Food-EPI weist auf Reformbedarf der deutschen Ernährungspolitik hin

Dass die Bedingungen für eine ausgewogene Ernährung in Deutschland verbessert werden müssen, zeigt der heute veröffentlichte Food Environment Policy Index (Food-EPI). Er kommt zu dem Ergebnis, dass die deutsche Ernährungspolitik dringend einer Reform bedarf und benennt die Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards für die Gemeinschaftsverpflegung, insbesondere die der Kita- und Schulverpflegung als aussichtsreiche Reformmaßnahmen.

„Der Food-EPI zeigt einmal mehr, wie wichtig eine ausgewogene Verpflegung nach den DGE-Qualitätsstandards für alle ist. Werden sie flächendeckend angewandt, nähert sich Deutschland dem Ziel, eine ausgewogene Verpflegung im Alltag für alle verfügbar, zugänglich, attraktiv und erschwinglich zu machen. Verpflegungsqualität nach unseren DGE-Qualitätsstandards bezieht Nachhaltigkeitsaspekte in jeden Prozessschritt ein, denn Ernährung ist weltweit mit 25 bis 30 % an den Klimagasemissionen beteiligt“, sagt Dr. Kiran Virmani, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) anlässlich der Veröffentlichung des Food-EPI – Berichts. Die DGE ist eine von 55 deutschlandweiten Expert*innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung, die sich an Food‐EPI beteiligten. Bislang wurde der Index in rund 40 Ländern angewandt, was internationale Vergleiche ermöglicht.

DGE-Qualitätsstandards für Kita- und Schulverpflegung sowie die Gemeinschaftsverpflegung umsetzen

Die verbindliche und flächendeckende Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards für die Kita- und Schulverpflegung sowie die für die Gemeinschaftsverpflegung in weiteren öffentlichen Einrichtungen identifiziert Food-EPI unter anderen als aussichtsreichste Reformmaßnahmen hin zu einer gesundheitsfördernden und nachhaltigeren Ernährung für die Bevölkerung Deutschlands. Die Reformoptionen bewerteten die Expert*innen danach, ob sie zur Verbesserung der Ernährung der Bevölkerung beitragen, inwiefern sie Menschen erreichen bzw. praktisch umsetzbar sind und inwieweit die Maßnahmen soziale Ungleichheiten im Ernährungsstatus abbauen könnten. Vor allem letzteres ist bedeutend, da sozial Benachteiligte besonders von den Folgen einer unausgewogenen oder einseitigen Ernährung betroffen sind.

Reformmaßnahme: DGE-Qualitätsstandards für die Kita- und Schulverpflegung

Obwohl die DGE-Qualitätsstandards für die Kita- und Schulverpflegung für bestimmte Jahrgangsstufen in einzelnen Bundesländern bereits verbindlich umgesetzt wurden, kann laut Food-EPI die Ernährungspolitik nur als bedingt erfolgreich gelten. Denn eine qualitativ hochwertige, ausgewogene und gebührenfreie Kita- und Schulverpflegung sollte überall verfügbar sein. Food-EPI empfiehlt als eine zentrale Reformmaßnahme die flächendeckende und steuerfinanzierte Umsetzung verbindlicher Qualitätsstandards für die Gemeinschaftsverpflegung, wie sie von der DGE entwickelt wurden. Inbegriffen sind hier Kriterien für die Gestaltung von Frühstück, Mittagessen sowie Zwischenmahlzeiten und für Rahmenbedingungen wie Essenszeiten und Gestaltung der Speisesäle. Verweise auf fachliche Unterstützung und Fortbildungsangebote sind ebenfalls enthalten.

Reformmaßnahme: DGE-Qualitätsstandards für die Gemeinschaftsverpflegung

In einer zweiten aussichtsreichen Maßnahme sollen die DGE-Qualitätsstandards in weiteren Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung verbindlich angewendet werden. Ziel ist, gesundheitsförderndes Essen in öffentlichen Einrichtungen anzubieten, beispielsweise in Behörden, Kliniken und Seniorenheimen. Die DGE hat dafür die DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung in Betrieben, in Kliniken sowie die Verpflegung mit „Essen auf Rädern“ und in Senioreneinrichtungen entwickelt. Sie beschreiben anhand von Kriterien, wie eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Verpflegung gestaltet werden kann; für mehr als 17 Millionen Menschen, die in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung täglich essen; Schulen und Kitas inbegriffen.

Diese beiden Maßnahmen könnten unter anderen nicht nur die wichtigsten ernährungsmitbedingten Erkrankungen – Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 – zurückdrängen sowie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebserkrankungen mindern. „Würde Deutschland die aktuelle Ernährung seiner Bevölkerung an die Empfehlungen der DGE annähern, könnten Treibhausgasemissionen und Flächenverbrauch deutlich vermindert werden und so zum Klima- und Artenschutz beitragen“, schreiben die Wissenschaftler*innen des Food-EPI Ergebnisberichts.

Die DGE zeigt mit ihren 10 Regeln, wie sich auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse eine ausgewogene Ernährung umsetzen lässt. Vollwertig essen und trinken hält nicht nur gesund, sondern leistet gleichzeitig einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, schützt Klima und die Umwelt.

Bericht:

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