Ausbildungsmarktbilanz 2020/2021 alarmierend: BVT fordert von Politik sofortiges Handeln

Die sich bereits seit mehreren Jahren abzeichnende Tendenz im Ausbildungsmarkt hat sich durch die Pandemie nochmals deutlich verschlechtert und bleibt auch weiterhin angespannt. Laut der Ausbildungsmarktbilanz der Bundesagentur für Arbeit (BA) vom 28.10.21 haben bis Ende September 199.500 Bewerberinnen und Bewerber eine Berufsausbildung begonnen, dies sind 16.600 weniger als im Vorjahr. 63.200 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. Aber auch die Zahl der ausgeschriebenen Ausbildungsstellen sank im Zeitraum von Oktober 2020 bis September 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum signifikant: Auf immer weniger Ausbildungsstellen kommen immer weniger Bewerberinnen und Bewerber. Der Bundesverband höherer Berufe der Technik, Wirtschaft und Gestaltung e.V. (BVT) fordert daher die Politik eindringlich dazu auf, endlich effektive Maßnahmen zu ergreifen, um diesem Trend im Ausbildungsmarkt entgegenzuwirken. 

Rein rechnerisch kamen auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen 87 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber. Die daraus resultierenden Konsequenzen auf dem Arbeitsmarkt und die Zuspitzung des bereits deutlich spürbaren Fachkräftemangels sind nach Einschätzung des Bundesverbands höherer Berufe der Technik, Wirtschaft und Gestaltung e.V. (BVT) verheerend. „Es ist eine Katastrophe“, fasst Gerard Wolny, Hauptgeschäftsführer des BVT, die neusten Ergebnisse in einem Satz zusammen. „Wir hatten uns bereits im Juli in einem schriftlichen Appell an die Parteivorsitzenden, Fraktionsvorsitzenden sowie an die Mitglieder des Technologieausschusses gewandt und ihnen die Dringlichkeit eines politischen Handels dargelegt,“ berichtet Wolny. „Als größter Verband für staatlich geprüfte Technikerinnen und Techniker sind wir im engen Austausch mit Unternehmen und Fachschulen, wodurch wir wertvolle Erkenntnisse mit einbringen können.“

Maßnahmen des BVT gegen den Fachkräftemangel

In einem eigenen Veranstaltungsformat, den Technikertagen, setzt sich der BVT bereits seit Jahren aktiv dafür ein, Unternehmen und Studierende der Fachrichtungen Staatlich geprüfte Technikerin/Techniker, Betriebswirtin/Betriebswirt und Gestalterin/Gestalter zusammenzubringen. Dabei fördert der BVT auch den Austausch zwischen den Fachschulen, der Politik, Unternehmen und den Studierenden, organisiert Vorträge sowie Paneldiskussionen und bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich und ihre offenen Stellen zu präsentieren und mit den Nachwuchskräften ins Gespräch zu kommen. Bei der nächsten Veranstaltung, dem Technikertag 2022 am 08. Februar, liegt der Fokus des Programms insbesondere auch auf den Forderungen des BVT an die politischen Akteurinnen und Akteure, um die berufliche Ausbildung für junge Menschen wieder attraktiver zu gestalten. Weitere Informationen finden Interessierte unter https://www.bvt-online.de/technikertage/.

Forderungen des BVT zur Eindämmung des Fachkräftemangels

1. Berufsorientierung in allgemeinbildenden Schulen verbindlich durchführen

Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts hat die Zahl der Studierenden eines Jahrgangs die Zahl der in die berufliche Ausbildung gehenden jungen Menschen übertroffen. Dieser Trend setzt sich bis heute fort. Nahezu zwei Drittel eines Abschlussjahrgangs wählen aktuell die akademische Ausbildung. Das führt, besonders in den MINT-Studiengängen, zu sehr hohen Abbruchquoten von bis zu 80 Prozent. Mit einer verbindlichen Berufsorientierung in allgemeinbildenden Schulen kann jungen Menschen die berufliche Bildung und deren Karrieremöglichkeiten aufgezeigt werden. Durch bessere berufliche Aufklärung würden sich mehr Schülerinnen und Schüler für eine berufliche Bildung entscheiden und damit den eklatanten Fachkräftemangel mindern.

2. Einbindung aller Fachschulen in das Weiterbildungsangebot der Bundesagentur für Arbeit

Wie allgemein bekannt, bietet die Bundesagentur für Arbeit Arbeitssuchenden Qualifizierungsmöglichkeiten an. Um die Weiterbildungsförderung zu erhalten, müssen die Anbieter und deren Bildungsangebote nach der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung (AZAV) zugelassen und zertifiziert worden sein. Leider haben einige Bundesländer ihre Fachschulen nicht entsprechend zertifiziert. Damit können beispielsweise Gesellinnen und Gesellen sowie Facharbeiterinnen und Facharbeiter, die aufgrund von Corona arbeitssuchend sind, in Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz nicht die Möglichkeit nutzen, sich zur oder zum Staatlich geprüften Technikerin/Techniker, Betriebswirtin/Betriebswirt und Gestalterin/Gestalter zu qualifizieren.

3. Gerechtigkeit durch bundesweite Ausdehnung der Meisterprämie für Fachschulabsolventinnen und -absolventen

Absolventinnen und Absolventen der Handwerksmeister-Ausbildung erhalten sog. „Meister-Prämien“. Diese „Prämien“ oder auch “Boni“ werden in der Regel aus Landesmitteln finanziert. Baden-Württemberg, Berlin, NRW und Schleswig-Holstein zahlen solche Prämien nicht. Dort übernehmen das die Handwerkskammern. Die Prämienzahlung für die Fachschulabschlüsse (Staatlich geprüfte/r Technikerin/Techniker, Betriebswirtin/Betriebswirt, Gestalterin/Gestalter) wird lediglich in Bayern, Bremen und Hamburg durchgeführt. Um die Attraktivität der Fachschulausbildung zu erhöhen, sollte die Fachschulausbildung bundesweit „prämiert“ werden.

4. Gleichstellung bei der Einordnung der Fachschulabsolventinnen und Fachschulabsolventen auf Masterniveau

Staatlich geprüfte Technikerinnen und Techniker, Betriebswirtinnen und Betriebswirte sowie Gestalterinnen und Gestalter sind Fachkräfte, die auf der Grundlage einer abgeschlossenen beruflichen Erstausbildung und mehrjähriger beruflicher Praxis im erlernten Beruf ein Studium an einer Fachschule mit mindestens 2.400 Pflichtstunden und anschließender staatlicher Prüfung absolviert haben. Aktuell sind die Fachschulabsolventinnen und Fachschulabsolventen (Staatlich geprüfte/r Technikerin/Techniker, Betriebswirtin/Betriebswirt und Gestalterin/Gestalter) in Stufe 6 – auf Bachelorniveau – des Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) eingeordnet worden. Diese Einstufung wurde am 01. Mai 2013 in Kraft gesetzt. Der BVT fordert als Gleichstellung der hochqualifizierten Ausbildung die Einordnung auf Stufe 7 des Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmens (DQR/EQR) und damit auf Masterniveau.

Weitere Informationen zum BVT und den Technikertagen unter https://www.bvt-online.de und https://www.bvt-online.de/…

Über den Bundesverband höherer Berufe der Technik, Wirtschaft und Gestaltung e.V.

Der Bundesverband höherer Berufe der Technik, Wirtschaft und Gestaltung e.V. (BVT) vertritt als Berufsverband die Interessen der Staatlich geprüften Techniker/innen, Betriebswirt(e)/innen und Gestalter/innen sowie die Studierenden der Fachschulen. Als bundesweit größter Verband Staatlich geprüfter Techniker zählt der BVT mittlerweile 19.000 Mitglieder. Der BVT nimmt Einfluss auf bildungspolitische und gesetzgeberische Maßnahmen im Berufs- und Ausbildungsfeld und vertritt dabei die Interesse der Mitglieder sowie aller Fachschulabsolventinnen und Fachschulabsolventen. Darüber hinaus setzt sich der Verband mit dem Veranstaltungsformat "Technikertage" aktiv gegen den Fachkräftemangel ein und bringt Unternehmen, Politikerinnen und Politiker sowie die Studierende der Fachschulen zusammen.

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