Aufbruch in die Moderne – Drittes Streaming-Festival vom 13. bis 16. Mai 2021

Mit kostenlosen Live-Streams kommt das Festspielhaus Baden-Baden auch im Monat Mai in die Wohnzimmer der Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber. Die Pfingstfestspiele werden vom 13. bis 16. Mai 2021 mit dem SWR Symphonieorchester und namhaften Gästen auf diese Weise etwas früher gefeiert. Das Motto des Festivals lautet „Aufbruch in die Moderne“ und beleuchtet Werke aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die jeweils an der Schwelle zu einer neuen musikalisch-ästhetischen Ära standen.

Wie schon bei den vorangegangenen HAUSFESTSPIELEN steht neben der Musik die Interaktion zwischen Künstlern und dem Publikum im Mittelpunkt. Auch diesmal wird es möglich sein, über die Social-Media-Kanäle des Festspielhauses, per E-Mail oder Telefon vorab und während des Streamings Fragen zu stellen. Als „heißer Draht“ von den Bildschirmen daheim zu den Künstlern stehen während der Streamings aus Baden-Baden auch die Kommentarfunktionen bei Youtube, Facebook und auf der Website des Festspielhauses direkt zur Verfügung. 

Die Übertragungen auf www.festspielhaus.de beginnen am 13., 14. und 16. Mai um 20.15 Uhr, am 15. Mai um 19 Uhr.

Am 16. Mai um 16 Uhr steht zudem ein weiteres, ganz besonderes digitales Event an: Auf www.festspielhaus.de wird die Abschlusspräsentation des diesjährigen Kindertanzfests gezeigt. In vier zweitägigen Online-Workshops in zeitgenössischem Tanz werden kleine Kurz-Choreographien erarbeitet in einem Live-stream zur Aufführung gebracht.

„Aufbruch in die Moderne“ – das ist das Motto, unter dem das Festspielhaus Baden-Baden die neu konzipierten Pfingstfestspiele mit seinem Partner, dem SWR Symphonieorchester, feiert. Für das Publikum 2021 nur digital zu erleben, doch, dessen ist sich Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa gewiss: „Das Motto und die Idee dahinter haben nichts von ihrer Kraft eingebüßt. Im Gegenteil: Den Eindruck, in einer Zeitenwende zu agieren, teilen wir mit den Komponisten, die im Fokus unserer Pfingstfestspiele stehen. Im Stillstand, den die Pandemie uns aufzwingt, wächst das Gefühl, dass Dinge sich neu ordnen und es anders weitergehen wird.“
Die Komponisten des Festivals – Beethoven, Schumann, Berlioz, Strawinsky, Messiaen und Widmann geben Beispiel dafür, was „Aufbruch in die Moderne“ musikalisch bedeuten kann. Baden-Baden war immer wieder ein Ort, um diese Aufbrüche zu wagen. Berlioz hat auf vielen Baden-Badener Festspielen probiert, wofür ihm das Pariser Publikum nicht reif schien. Für Dr. Johannes Bultmann, den Künstlerischen Gesamtleiter der SWR-Klangkörper und -Festivals, ist Baden-Baden ideal ein derartiges Festival zu veranstalten, an Traditionen anzuknüpfen und die Moderne fortzuschreiben: „Musikerinnen und Musiker des SWR haben hier mit Strawinsky und Messiaen zusammengearbeitet – und mit Pierre Boulez, der sich Baden-Baden neben Paris zum Wohn- und Arbeitsort wählte. Legendäre Aufnahmen sind in den Baden-Badener Rosbaud-Studios entstanden.“
Mit dem gemeinsamen HAUSFESTSPIEL vom 13. bis 16. Mai schlagen SWR und Festspielhaus einen Bogen ins Heute, denn „mit den Streamings haben wir einen neuen, digitalen und interaktiven Weg zum Publikum gefunden. Auch darin steckt ein Aufbruch“, führt Benedikt Stampa aus.

13. Mai 2021 Ein Star-Pianist und achtfache Bläserwucht

Los geht es am Donnerstag, 13. Mai 2021 (Himmelfahrt) um 20.15 Uhr mit Werken von Robert Schumann und Igor Strawinsky. Martin Stadtfeld übernimmt in Robert Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44 den Klavierpart.

Der in Koblenz geborene Pianist ist im Festspielhaus Baden-Baden seit vielen Jahren regelmäßig zu Gast. Aus der Taufe gehoben wurde das Klavierquintett 1843 von Robert Schumanns Frau Clara, die das Werk mit dem Geiger Ferdinand David und Niels Wilhelm Gade an der Bratsche in Leipzig aufführte. Clara Schumann war „wahrhaft entzückt von diesem schönen Werke, das so jugendlich“; sie fand in Opus 44 ihres Mannes „Kraft und Frische“, nannte es „äußerst brillant und effektvoll“

Das eindrucksvolle Oktett für Bläser von Igor Strawinsky – „Trocken, kühl, klar und spritzig wie Sekt“, so der Komponist – spielen Solisten des SWR Symphonieorchesters, moderiert wird der Abend von Jasmin Bachmann.

14. Mai 2021 REPEAT – Wert, es zweimal zu hören: Das Quartett für das Ende der Zeit

Die Komposition „Quatuor pour la fin du temps“ aus dem Jahre 1941 von Oliver Messiaen steht im Mittelpunkt eines besonderen „Doppel“-Konzertes am 14. Mai 2021 um 20.15 Uhr. Unter dem Motto „REPEAT – Ein Werk zweimal hören“, erklingt das Werk des französischen Komponisten gleich zweimal. Zu Beginn werden die Musiker befragt und Musikteile einzeln angespielt, so dass sich der Hörer regelrecht in das Werk versenken kann. Der Dramaturg und Musikvermittler Rafael Rennicke erläutert die Besonderheiten des „Quartetts für das Ende der Zeit“. Den Klavierpart übernimmt der französische Pianist Bertrand Chamayou, der zuletzt 2019 im Trio mit der Geigerin Vilde Frang und der Cellistin Sol Gabetta in Baden-Baden gastierte.

Olivier Messiaens „Quatuor pour la fin du temps“ ist eines der zentralsten und am meisten aufgeführten Kammermusikwerke des 20. Jahrhunderts.

Der Titel „Das Ende der Zeit“ bezieht sich auf sieben Verse aus der Offenbarung des Johannes. Dort fällt der Untergang der Welt zusammen mit dem Beginn der Ewigkeit. Eine Erlösung in so ferner Zeit mag wenig trostreich scheinen, doch bei Messiaen hört man, dass Ewigkeit nicht erst am Jüngsten Tag beginnen muss. Sie beginnt bei den Gesprächen der Vögel, setzt sich fort mit dem Regenbogen, der in sanften Akkordwellen des Klaviers schimmert, und sie wird immer menschlicher.

15. Mai Beethoven, Widmann und Berlioz: Der „größte Erfolg zu Lebzeiten“ mit einer zeitgenössischen Hommage und französische „Sommernächte“

Einer der gefragtesten jungen Dirigenten unserer Zeit, Antonello Manacorda, leitet am Samstag, 15. Mai um 19 Uhr ein Konzert mit dem SWR Symphonieorchester. An diesem Abend spannt das Orchester einen weiten Bogen vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in das Jahr 2008, in dem Jörg Widmann „con brio“, seine Hommage an Beethoven, komponierte.

Die siebte, ganz tänzerische, Sinfonie Beethovens gilt seit ihrer Uraufführung 1813 als sein „größter Erfolg zu Lebzeiten“ und ihr musikalischer Furor fasziniert bis heute. Den Komponisten Jörg Widmann inspirierte das Opus zu seiner „Konzertouvertüre für Orchester“. Das 2008 entstandene Stück „con brio“ ist unverkennbar der Musiksprache des 21. Jahrhunderts verhaftet, lässt aber in harmonischer und rhythmischer Hinsicht dennoch vielfache Bezüge auf Beethoven durchscheinen.

Hector Berlioz’ Sommernächte wird Véronique Gens heraufbeschwören. Die französische Sopranistin, die an den bedeutenden europäischen Opernhäusern sang war bereits 2011 in „Così fan tutte“ und im Mozart-Requiem im Festspielhaus Baden-Baden zu Gast, der Dirigent war Teodor Currentzis.

Beim HAUSFESTSPIEL obliegt am 15. Mai die musikalische Leitung Antonello Manacorda, Gründungsmitglied und langjähriger Konzertmeister des Mahler Chamber Orchestra. Zu seinen jüngsten Erfolgen zählt etwa die musikalische Leitung bei Dmitri Tcherniakovs aufsehenerregender Neuinszenierung von Webers „Der Freischütz“ an der Bayerischen Staatsoper im vergangenen Herbst. Moderiert wird der Abend von Jasmin Bachmann.

16. Mai 2021 Stil oder Ausdruck, Spiel oder Ernst, Zivilisation oder Kultur – Fragen um 1900, und heute aktueller denn je.

Mitglieder des SWR Symphonieorchesters beenden am Sonntag, 16. Mai 2021, 20.15 Uhr, das dritte digitale HAUSFESTSPIEL. Auf dem Programm stehen Arnold Schönbergs Komposition „Verklärte Nacht“ und „Introduktion und Allegro für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett“ von Maurice Ravel.

Es gibt viele Reizwörter, die sich mit dem Namen Arnold Schönberg verbinden: allen voran „Atonalität“ und „Zwölftonmusik“. Aber gerade die spätromantische „Verklärte Nacht“ zählt zu Schönbergs beliebtesten und meistgespielten Kompositionen. 1899 inspirierte den 25jährigen dazu die gleichnamige Dichtung von Richard Dehmel und: seine Liebe zu Mathilde von Zemlinsky.

Konkurrenz belebt das Geschäft – das gilt auch für die Musik. Die Konkurrenz zwischen den Pariser Instrumentenbaufirmen Pleyel und Érard sorgte dafür, dass Claude Debussy und Maurice Ravel fast zeitgleich zwei bedeutende Werke für die Harfe komponierten: Debussy die „Danse sacrée et danse profane“ und Ravel seine „Introduktion und Allegro“. Dieses Meisterwerk der Instrumentation suggeriert trotz seiner kleinen Besetzung eine geradezu orchestrale Klangfülle. Und vermittelt in seinem schwelgerischen Duktus, wie der Biograph Orenstein schrieb, „ein überschäumendes Gefühl der Freude”.

Der „Aufbruch in die Moderne“ vom 13. bis 16. Mai ist das erste HAUSFESTSPIEL im Festspielhaus Baden-Baden mit großem Orchester und somit auch eine besondere Herausforderung in dieser Zeit. Das SWR Symphonieorchester, die sich daraus zusammensetzenden Kammermusik-Ensembles, die Solisten und das Team des Festspielhauses Baden-Baden freuen sich diese Herausforderung gemeinsam anzupacken.

Alle Live-Streams sind kostenfrei auf www.festspielhaus.de sowie bei YouTube (Festspielhaus Baden-Baden) zu sehen.

Weitere Informationen www.festspielhaus.de

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