Werftdreieck: „Planungen aus den 60er Jahren für eine autogerechte Stadt“

Der Radentscheid Rostock demonstrierte am Sonntag für eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Gestaltung des Werftdreiecks. Die Verkehrsexperten verdeutlichten am Sonntagmittag auf der Werftstraße, wie breit die geplante sechsspurige Straße werden soll.

Marie Heidenreich, Sprecherin des Radentscheids, sagt: “Die Brache am Werftdreieck ist eine der letzten großen innerstädtischen Freiflächen, die Gestaltungsspielraum für die Stadtentwicklung bietet. Auf dem Werftdreieck selbst entsteht ein autoarmes Wohnviertel, was angesichts der zentralen Lage des Viertels sehr sinnvoll ist. Dass dieses autoarme Wohnviertel von mehreren vier- bis sechsspurigen Autostraßen umgeben werden soll, ist hingegen völlig aus der Zeit gefallen. Die Planung sieht keine Möglichkeit vor, das Viertel zu verlassen und zu erreichen, ohne eine mindestens vierspurige Straße mit Auspuffgasen, Lärm und gefährlichen Situationen überqueren zu müssen. Das ist insbesondere für Kinder keine schöne Situation. Mit der Stoffbahn verdeutlichen wir, wie breit allein die 19,5 Meter breite Fahrbahn der Werftstraße werden soll. Wo sich jetzt Wiese, Gebüsch und Bäume befinden, soll eine riesige Fläche zubetoniert werden. Diese Planungen erinnern an die Verkehrsplanung der 60er Jahren mit dem Ziel der autogerechten Stadt.”

Die Stadt und die WIRO begründen den Ausbau mit Verkehrsprognosen, die eine Verdoppelung des Autoverkehrsaufkommens in der Werftstraße vorhersagen. 

Malte Brockmann, Verkehrsexperte des Radentscheids, sagt: “Über unsere Zukunft dürfen nicht Computer entscheiden. Für eine lebenswerte Stadt braucht es Gestaltungswillen, dieser fehlt hier allen Beteiligten.”

Sophia Rabien ergänzt: “Mehr und breitere Straßen führen immer zu mehr Verkehr und mehr Stau und nicht zum Gegenteil. Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten! Die Diskussion über die Zukunft der L22 entlang des Stadthafens zeigt eindrücklich, dass wir keine weitere vergleichbare Straße im Herzen von Rostock brauchen.”

“Den Rahmen für die Entwicklung der Stadt geben die Bürgerschaftsbeschlüsse zum Radentscheid und auch das Klimaschutzkonzept der Stadt”, so Brockmann. “Gerade der Klimaschutz lässt keinen Zuwachs an PKW-Verkehr zu, sondern erfordert eine deutliche Reduzierung in den nächsten zehn Jahren. Die notwendigen CO2-Einsparungen lassen sich dabei auch nicht durch den Wechsel des Antriebs erreichen, sondern nur durch das Reduzieren des PKW-Verkehrs. Die Zukunft des innerstädtischen Verkehrs liegt in deutlich mehr Radverkehr  in Kombination mit einer guten ÖPNV-Anbindung. Diesem Ziel kommt die Planung ebensowenig nach. Wir sehen hier wieder einmal lediglich das Umsetzen von Minimalanforderungen und keine zukunftsweisenden Standards. Zudem entsprechen die Kreuzungsbereiche nicht den Ansprüchen an eine sichere und intuitive Verkehrsführung. Der Beschluss zum Radentscheid wird ignoriert.”

An der Demonstration am Sonntag nahmen 18 Radaktivisten vom Radentscheid, vom VCD Rostock und von Greenpeace Rostock teil.

Die zehn Ziele des Radentscheid Rostock:

Ziel #1 – Planungen nach dem Stand der Technik
Ziel #2 – 10 km sichere Radwege an Hauptstraßen pro Jahr
Ziel #3 – 10 km für den Radverkehr attraktive Nebenstraßen pro Jahr
Ziel #4 – Vier sichere Kreuzungen pro Jahr
Ziel #5 – Hindernisfreie Rad- und Gehwege
Ziel #6 – Mehr Radabstellanlagen
Ziel #7 – 50 Bordsteinabsenkungen pro Jahr
Ziel #8 – Aktive Unfallursachenbeseitigung
Ziel #9 – Förderung von Lastenrädern
Ziel #10 – Bewusstsein schaffen

 

Über Radentscheid Rostock c/o JMMV e.V

Der Radentscheid Rostock setzt sich für sicheren Radverkehr in Rostock ein. Der Radentscheid hat sich im Sommer 2018 gegründet. Das übergeordnete Ziel der Initiative ist eine Stadt, in der alle Menschen – auch Kinder und Senior*innen – sicher und entspannt Radfahren können. Radfahren ist gesund, schont das Klima, braucht wenig Platz und verursacht weder Lärm noch Abgase. Außerdem lassen sich die meisten Ziele innerhalb Rostocks schneller mit dem Fahrrad erreichen. Fahrradfahren macht einfach Spaß, wenn die Radwege breit genug, hindernisfrei und sicher sind. Deshalb fordert der Radentscheid die Politik dazu auf, kinder- und seniorengerechte Radinfrastruktur zu schaffen.

Die Initiator*innen des Radentscheids haben zehn Ziele für eine fahrradfreundliche Stadt erarbeitet. Diese umfassen den Bau von sicheren Radwegen und Kreuzungen nach niederländischem Vorbild. Auch zusätzliche Fahrradabstellanlagen und ein Verleihsystem für elektrisch betriebene Lastenräder. Außerdem fordert die Initiative, dass Rad- und Gehwege konsequent von Hindernissen und Falschparkern befreit werden.

Die Initiative sammelte von April bis Oktober 2019 Unterschriften von 8366 Rostockern, die diese Forderungen unterstützen. Das benötigte Quorum von 4000 Unterschriften hatte das Bürgerbegehren bereits wenige Monate nach Start der Unterschriftensammlung erreicht. Am 6. November beschloss die Rostocker Bürgerschaft, dass die Stadt Rostock die Ziele des Radentscheids übernimmt. Seitdem verhandelt der Radentscheid mit der Stadtverwaltung über die konkreten Schritte zur Fahrradstadt Rostock.

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