Klimaverhandlungen in Bonn: Viele drängende Themen in angespannter geopolitischer Lage

Die am Pfingstmontag beginnenden zehntägigen Zwischenverhandlungen zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz im November finden in einer herausfordernden Phase multipler globaler Krisen statt. „Wir hoffen, dass wir trotz der angespannten geopolitischen Lage zügige und zielgerichtete Verhandlungen erleben“, sagt David Ryfisch, Leiter des Teams Internationale Klimapolitik bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. „Die Zwischenverhandlungen sind in diesem Jahr unter anderem so entscheidend für einen erfolgreichen Klimagipfel im November, weil viele neue Verhandlungsstränge auf der Agenda stehen.“

Neue Verhandlungen zum Schließen der Lücke zum 1,5 Grad-Limit

Diese neuen Verhandlungsformate sind aus der jüngsten Klimakonferenz in Glasgow hervorgegangen. Ryfisch: „Wir sind im entscheidenden Jahrzehnt zur Umsetzung der Klimaziele. Dafür müssen ab Montag in Bonn ernsthafte Fortschritte gemacht werden.“

Zu den neuen Formaten gehört ein Arbeitsprogramm zum Klimaschutz bis 2030. Ziel ist das Schließen der Umsetzungslücke. „Um das 1,5-Grad-Limit noch einhalten zu können, muss in den kommenden acht Jahren der weltweite Treibhausgas-Ausstoß um knapp die Hälfte reduziert werden. Das ist eine enorme Herausforderung und das neue Klimaschutz-Arbeitsprogramm kann dafür ein zentraler Treiber werden“, so Ryfisch. Wichtig sei dabei auch die Einbindung nicht-staatlicher Akteure.

Zudem starten die Verhandlungen zur Operationalisierung des globalen Anpassungsziels. Neben dem im Pariser Abkommen festgelegten Temperaturlimit wird erstmals das globale Ziel auch für die Klimawandelanpassung konkretisiert. „Die letzten Berichte des Weltklimarats IPCC haben gezeigt, wie schnell sich die Klimakrise zuspitzt und welche massiven Folgen sie schon jetzt hat. Die Optionen für ein Anpassungsziel sowie Empfehlungen liegen auf dem Tisch. Nun muss ein Fahrplan erarbeitet werden, wie diese Informationen in ein konkretes Anpassungsziel übersetzt werden sollen“, sagt Vera Künzel, Referentin für Anpassung an den Klimawandel bei Germanwatch.

Finanzierung zur Unterstützung der Ärmsten und Verletzlichsten

Die Ärmsten und Verletzlichsten im globalen Süden sind schon jetzt von verheerenden Schäden und Verlusten durch die Klimakrise betroffen, gleichzeitig müssen auch sie in die Transformation einbezogen werden. Ohne finanzielle Unterstützung durch Industrieländer wird dies nicht möglich sein. Im Rahmen der Zwischenverhandlungen findet nun der zweite Expertendialog zum neuen Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025 statt. „Schon das Versprechen der Industrieländer, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und –anpassung im globalen Süden aufzubringen, wurde nicht pünktlich eingehalten. Nun müssen wir für die Zeit nach 2025 in neuen Dimensionen bei der Klimafinanzierung denken. In Bonn erwarten wir Fortschritte zu einer Finanzierung, die sich am tatsächlichen Bedarf orientiert. Dieser liegt auf jeden Fall höher“, ergänzt Ryfisch.

Bisher waren die Verhandlungen zur Finanzierung des Umgangs mit Schäden und Verlusten in anderen Teilen der Welt von einer Blockadehaltung der Industrieländer bestimmt. Die positiven Signale aus den G7-Minister:innentreffen im Mai könnten nun zum Lösen dieser Blockade beitragen. „Die G7-Ergebnisse geben erheblichen Rückenwind für die Verhandlungen zu Schäden und Verlusten. Wir hoffen, dass dieser in Bonn zu konkreten Fortschritten bei der Finanzierung in diesem Bereich führt“, so Künzel weiter.

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