Trend zu Personalisierung und Präzisionsmedizin in der Neurochirurgie

Nach zwei Jahren digitalen Austauschs fand die 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) vom 29.05. bis 01.06.2022 als Präsenzveranstaltung in der Kölnmesse statt. Über 1.500 Teilnehmer registrierten sich für 333 Vorträge, 233 ePoster in 10 Session und 7 Plenarsitzungen. Das wissenschaftliche Programm mit über 560 Abstracts konzentrierte sich auf die Paradigmenwechsel in der Neurochirurgie mit Blick auf Personalisierung und Präzisionsmedizin.

Der Fokus des hochkarätigen Neurochirurgie-Kongresses in Köln lag auf dem engen Austausch der DGNC mit anderen Fachgesellschaften und in der Diskussion aktueller interdisziplinärer Entwicklungen. „Die Neurochirurgie besser machen“, mit diesen Worten eröffnete Tagungspräsident Prof. Dr. Roland Goldbrunner, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Köln, gemeinsam mit seinen zwei Co-Präsidenten Prof. Dr. Makoto Nakamura, Chefarzt der Neurochirurgischen Klinik Krankenhaus Merheim der Kliniken Köln und Prof. Dr. Veerle Visser-Vandewalle, Direktorin der Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie am Universitätsklinikum Köln, die dreitägige Veranstaltung. „An den Schnittstellen zu unseren Nachbarfächern finden stetig Entwicklungen und Veränderungen statt, welche wir aktiv mitgestalten müssen“, betonte Prof. Goldbrunner.

Johann-Dietrich Wörner, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und bis Februar 2021 Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), schlug in seinem Festvortrag eine Brücke von Innovationen bei der Suche, das Weltall zu erobern, bis hin zur Neurochirurgie. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Weltraumforschung stehen Neurochirurgen in der Öffentlichkeit für Fortschrittsoptimismus. Wissenschaft sei die Basis für alle Aktivitäten der Zukunft.

Weitere Höhepunkte der Tagung waren die zahlreichen Stipendien- und Preisvergaben zur Auszeichnung und Förderung junger Mediziner und Wissenschaftler für ihre herausragenden Arbeiten im Bereich der Neurochirurgie. Geehrt für ihre Weiterbildung auf dem Gebiet der Funktionellen Neurochirurgie wurde Petra Heiden (Köln) mit dem Traugott-Riechert-Preis, verbunden mit 5.000 Euro. Dr. Dorothee Spille (Münster) erhielt das Codman-Stipendium zur Förderung der kranialen Neurochirurgie, dotiert mit 5.000 Euro. Ebenso eine Unterstützung in Form des Carl-Zeiss-Stipendiums bekam Dr. Stefan Linsler (Saarland). Martin Grutza (Heidelberg) erhielt für sein Projekt über „Die therapeutische Rolle von Gyrus Denatuts Körner-Neuronen auf die Hippocampusschädigung nach experimentellem Schädel-Hirntrauma“ das Gerhard und Christine Lausberg Stipendium für Schädel-Hirntraumatologie und Intensivmedizin, dass mit einer Förderung in Höhe von 10.000 Euro verbunden ist. Darüber hinaus wurde Dr. Sebastian Senger (Homburg) mit 5.000 Euro für seine Arbeit „Evaluation der Ausbildungskonzepte zur Erlernung intraventrikulärer neuroendoskopischer Techniken“ mit dem Axel-Perneczky-Stipendium geehrt.

Renommierte Experten aus dem In- und Ausland

Viele intensive Diskussionen mit zukunftsweisenden Fragestellungen, welche den Blick über das eigene Fachgebiet hinaus lenkten, kennzeichneten die Jahrestagung. Insgesamt kamen über 1.500 Ärzte, Wissenschaftler, Pflegefachkräfte und Therapeuten zum intensiven wissenschaftlichen Erfahrungs- und Gedankenaustausch zusammen und setzten sich mit interdisziplinären Herausforderungen auseinander, diesmal aufgrund des Joint Meetings unter besonderer Beteiligung der griechischen Gesellschaft für Neurochirurgie.

Besonderes Interesse fand am Montag die Highlight-Sitzung „New horizons in Functional Neurosurgery“. Prof. Dr. Özgür Onur, Uniklinik Köln, berichtete im Rahmen der ADvance II-Studie über die Möglichkeiten der Tiefen Hirnstimulation-Therapie zur Behandlung der Symptome bei Alzheimer-Patienten. Für die Anwendung werden zwei Elektroden in der Nähe des Fornix – eine für das Gedächtnis wichtige Hirnstruktur -, implantiert, um den Gedächtnisschaltkreis zu stimulieren und die Weiterleitung elektrischer Signale zu verbessern. Dies wiederum soll den Gedächtnisabbau bei Alzheimer-Patienten verlangsamen. Anschließend sprach Prof. Dr. Jocelyne Bloch, Universitätsklinikum Lausanne, auf dem Kongress über erste Erfolge bei der Behandlung von Querschnittgelähmten durch eine kombinierte Therapie aus Elektrostimulation und intensivem physikalischen Training der Beine.

Als Mitautor mehrerer Studien zur Perspektive der Behandlung neurochirurgischer Erkrankungen der Schädelbasis moderierte Prof. Dr. Makoto Nakamura die Session über Meningiome. Ziel einer der vorgestellten Studien ist es, eine Sonde zu entwickeln, die eine hochspezifische, fluoreszenzgesteuerte Operation von Meningiomen ermöglichen soll. Ebenso wurde die Wirksamkeit der Gamma-Knife-Radiochirurgie (GKRS) bei der Behandlung von Meningiomen betrachtet. Ergebnis: eine sichere und nicht invasive Methode zur Behandlung.

Höchste Präzisionsarbeit am Gehirn hat das Ziel, Patienten individuell bestmöglich zu behandeln. Darüber wurde in der Joint Session mit der SNO (Society for Neuro-Oncology) und der EANO (European Association of Neuro-Oncology) unter Vorsitz von Prof. Goldbrunner zum Thema „Meningioma Management“ ausführlich diskutiert. Mit Hilfe technischer Neuerungen könnten neurochirurgische Operationen schneller und sicherer durchgeführt werden.

Um weitere aktuelle Aspekte der neurochirurgischen Onkologie ging es bei der Vorstellung der Behandlung von Glioblastomen. Die Joint Session mit der NOA (Neurooncological Working Group) stand unter dem Thema „Glioblastom therapy. Quo vadis?“. Zunehmend werden molekulare Biomarker eingesetzt, zum einen zur genaueren Klassifikation und zum anderen zur besseren Vorhersage der Prognose sowie des Ansprechens auf Strahlen- und Chemotherapie. Große Hoffnungen liegen auf der Immuntherapie. Ziel der Forschungsprojekte der Tumorimmunologie ist die Entschlüsselung spezifischer immunologischer Charakteristika von Gliomzellen, insbesondere der mutmaßlichen Tumorstammzellen. Ein Schwerpunkt stellt die Untersuchung von Signalwegen und Therapeutika hinsichtlich des transforming growth factor-beta (TGF-beta)-Pfadwegs dar.

Sehr guten Zuspruch fand die neue Vortragsform „Rapid Communication“ zu den Themen Metastasen, Neue Forschungsansätze, Technik und Innovation, Vaskuläre Neurochirurgie, Neurotrauma und Intensivmedizin. Drei Minuten Redezeit und zwei Minuten Diskussion – eine Art wissenschaftliches Speed-Dating zu Studien-Vorstellung und Austausch. Beispielsweise über robotorassistierte Chirurgie oder wie die Thrombozytenzahl das Ergebnis einer aneurysmatischen Subarachnoidalblutung vorhersagen kann. In einem neuen Plenary-Format nutzten die Sektionssprecher die Möglichkeit, ihre jeweiligen Bereiche vorzustellen.

Spendenlauf „Neuro Run“
Laufen für den guten Zweck: – Nach einer erfolgreichen Premiere des Spendenlaufs 2021 in Erfurt haben 71 Lauffreunde – nicht nur Neurochirurgen oder Kongressteilnehmer – ihre Schuhe geschnürt und sind 440,13 Kilometer gelaufen. Jeweils 775 Euro konnten an die Deutsche Hirntumorhilfe e.V. sowie die Deutsche Parkinson Vereinigung Bundesverband e.V. überreicht werden. Pandemiebedingt wieder virtuell, wurde zwischen 15. und 28. Mai eine frei gewählte Strecke absolviert.

Fazit und Ausblick: 74. Jahrestagung
Tagungspräsidentin Prof. Visser-Vandewalle zog ein überaus positives Resümee zur 73. Jahrestagung der DGNC: „Es hat mir außerordentlich viel Freude bereitet zu sehen, wie sehr dieser Kongress von Vielen wertgeschätzt wurde – nicht nur, was die wissenschaftlichen, sondern auch, was die sozialen Aspekte betrifft.“

Vom 25. -28. Juni findet die 74. Jahrestagung 2023 unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Oliver Ganslandt und Prof. Dr. Marcos Tatagiba in der schwäbischen Metropolregion Stuttgart / Tübingen statt.

 

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