Neues Berliner Zentrum zur Dokumentation bedrohter Sprachen

Im Zuge von Globalisierung und Urbanisierung werden in vielen Teilen der Welt traditionelle Sprachen nicht überleben. Immer weniger Kinder lernen die Sprachen ihrer Vorfahren. Von den weltweit etwa 7000 gesprochenen Sprachen ist die Hälfte akut bedroht. In Berlin entsteht daher ein neues Zentrum zur Dokumentation und Archivierung dieser gefährdeten Sprachen: Im Juli 2021 wechselt das Endangered Languages Documentation Programme (ELDP) an die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Das Drittmittelprojekt, geleitet von Dr. Mandana Seyfeddinipur, wird für die nächsten 10 Jahre mit 21 Millionen Euro vom Arcadia Fund finanziert. Ebenso geplant ist der Umzug des digitalen Endangered Languages Archive (ELAR), auch geleitet von Mandana Seyfeddinipur, das künftig von der Berliner Akademie der Wissenschaften getragen und weiter ausgebaut werden soll.

Das ELDP wurde 2002 an der SOAS University of London gegründet und hat seitdem über 500 Projekte mit Stipendien unterstützt, um Sprachen weltweit zu dokumentieren. Das Programm führt Trainings in Sprachdokumentation durch, archiviert die aus Video- und Audioaufnahmen bestehenden Dokumentationssammlungen im ELAR und macht sie dort frei zugänglich. Für die nächsten Jahre sind über 200 weitere Stipendien für Dokumentationsprojekte geplant. Außerdem werden internationale Konferenzen und Sommerschulen durchgeführt, in denen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler sowie Sprecherinnen und Sprecher bedrohter Sprachen in moderner Sprachdokumentation ausgebildet werden. Zur „Dekade der Indigenen Sprachen 2022–2032“ der Vereinten Nationen plant das ELDP zudem eine Reihe von Veranstaltungen.

Akademiepräsident Prof. Dr. Christoph Markschies hebt die große Bedeutung des ELDP für die Akademie hervor: „Mit dem Endangered Languages Documentation Programme und seinem Sprachenarchiv baut die BBAW ihren Schwerpunkt im Bereich der Sprachen aus. Ich freue mich vor allem auf die vielen Stipendiatinnen und Stipendiaten aus aller Welt und die Wissenschaftlerinnen, die aus London zu uns kommen und nun hier arbeiten werden. Ich bin stolz, dass dieses großartige Projekt an der Akademie eine neue Heimat finden wird.“

Mandana Seyfeddinipur hebt die Rolle von Berlin als neuen Standort hervor und betont die Rolle des Archivs insbesondere in Anbetracht der Humboldt-Brüder: „Das ELAR verwirklicht Wilhelm von Humboldts Vision, die Sprachen in ihrer Diversität zu dokumentieren, zu vergleichen und zu verstehen. Gleichzeitig geht es weit über Humboldts Vision hinaus, indem es Sprachdaten zu vielen gefährdeten, aber auch zu anderen Sprachen zusammenträgt, in digitaler Form vorhält und allgemein zugänglich macht.“

Mit der geplanten Übernahme von ELAR ist der erste Schritt zum Aufbau eines umfassenden „Humboldt-Sprachenarchivs“ getan. In weiteren Schritten soll ELAR mit anderen Dokumentationen bedrohter Sprachen verbunden werden, insbesondere den Daten des von 2000 bis 2013 von der Volkswagen-Stiftung geförderten Programms Dokumentation bedrohter Sprachen (DOBES). Sie bilden einen Teil von The Language Archive (TLA), das 2010 am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik eingerichtet und von Prof. Dr. Wolfgang Klein geleitet wurde. DOBES umfasst derzeit über 100 bedrohte, teils bereits ausgestorbene Sprachen, für die Daten in etwa 70 Ländern erhoben wurden. Die DOBES-Daten wurden im Oktober 2015 zusammen mit einigen weiteren Sammlungen im TLA (insgesamt 250 Sprachen) als „Selected data collections of the world’s language diversity at The Language Archive“ ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Das Projekt „Humboldt-Sprachenarchiv“ wird zunächst für drei Jahre mit 600.000 Euro aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

Die Akademie feiert den Umzug von ELDP und ELAR von London nach Berlin, den Auftakt des Zentrums für die Dokumentation bedrohter Sprachen und die Grundsteinlegung für das digitale Humboldt-Sprachenarchiv mit einem Festakt am 8. September 2021 um 15 Uhr im Leibniz-Saal der Akademie: Es sprechen Staatsministerin Prof. Monika Grütters, die Direktorin von ELDP und ELAR Mandana Seyfeddinipur, Akademiemitglied Wolfgang Klein und Akademiepräsident Christoph Markschies.

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Arcadia ist eine Stiftung von Lisbet Rausing und Peter Baldwin. Die Stiftung unterstützt Hilfsorganisationen und Wissenschaftseinrichtungen, die kulturelles Erbe und die Umwelt schützen und bewahren, ebenso wie Projekte, die Open Access fördern. Alle Zuwendungen werden unter der Bedingung vergeben, dass die gesammelten und erstellten Materialien kostenfrei online zugänglich gemacht werden. Seit 2002 hat Arcadia Projekte mit mehr als $777 Millionen unterstützt.

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