SFCR-Studie für Krankenversicherungen: Bürgerversicherung ist kein Modell für die Zukunft

Und vierjährlich grüßt das Murmeltier. Alle vier Jahre ist das Geschäftsmodell der Privaten Krankenversicherung gefährdet, da pünktlich zur Bundestagswahl der Ruf bei Sozialdemokraten, Grünen und Linken laut wird, das Nebeneinander von gesetzlicher und Privater Krankenversicherung zu beenden und durch eine einheitliche Bürgerversicherung zu ersetzen.

Dennoch: Die Solvenz deutscher Krankenversicherer bleibt stabil. Zwar hat sich der Durchschnitt sowohl der reinen (also ohne Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsmaßnahmen) als auch der ausgewiesenen Solvenzquoten um ca. 52 Prozentpunkte verschlechtert, mit einem Niveau von 485 % für die reine und 502 % für die ausgewiesene liegen sie aber trotz gesunkenen Zinsniveaus anders als bei den Lebensversicherern weit über den gesetzlichen vorgeschriebenen 100 %. Die Branche kann weiterhin hohe Gewinne verbuchen.

Allerdings nutzen die Versicherer diese komfortable Solvenzsituation nicht zugunsten der Kunden. Sie erhöhen die Prämien, während die Kapitalanlage zu konservativ bleibt, um die steigenden Kosten im Gesundheitswesen auszugleichen. Um Prämienerhöhungen zu vermeiden, müsste die Aktienquote höher sein, heißt es in der PKV-Studie der Zielke Research Consult GmbH.

Die PKV stabilisiert das Gesubndheitssystem

SPD, Grüne und Linke plädieren für ein einheitliches Krankenversicherungssystem. Dabei ist es gerade die Private Krankenversicherung, die letztlich den hohen Standard des deutschen Gesundheitssystems garantiert und von der indirekt auch gesetzlich Versicherte profitieren. Das hat auch zur Pandemiebekämpfung beigetragen. Krankenhausmanager generieren Mehreinnahmen durch Einzelzimmer für Privatversicherte und halten eine hohe Bettendichte im Intensivbereich vor. Das hat in der Pandemie zu einer geringeren Sterblichkeit als in anderen Ländern geführt.

Eine Bürgerversicherung mag kurzfristig die Einnahmen der GKV erhöhen. Langfristig aber wird die GKV aufgrund des Umlageverfahrens schon aufgrund der Alterspyramide in Solvenzprobleme kommen. Schon jetzt verursachen die 65-85-jährigen die dreifachen Kosten der 15-65-jährigen. Die PKV bildet für den Alterungseffekt Rücklagen am Kapitalmarkt, wenn auch nicht effizient genug. Dennoch: Es ist eine Teilkapitaldeckung, die es in der GKV nicht gibt.

Diese aufzugeben, würde einerseits eine Enteignung der aktuellen PKV-Versicherten darstellen, andererseits einen Rückschritt aus volkswirtschaftlicher Sicht darstellen. Die Alterungsrückstellungen betrugen laut Statista 2019 235,1 Mrd. € in der Krankenversicherung und 39,0 Mrd. € in der Pflegeversicherung.

Bei einer konservativen Annahme einer Zunahme von zehn Prozent der Rentner bis 2030 bei gleichbleibenden Gesundheitskosten entstehen Mehrkosten von 14,5 Milliarden Euro. Selbst wenn Deutschland die Anzahl der Erwerbtätigen durch politisch nicht durchsetzbare Einwanderung halten würde, entstünde ein Beitragsatz von 16,2 %.

Eine Abschaffung der PKV würde die Probleme nur verlagern. "Es wäre besser, die Beitragsbemessungsgrenze deutlich zu senken, um mehr Menschen den Beitritt zur PKV zu ermöglichen", sagt Zielke. Hinzu kommt, dass die PKV auch neue Medikamente und Therapien vor der GKV bezahlt und somit einen Beitrag zum medizinischen Fortschritt leistet. Die Gesundheitskosten könnten insgesamt um knapp ein Drittel gesenkt werden, wenn die Versicherten motiviert würden, sich wenigstens 45 Minuten am Tag zu bewegen. Für die PKV verhindert die Aufsichtsbehörde BaFin derzeit diese Bemühungen.

Über die Zielke Research Consult GmbH

Zielke Research Consult analysiert und berät Versicherungsgesellschaften und Banken in Solvenz- und Nachhaltigkeitsfragen. Die Gesellschaft wurde 2013 gegründet, ihr Sitz ist Kornelimünster bei Aachen und sie besteht aus einem jungen Team von acht Mitarbeitern. Ihr Geschäftsführer Dr. Carsten Zielke hat verschiedene Mandate bei der EFRAG (beratendes Organ in Berichtsfragen der Europäischen Kommission) inne.

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