Aktivierung für Patienten mit Demenz

10 Minuten Aktivierung ist ein Konzept, das Ute Schmidt Hackenberg, Dozentin für Aktivierung, Ende der 90er Jahre entwickelt hat: täglich angewandt, kurbelt dieses Trainingsprogramm das Langzeitgedächtnis an, damit vormals selbstverständliche Bewegungen und Gedanken „wieder-belebt“ werden sollen.

Auf der gerontopsychiatrischen Station C6/O des Bezirksklinikum Mainkofen kommen außerhalb der pflegerischen Versorgung der Patienten vielfältige Methoden zum Einsatz: Aktivierung, Validation sowie palliative Versorgung.

Regina Pfisterer, Pflegefachkraft für Psychiatrie, hat privat Kontakt zur ehemaligen Hauswirtschaftslehrerin Irmgard Mader hergestellt. Irmgard Mader liebt es, sich mit Handarbeitsmaterialien zu beschäftigen. Bereits zum dritten Mal hat sie Nesteldecken, weiche Bälle, Stoffpuzzle oder eine „Filz-Uhr“ angefertigt. Diese Materialien wissen die Profis der gerontopsychiatrischen Pflege für sich zu nutzen und gezielt einzusetzen, damit den an Demenz erkrankten Patientinnen und Patienten verbliebene Fähigkeiten erhalten bleiben.

Eines der typischen Demenz-Symptome ist eine ausgeprägte motorische Unruhe: Ständiges Zupfen an der Kleidung, Zerwühlen der Haare oder Aufreißen von Knöpfen und Reißverschlüssen. Dieses Verhalten nennt man Nesteln. Dabei kann eine Nesteldecke helfen, den Tastsinn zu schärfen und Alltagsfähigkeiten zu trainieren. Eine Nesteldecke ist eine Patchworkdecke, die aus verschiedenen reizintensiven Stoffarten besteht. Daran angebracht sind in diesem Fall verschiedene Applikationen wie Knöpfe, Stoffteile, Reißverschlüsse, Kugeln, Schnüre zum Einfädeln oder Hosentaschen.

Demenz-Patienten können sich über einen längeren Zeitraum damit beschäftigen. Das kann fast wie eine Meditation wirken. Oft beobachtet man, dass die Kranken nach einer Beschäftigung mit der Decke deutlich ruhiger und ausgeglichener sind. An einzelnen Elementen der Decke können auch Alltagsfähigkeiten geübt werden, zum Beispiel wie man einen Knopf öffnet und schließt, wie man ein Taschentuch aus der Hosentasche zieht oder eine Schleife bindet.

Häufig ist zeitliche Orientierung ein Thema bei Betroffenen: hier soll die „Filz-Uhr“ Abhilfe schaffen. Dabei werden einzelne Ziffern entfernt und die Patientinnen und Patienten aufgefordert, die entsprechenden Zahlen am richtigen Platz anzuordnen.

Zum schier unerschöpflichen Ideenfundus von Irmgard Mader gehören auch Patchwork-Bälle, die die Pflegefachkräfte gerne bei spielerischen Lern- und Bewegungsübungen einsetzen, z. B. dem Sitztanz. Diese Form der rhythmischen Bewegung verbessert Kreislauf, Beweglichkeit, Koordination, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Im gemeinsamen aktiv sein wird nebenbei noch die Kommunikation gefördert und das Lachen kommt nicht zu kurz.

Nicht nur die Patientinnen und Patienten sind begeistert von den handgefertigten Materialien, auch die Pflegeexperten schätzen die Utensilien sehr.

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