ich und das Team hier leisten. Aber ich halte einen Spiegel vor und möchte daran erinnern: Die Moral ist eines der höchsten Güter einer Gesellschaft und wir haben in der Schweiz – ausser ein paar röchelnden Kirchen – kaum noch eine Instanz, die genau das thematisiert.

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