Heinrich: „In HNO-Praxen wird seit zwei Wochen geimpft“

„Seit gut zwei Wochen beteiligen sich HNO-Arztpraxen bundesweit an der Corona-Impfkampagne.“ Darauf weist der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. anlässlich der anhaltenden Diskussion um die Verteilung von Impfdosen hin. Neben Impfzentren und Hausärzten gehören HNO-Praxen zu den gewohnten Anlaufstellen der Patienten für eine Impfung, so Verbandspräsident Dr. Dirk Heinrich. Der Streit um die Vergabe des Impfstoffes sei unnötig und ohnehin in wenigen Wochen Geschichte.

Angesichts der einseitigen Berichterstattung und entgegen den Äußerungen einzelner Ärztevertreter weist der Berufsverband der HNO-Ärzte ausdrücklich darauf hin, dass bereits seit kurz nach Ostern nicht nur in Impfzentren und Hausarztpraxen, sondern auch bei Fachärzten, darunter vielen HNO-Ärztinnen und -Ärzten, Corona-Impfungen verabreicht werden. „In etlichen HNO-Facharztpraxen wird bereits geimpft. Jede Woche beteiligen sich mehr HNO-Kolleginnen und -Kollegen an der Impfkampagne“, berichtet Heinrich. Eine Beschränkung, dass nur bestimmte Arztgruppen impfen dürfen, sei vom Gesetzgeber ausdrücklich nicht vorgesehen. „Jede vertragsärztliche Praxis darf impfen und kann deshalb Impfstoff bestellen.“ Sobald die Menge an verfügbaren Impfdosen ansteige, werde die Zahl der teilnehmenden HNO-Praxen weiter steigen. Laut aktueller Arztstatistik gibt es bundesweit rund 4.500 ambulant tätige HNO-Ärztinnen und -Ärzte. „Wenn nur die Hälfte davon bei den Impfungen mitmacht, kann in den HNO-Praxen ein guter Teil der Bevölkerung immunisiert werden“, rechnet Heinrich vor.

Die Impfung von Patienten gehöre zu den Routine-Tätigkeiten von niedergelassenen HNO-Ärzten, berichtet Heinrich weiter. „Zwar ist bei Corona der organisatorische Aufwand deutlich höher als bei den Grippe-Impfungen in normalen Jahren. Das Impfen an sich ist für HNO-Praxen allerdings ‚business as usual‘“, schildert der Hamburger HNO-Arzt. Solange die Priorisierung der Ständigen Impfkommission gelte, werde man sich, so gut es geht, daran halten. „Wir kennen unsere Patientinnen und Patienten und wissen genau, wer schwer oder chronisch krank ist.“ Vorrangig einbestellt würden so aktuell zum Beispiel Tumorpatienten, Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen oder Patienten mit laufenden Biologika-Therapien.

In wenigen Wochen, so Heinrich weiter, werden so viele Impfdosen verfügbar sein, dass man mit der Priorisierung durch sei und jeder Erwachsene eine Impfung erhalten könne. Dann werde auch die Diskussion über die Verteilung der derzeit noch beschränkten Menge an Impfstoff ein Ende haben. Heinrich: „Die Debatte, wer jetzt vorranging mit Impfstoff beliefert werden sollte, wird künstlich angeheizt und ist überflüssig. Es gibt keine Konkurrenz zwischen Impfzentren und Arztpraxen.“ Es sei eine Illusion, dass Arztpraxen sofort und für die nächsten Wochen komplett auf das Impfen umsatteln könnten. Allein deshalb brauche man das Nebeneinander von zentralen und dezentralen Impfungen.

Heinrich: „Der personelle und organisatorische Aufwand für die Praxen ist immens. Die Mitarbeiter müssen die Terminvergabe organisieren. Vor der Impfung erfolgt die ärztliche Beratung. Die Patienten müssen eine Einwilligungserklärung, einen Anamnese- und einen Aufklärungsbogen ausfüllen. Nach der Impfung müssen die Geimpften 15 Minuten zur Beobachtung in der Praxis bleiben. Im Anschluss kommen die Nacharbeiten, wie die tagesaktuelle Meldung der verabreichten Impfdosen, die korrekte Kodierung sowie die Abrechnung, hinzu.“ Dies sei parallel zum normalen Praxisbetrieb kaum zu leisten. Viele HNO-Praxen würden daher gesonderte Impfsprechstunden zur Mittagszeit, abends oder sogar am Wochenende anbieten – unter großem Einsatz des Praxispersonals, hebt Heinrich hervor.

Spätestens ab Juni könne damit gerechnet werden, dass sich der Schwerpunkt des Impfgeschehens von den Impfzentren auf die Arztpraxen verlagere. „Wenn wir in Deutschland sieben, acht oder im Juli sogar über neun Millionen Impfdosen pro Woche geliefert bekommen, werden wir jede Ärztin und jeden Arzt dringend für die Bewältigung der Impfstoffmenge brauchen.“ Dafür arbeiten Haus- und Fachärzte sowie die Ärztinnen und Ärzte in den Impfzentren in der täglichen Praxis Hand in Hand zusammen, ohne, dass sich jemand davon in den Vordergrund drängt, betont Heinrich.

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