Eröffnung: Gitte Villesen | Emma Hedditch, Lili Huston-Herterich & Jean-Paul Kelly

Preview: Donnerstag, 7. Oktober, 18 Uhr
Kuratoren-Führung mit Jacob Korczynski durch die Ausstellung
With a view to a later date, or never

Eröffnung der beiden Ausstellungen: Donnerstag, 7. Oktober, 19 Uhr

Gitte Villesen
It changed radically: grew fur again, lost it, developed scales, lost them
8.10.–5.12.2021
 
Mit einem Beitrag von Beverly Buchanan. In Kooperation mit Dental, Chiara Figone, Joerg Franzbecker, Emma Wolf-Haugh und Saidou Ndiaye
 
Der Badische Kunstverein zeigt Gitte Villesen (*1965, DK) in einer Einzelausstellung, die von einem vertiefenden Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm begleitet wird. Die Ausstellung konzentriert sich auf aktuelle Projekte, darunter zwei neue für den Kunstverein produzierte Arbeiten.  
Bis vor wenigen Jahren entwickelte Villesen ihre in erster Linie filmischen und fotografischen Werke als situative Begegnungen mit Protagonist:innen, die nicht nur in den bewegten Bildern des Videos präsent sind, sondern auch als wichtige Dialogpartner:innen nachvollziehbar werden. Villesens Praxis des Erzählens und Wiedererzählens als Formen der mannigfaltigen Montage von Begegnetem, Inszeniertem und Archivischem setzt sich in ihren neuen Projekten fort, die zugleich mit Referenzen zur feministischen Science-Fiction-Literatur durchzogen sind. In der Videoinstallation There is an Affinity (2019) kombiniert Villesen die Zeichnung von stark vergrößerten Bodenorganismen des Botanikers R.H. Francé (1874–1943) mit einem Zitat der Science-Fiction-Autorin Octavia E. Butler.
Eine weitere explizit audiovisuelle Wesensverwandtschaft entfaltet die für die Ausstellung neu produzierte und titelgebende Videoarbeit: Im Durchstreifen realer und fiktiver Landschaften wird erzählt, auf welche Weise Sprachen erzeugt und Signale gesendet werden. Dabei finden sich Merkmale wie Fragilität, Empfindsamkeit, aber auch Stärke in so unterschiedlichen Erscheinungen wie der Mimose oder der Legasthenie. The Flyers of Lucy and Suzanne (2021; gemeinsam mit Joerg Franzbecker) zeigt anhand der aktivistischen Praxis der Künstlerinnen Claude Cahun und Marcel Moore, wie sich vorherrschende Annahmen gegenüber exzentrischen nicht-männlichen Personen als Basis für eine konspirative Praxis einsetzen lassen. Besonders hervorzuheben ist die Präsentation der Arbeiten von Beverly Buchanan (1940–2015), die Villesens künstlerische Praxis seit einiger Zeit begleiten.
 
Kuratiert von Anja Casser

VERMITTLUNGS- UND VERANSTALTUNGSPROGRAMM
 
Donnerstag, 21.10.2021, 18 Uhr
Kuratorinnen-Führung durch die Ausstellung
 
19 Uhr
Ein Treffen zwischen Chiara Figone, Saidou Ndiaye & Gitte Villesen
 
Freitag, 12.11.2021, 18 Uhr
Führung durch die Ausstellung

19 Uhr
The Flyers of Lucy and Suzanne
Eine Lecture Performance in Form einer Materialsichtung von Joerg Franzbecker & Gitte Villesen
 
Samstag, 13.11.2021, 15–18 Uhr
Readings & Re-tellings from feminist sci-fi
Workshop mit Emma Wolf-Haugh & Gitte Villesen
 
19 Uhr
Vortrag mit Jennifer Burris & Park McArthur zu den Arbeiten von Beverly Buchanan
Einführung: Gitte Villesen

Emma Hedditch, Lili Huston-Herterich & Jean-Paul Kelly
With a view to a later date, or never
8.10.–5.12.2021
 
Die Bricolage hat ihre Ursprünge in der Anthropologie, wobei die Bricoleur:innen ihre Umwelt prozesshaft ergründen und mit dem arbeiteten, was ihnen zur Verfügung steht. Im kunsthistorischen Kontext steht Bricolage nicht für eine bestimmte Strategie, Methode oder ein spezifisches Vorgehen. Die Ausstellung zeigt zeitgenössische Praktiken der Künstler:innen Emma Hedditch (*1972, Somerset, UK), Lili Huston-Herterich (*1988, Chicago, USA) und Jean-Paul Kelly (*1977, London, CA). In ihren Herangehensweisen werden die Grenzen des eigenen Körpers und die damit einhergehenden Verletzlichkeiten zum wesentlichen Material für ihre Werke und dienen gleichzeitig als Zugang zu ihren Arbeiten.

Die Kraft ihrer Projekte liegt nicht in ihrem Ursprung in einem einzelnen Medium oder einer einzelnen Geste, sondern ergibt sich vielmehr aus dem Fortschreiten der Zeit und ihrem Potenzial für eine mit dem alltäglichen Leben verwobene Arbeitsweise. Auf diesem Wege schreibt sich der historische und gesellschaftliche Kontext der Bricoleur:innen im Augenblick der Begegnung in die Lebensumstände der Betrachter:innen ein. Emma Hedditch machen die Demarkationslinien privaten Eigentums, die wir Tag für Tag überschreiten und gleichzeitig verstärken, in Gestalt von Fotografien und gefundenen Gegenständen sichtbar. In der Nähe ihres Wohnsitzes in Rotterdam hat Lili Huston-Herterich Fasern aus den Abfällen der Textilindustrie bezogen und verwendet diese als Grundlage für ihre geknüpften und gefilzten Skulpturen, die damit den Übergang durch mehrere Generationen von Händen markieren. Jean-Paul Kelly schließlich eignet sich Bilddokumente an, auf die wir unmittelbar elektronisch zugreifen können, um das, was sie zeigen und wie sie es zeigen, zu interpretieren und zu verändern. Mit skulpturalen Paneelen aus Plexiglas und rostigem Stahl formt und verfestigt er unseren Blick, lenkt ihn von unseren Bildschirmen auf andere Bildflächen, die das Fleischliche und die Wahl der Sichtweise an das Material binden.

Für alle drei Künstler:innen ist Akkumulation nicht gleichbedeutend mit Anhäufung. Hier treibt die Anhäufung auch die Abschwächung voran.

Kuratiert von Jacob Korczynski

PROGRAMM

Glasskulpturen Workshops mit Lili Huston-Herterich
Freitag, 1.10.2021, 15–19 Uhr  
Samstag, 2.10.2021, 12–16 Uhr
Anmeldung für die Workshops unter: workshop@badischer-kunstverein.de. Bei Fragen kontaktieren Sie uns gerne unter: +49 (0)721 282 26. Derselbe Workshop findet an zwei Tagen statt. Sie können gerne an einem oder an beiden Terminen teilnehmen. Die Workshops sind kostenfrei.

Preview: Kuratoren-Führung mit Jacob Korczynski
Donnerstag, 7.10.2021, 18 Uhr
 
Führungen durch die Ausstellung
Mittwoch, 3.11.2021, 18 Uhr
Mittwoch, 1.12.2021, 18 Uhr

Der Badischer Kunstverein ist aufgrund seiner historischen Baustruktur nur teilweise barrierefrei. Ausstellungen im Lichthof sind stufenlos erreichbar. Ein gender-inklusives WC befindet sich oberhalb einer Treppe im zweiten Zwischengeschoß unseres Gebäudes. Für weitere Informationen und Ihre Anregungen zur Barrierefreiheit im Kunstverein nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf: info@badischer-kunstverein.de oder +49 (0)721 28226.

Jacob Korczynski und Jean-Paul Kelly bedanken sich für die finanzielle Unterstützung beim Ontario Arts Council, einer Einrichtung der Regierung von Ontario. Der Beitrag von Jean-Paul Kelly wurde mit Unterstützung der Stadt Toronto durch den Toronto Arts Council produziert.Weitere Informationen zu den Ausstellungen und unserem Programm finden Sie auf unserer Website, auf Instagram und Facebook.

Nach der neuen Corona–Verordnung ist ab Donnerstag, 16. September für alle Besucher*innen (ab 6 Jahren) ein 3G-Nachweis (geimpft, genesen oder getestet) oder ein 2G-Nachweis (geimpft oder genesen) je nach Warnstufe für den Ausstellungsbesuch im Kunstverein erforderlich. Es gelten die Maskenpflicht und die allgemeinen Abstands- und Hygiene Regelungen. Die Kontaktdaten der Besucher*innen werden über ein Kontaktformular oder mit der Luca-App erfasst.

Die Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg finden Sie hier.

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