Die Schweiz nimmt zum ersten Mal an der Internationalen Linguistik-Olympiade teil

Vom 25. bis 29. Juli fand auf der Isle of Man die 19. Internationale Linguistik-Olympiade für sprachbegeisterte Jugendliche statt. Unter den über 150 Teilnehmenden aus 36 Ländern waren zum ersten Mal auch acht Schweizer Mittelschülerinnen und Mittelschüler. Sie hatten sich bei der allerersten Schweizer Linguistik-Olympiade im März gegen über 50 Teilnehmende durchgesetzt:

  • hantal Bichsel, Gymnasium Thun (BE)
  • Dana Niederhäuser, Kantonsschule Rychenberg (ZH)
  • Gion Caiquo, Kantonsschule Solothurn (SO)
  • Kristian Suntev, Gymnasium St. Antonius (AI)
  • Luca Charlier, Collège du Sud (FR)
  • Marvin Lundgren, Kantonsschule am Burggraben (SG)
  • Richard Salnikov, Kantonsschule Stadelhofen (ZH)
  • Sinan Deveci, Realgymnasium Rämibühl (ZH)

Seit 2003 findet die Internationale Linguistik-Olympiade (IOL) jedes Jahr in einem anderen Land statt. Erstmals waren dieses Jahr auch Schweizerinnen und Schweizer am Start. Dies ist den engagierten Studierenden, Forschenden und Lehrenden zu verdanken, die die Schweizer Linguistik-Olympiade ins Leben gerufen haben um mehr Jugendliche für Sprachwissenschaften zu begeistern. Auch wenn es noch nicht für eine Medaille gereicht hat, war der Einstieg der Schweiz ein voller Erfolg. Mehrere der acht jungen Talente wollen nächstes Jahr gleich nochmal an der Linguistik-Olympiade teilnehmen.

Texte in fremden Sprachen entschlüsseln

Der Wettbewerb bestand aus einer sechsstündigen Einzel- und einer vierstündigen Teamprüfung. Letztere bestand aus einer grossen Aufgabe: Die Teilnehmenden mussten einen Text auf Manchu übersetzen. Dabei handelt es sich um eine fast ausgestorbene Sprache aus China. Es wurde nicht erwartet, dass die Teilnehmenden Manchu sprechen – oder irgendeine der anderen Sprachen, die in den Prüfungen vorkamen. Bei der Linguistik-Olympiade geht es nicht primär darum, besonders viele Sprachen zu beherrschen. Vielmehr brauchen die Jugendlichen logisches Denken, Kreativität und ein Verständnis für die Strukturen von Sprachen, damit sie auch dann Muster erkennen können, wenn sie mit unbekannten Schriften oder Vokabeln konfrontiert werden. «Die Aufgaben zeigen, dass auch die Sprachen, die auf dem ersten Blick sehr schwierig aussehen, nicht so anders sind als die unseren», erklärt die Linguistin Jessica Brown von der Universität Lausanne, die zusammen mit Christian Ebert die Schweizer Teams begleitet hat. «Sie zeigen auch, wieviel sprachliche Vielfalt es in der Welt gibt.»

Sprachliche und kulturelle Vielfalt entdecken

Die Vielfalt der Welt offenbarte sich den Teilnehmenden auch im Austausch mit den anderen Jugendlichen aus aller Welt. Neben den Prüfungen blieb genug Zeit, um zusammen die in der Irischen See gelegene Isle of Man zu erkunden – inklusive traditioneller Tänze und Jogging am Meer, wie Sinan Deveci erzählt. Sie habe unglaublich schlaue und begabte Menschen getroffen, schwärmt Chantal Bichsel. Die Linguistik-Olympiade habe ihr gezeigt, wie verschieden die Kulturen der Welt sind und wie stark sie die Menschen prägen. «Uns durch etwas, das uns alle fasziniert, verbunden zu sehen, hat mir sehr gut gefallen», meint die 18-Jährige. «Hier konnte man fast alle bisher gelernten Sprachen sprechen – mit Muttersprachlern!», erzählt Dana Niederhäuser. «Das Zusammensein mit dem Team hat auch sehr viel Spass gemacht, es hat sich wie eine richtige Familie angefühlt.»

Über Wissenschafts-Olympiade

Die Wissenschafts-Olympiade fördert Jugendliche, weckt wissenschaftliche Begabungen und Kreativität und beweist: Wissenschaft ist spannend. Zehn Olympiaden finden jedes Jahr statt: Workshops, Lager, Prüfungen sowie Wettbewerbe für über 4’000 Talente in Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Die Organisatoren sind junge Forschende, Studierende oder Lehrpersonen, die freiwillig viele Stunden und Herzblut in das nationale Programm investieren.

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