„Whatever it takes 2.0“? Auswirkung der neuen EZB-Strategie auf die Zinsen

Im Rahmen der Neuausrichtung ihrer Strategie hat die EZB das Inflationsziel für Europa angehoben. Statt vormals „knapp unter zwei Prozent“ gilt jetzt ein Ziel von „symmetrisch um zwei Prozent“. Was bedeutet das konkret und womit müssen und können Verbraucher jetzt rechnen? Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein, kommentiert die aktuelle Zinsentwicklung und gibt einen Ausblick.

Wie ist die neue Strategie der EZB hinsichtlich des aktualisierten Inflationsziels zu bewerten?

Michael Neumann: „Die neue Strategie erweitert den Handlungsspielraum der EZB erheblich. Zwar nicht ganz so exzessiv wie die der Fed – ein Umstand, den Christine Lagarde nicht müde wird zu betonen –, aber dennoch immens. Die EZB ist nicht mehr gezwungen, ab zwei Prozent zu intervenieren, sondern zukünftig werden temporär höhere Raten toleriert, ohne dass sofort gegengesteuert werden muss. Zum einen legitimiert die EZB alle aktuell eingesetzten geldpolitischen Instrumente für die Zukunft – auch unabhängig von eventuellen Krisensituationen. Zum anderen ist der Boden bereitet für neue, bisher noch nicht eingesetzte Maßnahmen, die Geldflut noch weiter zu verstärken. Denn der Leitzins reicht ganz offensichtlich nicht mehr aus, das Inflationsziel nachhaltig zu erreichen, zumal er ohnehin schon bei null Prozent liegt. In meinen Augen ist dies ein erneutes „whatever it takes“, nur dieses Mal nicht zur Euro-Rettung, sondern um die Inflation mittelfristig auf zwei Prozent zu bringen. In der Juli-Ratssitzung hat die EZB ihre Politik des billigen Geldes noch einmal bekräftigt.“

Nach kurzfristigen Anstiegen im Mai und im Juni sind die 10-jährigen deutsche Anleiherenditen auf das niedrigsten Niveau seit Februar gesunken. Wie entwickeln sich die Baufinanzierungszinsen, die sich an dieser Rendite orientieren?

Michael Neumann: „Die Zinsen für Baufinanzierungen bleiben auf einem absolut niedrigen Niveau. Nachdem wir in der ersten Jahreshälfte eine leichte Aufwärtsbewegung gesehen haben, sind sie in den letzten Wochen wieder gesunken:  Der Bestzins für ein 10-jähriges Darlehen beträgt bei einigen Banken aktuell nur 0,44 Prozent, bei überregionalen Kreditinstituten beginnen die Zinsen bei 0,51 Prozent. Die Tendenz wird sich voraussichtlich in den nächsten Wochen fortsetzen, denn mit der Neuausrichtung ihrer Strategie hat die EZB den Zinsen bis auf Weiteres das Aufwärtspotenzial genommen. Wer eine Erst- oder Anschlussfinanzierung benötigt, kann also weiterhin historisch günstige Zinsen erwarten und muss mit Schwankungen nur in einem sehr engen Korridor rechnen.“

Wie sieht die Perspektive zum Jahreswechsel und die Prognose für 2022 aus?

Michael Neumann: „Mit dem Strategiewechsel der EZB stelle ich in Frage, dass sich die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe auf absehbare Zeit wieder aus dem negativen Bereich herausbewegt. Folglich bleiben die Baufinanzierungszinsen extrem tief – mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr langfristig. Preistreibenden Entwicklungen wie steigenden Inflationserwartungen und positiven wirtschaftlichen Aussichten stehen die massiven Gelddruckmaschinen der EZB gegenüber – und die haben gerade noch einmal neue Druckerpatronen erhalten.  Christine Lagarde lässt sich nicht von ihrem Kurs abbringen, die Märkte zu stützen. Weder drosselt sie das Tempo der Anleihekäufe im Rahmen des Notfallprogramms PEPP, noch lässt sie sich bezüglich eines möglichen Endes unter Druck setzen: Auch in der Juli-Sitzung wollte sie sich nicht auf ein Ausstiegsszenario aus dieser ultralockeren Politik festlegen.“

Was bedeutet die aktuelle EZB Entscheidung für die Immobilienmärkte – und steigt damit die Gefahr einer Blasenbildung?

Michael Neumann: „Die Anhebung des Leitzinses ist in noch weitere Ferne gerückt und die Inflation wird durch die geänderte Strategie gestärkt. Damit verlieren verzinsliche Anlageformen wie Sparbücher, Lebensversicherungen oder Anleihen weiter an Attraktivität, Sachwerte wie Immobilien oder Aktien dagegen profitieren. Zu erwarten ist eine anhaltende oder sogar verstärkte Nachfrage nach Immobilien, nicht zuletzt zur Altersvorsorge. Um es auf den Punkt zu bringen: Die EZB leistet auch in Zukunft einen relevanten Beitrag, dass die Immobilienpreise auch in den kommenden Jahren weiter steigen. Die Gefahr von Übertreibungen wird hierdurch nicht kleiner. Solange aber die Notenbanken langfristig als manipulativer Spieler im Markt bleiben, droht kein Platzen einer Blase.“

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