Studie untersucht den Wert von Bewegungstherapie bei krebskranken Kindern

Eine Bewegungstherapie kann die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit von Krebskranken verbessern und steigert die Erfolgschancen der onkologischen Behandlung. Bei krebskranken Kindern und Jugendlichen ist die Datenlage bezüglich dieses Effekts jedoch noch spärlich. Daher wird eine Bewegungstherapie bei ihnen eher selten verordnet. Ein neues EU-Forschungsprojekt FORTEe unter dem Motto "Get strong to fight childhood cancer" möchte das ändern. Insgesamt kooperieren dabei sechzehn Partnerinstitutionen aus acht europäischen Ländern, darunter auch das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), um die Wirksamkeit von Bewegungstherapie und digitalen Gesundheitstechnologien zur Bewegungsförderung während der Krebsbehandlung bei jungen Patientinnen und Patienten zu untersuchen.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Deutschen Krebshilfe (DKH).

Krebskranke Kinder fühlen sich jedoch oft – gleichsam wie Erwachsene – schlapp und müde. Das können sowohl Symptome der Erkrankung als auch Nebenwirkungen der Therapie sein. Eine Krebserkrankung kann folglich den Entwicklungsprozess der betroffenen Kinder bremsen, da sie sich in der Regel weniger bewegen als gesunde Altersgenossen.

"Es gibt bereits etliche Hinweise darauf, dass eine Bewegungstherapie bei jungen Krebspatienten mindestens genauso hilfreich ist wie bei Erwachsenen", berichtet der Sportwissenschaftler Joachim Wiskemann, der am NCT Heidelberg die Arbeitsgruppe "Onkologische Sport- und Bewegungstherapie" leitet. Gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet er allen Krebspatientinnen und -patienten des NCT Heidelberg eine umfangreiche sport- und bewegungstherapeutische Beratung und Betreuung an – auch für Kinder und Jugendliche, sowie deren Eltern. Die Expertise seiner Arbeitsgruppe fließt fortan auch in das Forschungsprojekt FORTe ein. Mit im Boot ist das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) unter Leitung von Andreas Kulozik, dem Direktor für "Klinische Kinderonkologie" am KiTZ und Ärztlicher Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie, Hämatologie, Immunologie und Pneumologie.

"FORTe zielt besonders darauf ab, die Auswirkungen einer altersgerechten Bewegungsintervention auf die Krebsbehandlung bei jungen Patientinnen und Patienten zu erforschen", erklärt Kulozik. Dazu planen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem, eine klinische Studie an mehr als 450 krebskranken jungen Patientinnen und Patienten an den beteiligten Standorten. "Wir wollen sowohl die Erfahrungen der betroffenen Kinder mit der Bewegungstherapie als auch diejenigen der Eltern und des medizinischen Personals untersuchen", berichtet Kulozik.

Die Heidelberger übernehmen dabei im Wesentlichen zwei Aufgaben. Zum einen kümmern sie sich um das umfangreiche Datenmanagement. "Aus vielen Studien im Erwachsenenbereich wissen wir, wie man die Daten am besten sammelt, aufbereitet und analysiert", erklärt Wiskemann. Zum anderen sind sie maßgeblich an Planung und Umsetzung der sporttherapeutischen Studie beteiligt, in die Anfang 2022 die ersten jungen Patientinnen und Patienten eingeschlossen werden. Auch hier können die Heidelberger auf ihr umfangreiches Know-How aus der Erwachsenentherapie zurückgreifen.

Eine Herausforderung bleibt es dennoch, da sich die Erfahrungen mit Erwachsenen nicht eins zu eins auf Kinder übertragen lassen. "Wir müssen bei Kindern noch mehr als bei den Erwachsenen versuchen, den Spaß an der Bewegung zu vermitteln", sagt Wiskemann. Daher benötigen die Angebote attraktive, spielerische Elemente – das können die unterschiedlichen Bodenmaterialien eines Barfußpfads sein, genauso wie digitale Techniken, bei denen das Training auch ein klein wenig zum Wettbewerb wird.

"Außerdem wollen wir neuartige telemedizinische Versorgungskonzepte entwickeln und etablieren", erklärt Wiskemann. Beispielsweise sollen Augmented-Reality-Techniken mit virtuellem Trainer zum Einsatz kommen, sodass die Kinder und Jugendlichen von zu Hause aus ihre Übungen absolvieren können. Davon würden dann auch andere Disziplinen und Partner im Gesundheitssystem profitieren, etwa niedergelassene Kinderärzte oder nicht-universitäre Krankenhäuser.

Neben den Forschungsvorhaben ist es den Projektbeteiligten wichtig, ihr Wissen weiterzugeben. Zusätzlich zu Fachartikeln, Newslettern und Workshops, die sich vor allem an Fachleute wie Ärzte, Pflegepersonal und Gesundheitsdienstleister wenden, soll es auch Schulungen für betroffene Familien geben.

Wiskemann geht davon aus, dass sich – mit Hilfe von FORTe – die Bewegungstherapie bei krebskranken Kindern und Jugendlichen rasch als Standard der Versorgung etablieren wird. Nicht nur, um die Erfolgschancen der Therapie und die individuelle Lebensqualität zu erhöhen, sondern auch, um die geistige und körperliche Entwicklung nicht zu beeinträchtigen. "Wenn Kinder eine wichtige Entwicklungsphase verpassen, lässt sich das nur schwer nachholen", sagt Wiskemann. Daher findet der Fachmann: "Bei erwachsenen Krebspatienten ist die Bewegungstherapie sehr wichtig, bei Kindern ist sie superwichtig!"

Neben dem Heidelberger Standort beteiligen sich weitere 15 Partnerinstitutionen aus acht europäischen Ländern* an FORTe. Geleitet wird das Projekt von der Universitätsmedizin Mainz. FORTEe wird über das Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizon 2020" mit einem Betrag in Höhe von rund 6,3 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünfeinhalb Jahren gefördert (grant agreement No. 945153). Die Europäische Kommission ist für die in der Pressemitteilung enthaltenen Informationen nicht verantwortlich.

*FORTEe Partner:

− Concentris research management GmbH (DE)
− German Sport University Cologne (Deutschland)
− Nurogames GmbH (Deutschland)
− Pixformance Sports GmbH (Deutschland)
− University Medical Center Essen (Deutschland)
− University Medical Center Mainz (Deutschland)
− University Medical Center Heidelberg (Deutschland)
− Region Hovedstaden (Dänemark)
− Universidad Europea de Madrid SAU (Spanien)
− Centre de Lutte Contre le Cancer Léon Bérard (Frankreich)
− Fondazione IRCCS Istituto Nazionale dei Tumori (Italien)
− Fondazione Monza e Brianza per Il Bambino e La Sua Mamma (Italien)
− Fundatia Youth Cancer Europe (Rumänien)
− Forma 3D Ltd. (Slowenien)
− Univerzitetni Klinični Center Ljubljana (Slowenien)
− Oxford Brookes University (Großbritannien)

Weitere Informationen: www.fortee-project.eu

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 80.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt.

Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe hat das UKHD das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.

Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg rund 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion.

Über Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe (DKH). Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifende Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit. Seit 2015 hat das NCT Heidelberg in Dresden einen Partnerstandort. In Heidelberg wurde 2017 das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) gegründet. Die Kinderonkologen am KiTZ arbeiten in gemeinsamen Strukturen mit dem NCT Heidelberg zusammen.

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