Inflationsschutz: „Ein Allheilmittel gibt es nicht“

Die globale Wirtschaft steuert auf einen Konjunkturabschwung mit anhaltend hohen Inflationsraten zu. Vor diesem Hintergrund fragen sich viele Anleger, wie sie in diesem angespannten Kapitalmarktumfeld investiert sein sollten, um ihre Anlageziele zu erreichen. „Ein Allheilmittel gibt es nicht“, sagt Werner Krämer, Senior Economic Analyst bei Lazard Asset Management. Im Folgenden zeigt er jedoch drei Wege auf, wie sich Anleger angesichts der hohen Inflation schützen können.

1.   Qualitäts-Aktien: Marktvolatilität eröffnet Chancen

Angesichts der erhöhten Marktvolatilität sei bei Aktienanlagen das Rückschlagsrisiko derzeit ausgeprägt. Die gute Nachricht: „Das aktuelle Umfeld ist jedoch für disziplinierte Stockpicker günstig, da die Marktvolatilität zwangsläufig Investitionsmöglichkeiten in Qualitäts-Unternehmen zu attraktiven Bewertungen eröffnet“, so Krämer. 

Zu den Qualitäts-Unternehmen zählt Krämer unter anderem sogenannte Compounder: weltweit führende Unternehmen, die die höchsten Niveaus an finanzieller Produktivität (d.h. Eigenkapitalrendite, Kapitalrendite und Cashflow-Rendite) erreichen und aufrechterhalten können. Aber auch Unternehmen mit „Economic Franchise“-Merkmalen gehören dazu, weil sie über signifikante Wettbewerbsvorteile verfügen. Sie haben eine natürliche Monopolstellung, beispielsweise durch hohe Markteintrittsbarrieren oder weil es keine vergleichbaren Anbieter gibt, und dadurch die Fähigkeit, Preissteigerungen unmittelbar an Konsumenten weiterzugeben. 

„Der Schlüssel zum Schutz der Renditen in einem inflationären Umfeld liegt in der Preissetzungsmacht. Sie ermöglicht es einem Unternehmen, die Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, ohne dadurch die Nachfrage zu senken“, erklärt Krämer. Eine solche Preissetzungsmacht finden Krämer und seine Kollegen beispielsweise bei Unternehmen im Infrastrukturbereich. „Konzessionen im Infrastrukturbereich haben in der Regel starke Inflationsschutzmerkmale aufgrund ihrer regulatorischen oder konzessionären Vereinbarungen, die oft die vollständige Weitergabe von Verbraucherpreisindexsteigerungen jedes Jahr garantieren“, so der Volkswirt.

In einem inflationären Umfeld seien zudem hohe Gewinnspannen hilfreich. So müsse ein Unternehmen mit einer Gewinnspanne von 50 % bei einem Kostenanstieg von 10 % die Preise nur um 5 % erhöhen, um seinen Gewinn zu schützen, rechnet Krämer vor. Im Gegensatz dazu müsse ein Unternehmen mit einer Gewinnspanne von 5 % die Preise um 9,5 % anheben. „Stabile Gewinnspannen sind auch ein Zeichen für Marktmacht, was in Zeiten der Inflation nützlich ist“, erläutert Krämer. 

2.   Small Caps: Antizyklisch investieren 

Aus antizyklischer Sicht bieten zudem Small Cap-Aktien interessante Einstiegsgelegenheiten. Für Aktientitel mit kleiner Marktkapitalisierung spreche grundsätzlich der wissenschaftlich gut belegte Small Cap-Effekt, wonach Small Cap-Aktien langfristig besser abschneiden als ihre Large Cap-Pendants. „In einem Umfeld, in dem die Korrelationen zwischen den einzelnen Anlageklassen immer weiter zugenommen haben, können Small Caps zudem zur Diversifizierung eines Portfolios beitragen“, sagt Krämer. „Das liegt nicht zuletzt daran, dass Small Cap-Unternehmen im Allgemeinen stärker inländisch orientiert sind als ihre Large Cap-Vergleichsgruppe. Sie sind deshalb weniger von Auslandsverkäufen abhängig, was bei globalen Schocks zur Diversifizierung der Performance beitragen kann.“

3.   Wandelanleihen: Chancen bei Growth-Unternehmen im Technologiebereich

Einen guten Kompromiss zwischen Aktien- und Renteninvestments stellen Wandelanleihen dar. Vor allem Wandelanleihen von Wachstumsunternehmen bieten Anlegern aus Sicht Krämers derzeit attraktive Renditechancen: „Annähernd die Hälfte der Wandelanleihen aus dem Technologiesektor können mehr als fünf Prozent Rendite pro Jahr verzeichnen.“ 

Auch die zugrundeliegenden Aktienbewertungen seien überzeugend: „Viele Mid-Cap-Technologiewerte haben seit Beginn des Jahres 2021 stark korrigiert. In vielen Fällen sind die Kurse der Unternehmen auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgefallen, und dies, obwohl ihre Umsatzzahlen in diesem Zeitraum deutlich gestiegen sind“, so Krämer. Das eröffne Anlegern Chancen.

Fazit:

Generell sollten Anleger sich nicht an kurzfristigen Entwicklungen orientieren, so Krämer, sondern langfristig im Sinne einer strategischen Asset Allocation denken. „Ein wohldiversifiziertes Portfolio beinhaltet verschiedene Assetklassen und verschiedene Regionen“, fasst Krämer zusammen. „Der Verzicht auf Diversifizierung stellt ein unnötiges Risiko dar.“ 

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