Auf ein Glas Wein mit Gaby Hauptmann – Interview zum Lauffener LESESTOFF-Talk #1

Marian Kopp, geschäftsführender Vorstand der Lauffener Weingärtner freut sich sehr auf den ersten Talk-Abend, an dem die Bestseller-Autorin Gaby Hauptmann ihr neues Buch vorstellt und dabei zwei Jungwinzern der Lauffener „Vinitiative“ begegnet. Als Überraschung bringt Kopp für eine Blindverkostung einen unbekannten Wein mit, den die jungen Weinfreaks erkennen und erraten sollen. Uli Ostarhild hat vorab mit Gaby Hauptmann gesprochen.

Gaby Hauptmann wurde 2019 von den Lauffener Weingärtnern festlich als Weingenießerin des Jahres ausgezeichnet. Der Wein, die Landschaft an Neckar und Zaber, sowie die Leidenschaft junger Winzer prägen in Gaby Hauptmanns neuen Buch „Unsere allerbeste Zeit“ einen wichtigen Erzählstrang.

Frau Hauptmann, schön, dass wir bei einem Glas Wein ins Gespräch kommen. Auch wenn wir heute nur auf Distanz, über die Monitore miteinander anstoßen können. Deshalb gleich die Frage: Was haben Sie im Glas?

Gaby Hauptmann: Zu unserem Interview gönne ich mir ein Glas Pinot Sekt der Lauffener Vinitiative. Das ist kein Zufall. In meinem neuen Roman gibt es eine sehr emotionale Szene, als Katrin, die Hauptfigur mit ihrem Team aus der Werbeagentur, dem jungen Winzer Sebastian begegnet. Das spielt sich in der sommerlichen Hitze im Eiskeller eines Weinguts ab. Sebastian sprüht vor Begeisterung und Tatkraft, im Weinberg und im Keller Neues zu schaffen. Damit zieht der Jungwinzer die Besucher aus der Stadt in seinen Bann. Tatsächlich hatte ich eine solche Begegnung selbst einmal vor einigen Jahren. Die Liebe zum Produkt, das gemeinsame Anpacken der jungen Leute – trotz den großen Risiken und Ungewissheiten beim Weinbau – das begeistert mich!

Wie viel Gaby Hauptmann steckt in Katja Klinger, der Hauptfigur, wie viel von Ihrem Leben in dem Roman?

Gaby Hauptmann: Eigentlich ist es vor allem der musische Bereich, die Liebe zur Musik. Katrin spielt gerne Klavier, wenn sie nach dem Umzug aus Hamburg allein in der leeren Stuttgarter Altbauwohnung sitzt. Ich nehme mir in einer solcher Situation einfach mal meine Gitarre und spiele für mich. Wenn Sie auf den Wein zu sprechen kommen, natürlich steht bei uns daheim zum Essen fast immer eine Flasche Wein auf dem Tisch. Das war schon in unserem Elternhaus so. Ein guter Wein krönt ein gutes Essen, das ist einfach so.

Das neue Buch steht bereits weit oben, einstellig, in den Bestsellerlisten. Was macht den besonderen Reiz ihrer Bücher aus? Gibt es ein Erfolgsrezept?

Gaby Hauptmann: Ich denke, dass viele Menschen ein Stück von sich selbst in meinen Büchern wiederfinden können. Hier ist es Katja, die abwägen muss, ob sie ihren guten Job in Hamburg sausen lässt, um sich um ihre Mutter zu kümmern. Der Machtkampf im neuen Job, den sie scheinbar nicht gewinnen kann. Dort die Freundin, die als Quereinsteigerin ein Café in Stuttgart eröffnet. Oder der Jugendfreund, ein IT-Spezialist, der sich für eine ganz andere Aufgabe entscheidet. Und eben die jungen Winzer, die an sich und ihre Produkte glauben, und zusammen etwas schaffen wollen.

Teile der Story sind für mich, der in Stuttgart gelebt hat, wie ein Spaziergang durch die Stadt wie man sie kennt. Die Viertel der Altstadt, Jugendstilhäuser, verstockte Nachbarn. Dann das moderne Leben der jungen Kreativen, der Zeitgeist, die urbane Kultur. Junge Kreative und viele Ideen, wie man das Marketing der jungen Winzer-Initiative verbessern kann. Typisch für Stuttgart ist aber auch Katjas Vermieter, der fast schon in Kommissar Bienzle-Manier auf der Stiege der Altbauwohnung mit einer Flasche Lauffener Katzenbeißer auftaucht.  Tradition und Innovation bei der Auswahl von Weinen?  Wie steht es bei Ihnen mit der Auswahl des Weins – ist das für Sie auch eine Frage von Lifestyle?

Gaby Hauptmann: Da muss ich Sie enttäuschen. Da bin ich unvoreingenommen. Natürlich habe ich meine Lieblingsweine. Aber wenn man so viel unterwegs ist wie ich, probiert man gerne die Weine, die auf den Tisch kommen. Übrigens wurde schon in meinem Elternhause in Trossingen Württemberger getrunken. Für mich ist das eher abhängig von der Jahreszeit. Ob das nun ein Grauburgunder, Weißburgunder oder Chardonnay ist – im Sommer bin ich ganz beim Weißwein und Rosé. Auf jeden Fall empfinde ich ein Glas Wein immer als ein Geschenk für den Moment. Was braucht es mehr, als mal Zeit für sich zu haben, bei einem Glas Wein, vielleicht noch mit einem Buch am Fenster zu sitzen.

Unsere allerbeste Zeit – Welche Botschaft geben Sie in dem Buch Ihren Leserinnen und Lesern mit auf den Weg?

Gaby Hauptmann: Katja versucht genau wie ich, sich immer mal wieder Zeit für sich selbst zu nehmen. Das ist im von Hektik geprägten Alltag heute wertvoll und schon eine Kunst für sich. Wie schnell vergisst man, den Moment, den wir mit Freunden verbringen, auch mal zu genießen. Wie viel Zeit nehmen wir uns wirklich, einmal hinter die Fassade der Menschen zu schauen? Nehmen wir uns doch die Zeit, um Menschen, die uns umgeben, besser kennenzulernen.

Zur Person: Gaby Hauptmann, geboren 1957 in Trossingen, lebt als freie Journalistin und Autorin in Allensbach am Bodensee. Bei der Auszeichnung als Weingenießerin des Jahres 2019 zwei Jahren stellte Sie fest, dass das Leben genießen sei eine Kunst, „die wir in unserer Familie Gott sei Dank beherrschen“. Ihre Romane, darunter „Suche impotenten Mann fürs Leben“, „Nur ein toter Mann ist ein guter Mann“, „Die Lüge im Bett“, oder „Eine Handvoll Männlichkeit“, sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt.

Infos zum Buch

GABY HAUPTMANN

Unsere allerbeste Zeit

Wenn Dir das Leben eine zweite Chance gibt …

Eigentlich hat Katja alles, was Frau braucht: ein gemütliches Apartment mitten in Hamburg, einen tollen Job, Freunde, bei denen sie sich aufgehoben fühlt. Aber als ihre Freundin Doris anruft, um ihr zu erzählen, dass sie zu Hause gebraucht wird, bricht Katja alle Brücken ab. Kurzerhand zieht sie zurück in ihre alte Heimat, um näher bei ihrer Mutter sein zu können, deren Demenz nicht mehr zu leugnen ist. Der Umzug wird für Katja auch eine Reise in die Vergangenheit, zu ihrer besten Freundin und alter Liebe – und gestaltet sich abenteuerlicher, als sie sich das vorgestellt hatte …

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