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Das Chaos des Augenblicks, die Corona-Pandemie und die Folgen, die sie insbesondere auf das Leben von Eltern mit kleinen Kindern hat, beschäftigten David Horvitz in der Vorbereitung seiner Ausstellung für den Nassauischen Kunstverein. Seit Oktober 2020 schickt er jede Woche eine lesson als Luftpostfaltbrief nach Wiesbaden, die nach Ankunft vor Ort installiert wird. Die kleinen Lehreinheiten, die er gemeinsam mit seiner 5-jährigen Tochter entwickelte, haben dabei einen pädagogischen Charakter und sind gleichzeitig eine Methode, auf kreative Art mit der gegebenen Situation umzugehen. Die Ausstellung ist ein interaktives Projekt, das alle dazu einlädt, die Aufgaben durchzuführen, im Kunstverein, zu Hause oder unterwegs. Dokumentationen von durchgeführten lessons können an den Nassauischen Kunstverein geschickt und so Teil der Ausstellung werden. Anlässlich der letzten lesson, die den Kunstverein am 17. Juni 2021 erreicht hat, wird derzeit unter allen Einsendungen eine kostenlose Jahresmitgliedschaft sowie eine Tasche inklusive Überraschungsinhalt verlost. Details unter: www.kunstverein-wiesbaden.de/…

Durch die fast siebenmonatige Corona-bedingte Schließung des Kunstvereins blieb die Ausstellung weitgehend ungesehen. Leider konnte auch die diesjährige Stipendiatin Jackie Karuti aufgrund der Reisebeschränkungen bisher nicht nach Wiesbaden kommen und konzipiert derzeit von Kenia aus eine Ausstellung für den Kunstverein. Die Schau von David Horvitz konnte daher nicht nur bis zum 8. August 2021 verlängert werden, sondern in direkte Verbindung mit der parallel laufenden Einzelausstellung des Künstlerduos Eva & Franco Mattes treten. Als Partnerprojekt der internationalen Fotografietriennale RAY 2021 widmet sich ihre Ausstellung Human-in-the-loop unserem tagtäglichen Umgang mit Fotografien im Netz und in den Sozialen Medien. Zufälligerweise sind sie eng mit David Horvitz befreundet und haben gemeinsam mit ihm eine ortsspezifische Neuproduktion realisiert: Die Installation Nostalgia, May 3, 2021 ist eine kollaborative Weiterentwicklung von Eva & Franco Mattes‘ Installation Personal Photographs, die derzeit im Kunstverein zu sehen ist, sowie der Arbeit (nostalgia) von David Horvitz, für die er einen Katalog voller gelöschter Fotografien herausgebracht hat, in dem einzig und allein die Dateinamen, das Datum und eine kurze Beschreibung von nicht mehr sichtbaren Fotografien enthalten sind. In Wiesbaden zirkulieren alle Fotografien, die Horvitz am 3. Mai 2021 aufgenommen hat, nur noch unsichtbar in der neuen Installation, während die Dateien von allen anderen Geräten und Speichern gelöscht wurden.

David Horvitz /
David Horvitz (*1974, Humboldt, CA, US) studierte Kunst am Bard College im Bundesstaat New York. Seine Werke waren weltweit in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, so unter anderem auf der High Line, New York (2021), im Musée d’Art Contemporain, Avignon (2019), im Palais de Tokyo, Paris (2017), oder im New Museum, New York (2014). Zuletzt gewann er 2018 den Preis der Henraux Stiftung. Er lebt und arbeitet in Los Angeles.

Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen /
Das Follow Fluxus-Stipendium wurde 2008 vom Nassauischen Kunstverein Wiesbaden und der Landeshauptstadt Wiesbaden initiiert und setzt sich seitdem zum Ziel, internationale junge Künstler:innen zu fördern, die in ihrem Werk die Ideen der Kunstbewegung Fluxus aufgreifen und diese weiterentwickeln. Die bisherigen Stipendiat:innen waren Emily Wardill (Großbritannien), Jimmy Robert (Guadeloupe), Aslı Sungu (Türkei), Kateřina Šedá (Tschechische Republik), Stefan Burger (Schweiz), Annette Krauss (Niederlande), Taro Izumi (Japan), Mehreen Murtaza (Pakistan), Adriana Lara (Mexiko), Gerrit Frohne-Brinkmann (Deutschland), Assaf Gruber (Israel) und Jace Clayton (USA).

RAY 2021 Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain
Eva & Franco Mattes / Human-in-the-loop
28. Mai bis 8. August 2021

Wir konsumieren, teilen, liken und kommentieren tagtäglich Fotografien in Sozialen Netzwerken und werden im Gegenzug von ihnen überschwemmt. Die Installationen von Eva & Franco Mattes zeigen, wie wir damit (un)bewusst an der Verbreitung von Ideen bis Ideologien teilhaben. Auf der Grundlage, dass das Internet kein freier, utopischer Ort, sondern ein mehr und mehr zentralisiertes, korporatisiertes und überwachtes System darstellt, macht das Künstlerduo die dahinterliegende Infrastruktur und die diese bedienenden Menschen sichtbar.

Eva & Franco Mattes (beide *1976 in Italien, leben und arbeiten in New York) arbeiten seit 1995 gemeinsam. Ihre Arbeiten wurden weltweit ausgestellt, u. a. in Einzelausstellungen im Fotomuseum Winterthur (2021), im Careof, Mailand (2020), und der Fondation PHI, Montreal (2019). Ihre Werke befinden sich u. a. in den ständigen Sammlungen des SFMOMA in San Francisco, dem Whitney Museum of American Art, New York, sowie dem X Museum in Peking.