Hoher Zuckerkonsum im Jugendalter begünstigt Darmkrebsvorstufen im Erwachsenenalter

Eine große internationale Studie kam zu dem Schluss, dass ein hoher Zuckerkonsum im Jugendalter die Bildung von Darmkrebsvorstufen Jahrzehnte später im Erwachsenenalter (mit etwa 50 Jahren) begünstigt. Vor allem Fruchtzucker und gesüßte Getränke stehen demnach im Zusammenhang mit der Entwicklung von sog. Adenomen im Darm, insbesondere Dickdarm, welche sich zu 85% zu Adeno-Carcinomen weiterentwickeln. Ähnlich, aber nicht ganz so ausgeprägt waren die Ergebnisse für den Zuckerverbrauch insgesamt in dieser frühen Lebensphase. „Diese Studie liefert ein weiteres Argument dafür, den Zuckerkonsum in der Kindheit zu reduzieren. Dass sich zu viel Zucker negativ auf den Stoffwechsel, das Gewicht und die Zahngesundheit auswirkt, ist lange bekannt“, betont Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Problematisch ist, dass gerade in der Kindheit die Vorliebe für Süßes stark ausgeprägt ist. Derzeit verzehren Kinder in Deutschland etwa dreimal so viel Zucker wie sie maximal sollten (etwa 5% der täglichen Kalorienzufuhr). Kinder nehmen Zucker hauptsächlich in Form von Süßigkeiten und Fruchtsäften sowie mit gesüßten Getränken zu sich. Auch zuckerhaltige Müslis und sogenannte „Kinderprodukte“ tragen dazu bei. Fruchtzucker (Fructose) und Zucker (Glukose) haben gleich viel Kalorien, aber Fruchtzucker ist süßer und wird deshalb häufiger in verarbeiteten Lebensmitteln verwendet.

Die ESPGHAN (European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition) sieht es als Ziel an, dass Kinder ab 2 Jahren nicht mehr als etwa 5% der täglichen Kalorienzufuhr in Form von Zucker verzehren sollten. „Braucht ein 10- bis 13-jähriger Junge 1900 kcal pro Tag, sollte er maximal 95 Kcal in Form von Zucker essen. Ein gestrichener Teelöffel Zucker wiegt etwa 5 Gramm, was 20 kcal entspricht (1 Gramm Zucker entspricht 4 kcal). Folglich sollte ein 10- bis 13-jähriger Junge idealerweise nicht mehr als knapp 5 Teelöffel Zucker pro Tag konsumieren“, verdeutlicht Dr. Fegeler.

Fruchtzucker kann den internationalen Forschern zufolge die Krebsbildung beeinflussen, indem er die Darmflora verändert. Obwohl Fruktose leicht im Dünndarm resorbiert wird, können hohe Dosen oder ständiger Nachschub von Fruchtzucker die Resorptionsleistung des Dünndarms überfordern, so dass Fruktose bis in den Dickdarm gelangt. Dass der jugendliche Körper besonders empfindlich auf eine hohe Zuckeraufnahme reagiert, könnte mit dem Wachstum und den körperlichen Veränderungen in diesem Alter zu tun haben, vermuten die Autoren. Jugendliche sind starken hormonellen und Stoffwechselveränderungen unterworfen. Dazu gehören u.a. erhöhte Insulinspiegel, die Entzündungen fördern können, und eine verminderter Insulinsensitivität sowie erhöhte IGF1-Spiegel – bis zu 4-fach höher als im Erwachsenenalter. Ist der Insulinähnliche Wachstumsfaktor (IGF1 – Insuline Like Growth Factor 1) erhöht, stimuliert dies das Wachstum, er kann aber auch Neubildungen begünstigen.

Weitere aktuelle Informationen rund um das Thema "Kindergesundheit" finden Sie auf der Internetseite des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) unter www.kinderaerzte-im-netz.de

Quellen:

Joh HK et al. Simple Sugar and Sugar-Sweetened Beverage Intake During Adolescence and Risk of Colorectal Cancer Precursors. Gastroenterology 2021;161:128–142. https://doi.org/10.1053/j.gastro.2021.03.028

Perrar I, Schadow AM, Schmitting S, Buyken AE, Alexy U. Time and Age Trends in Free Sugar Intake from Food Groups among Children and Adolescents between 1985 and 2016. Nutrients. 2020; 12(1):20.
https://doi.org/10.3390/nu12010020

Stricker S, Rudloff S, Geier A, Steveling A, Roeb E, Zimmer KP. Fructose consumption – free sugars and their health effects. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 71–80.
https://doi.org/10.3238/arztebl.m2021.0010

Konsensuspapier: Quantitative Empfehlung zur Zuckerzufuhr in Deutschland: Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG), Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG), Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), 2018.

https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/stellungnahme/Konsensuspapier_Zucker_DAG_DDG_DGE_2018.pdf

DGE: Richtwerte für die Energiezufuhr in kcal/Tag. Zuletzt überarbeitet 2015.
https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/energie/?L=0

ESPGHAN. Sugar Intake in Infants Children and Adolescents ESPGHAN Advice Guide. 2018.
https://www.espghan.org/…

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