Neues Projekt „Brückenschläge“: Die Kunsthalle Bremen barrierefrei erleben

Die Kunsthalle Bremen ergreift weitere Maßnahmen, um für alle zugänglich und erlebbar zu werden. Mit der Installation von Leitsystemenund neuer medialer Vermittlung soll das Projekt „Brückenschläge“ gezielt Barrieren beim Besuch des Museums und dem Zugang zu den Kunstwerken abbauen. Wesentliches Ziel ist es, Menschen unabhängig von körperlichen, kognitiven, sozialen und kulturellen Voraussetzungen einen selbstständigen Museumsbesuch zu ermöglichen. Das Projekt startete im Februar 2021 und wird gefördert durch die Aktion Mensch. Dafür wurde extra eine neue Stelle im Museum geschaffen.

 Menschen unterschiedlicher Hintergründe mit und durch Kunst und Kultur zusammenzubringen, hat seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert in den Aktivitäten der Kunsthalle Bremen. Die barrierefreie bzw. barrierearme Vermittlung bestand bisher vor allem aus speziellen Veranstaltungsangeboten wie Führungen für Menschen mit Sehbehinderungen, Führungen mit Übersetzung in Gebärdensprache oder Atelierkursen für Menschen mit Lernschwierigkeiten und psychischen Behinderungen. Mit dem Projekt „Brückenschläge“ werden nun dauerhafte, nicht termingebundene Angebote und Möglichkeiten geschaffen, um den Besuch der Kunsthalle für alle zu ermöglichen. Klares Ziel ist der Abbau von Hürden, die zu einer Diskriminierung aufgrund von sozialem Status, kulturellem Hintergrund oder körperlicher Behinderung führen.

Geplante Maßnahmen
Zu dem Prozess, die Kunsthalle barriereärmer zu gestalten, gehören vielfältige Maßnahmen: So sind neben der Erstellung von Audiobeschreibungen für Menschen mit Sehbehinderungen auch ertastbare Informationen in Form von Reliefbildern und Werkbeschreibungen in Braille- und Großschrift geplant, welche in Leseinseln integriert werden sollen. Diese werden im Ausstellungsraum platziert und sind von allen Besucher*innen nutzbar, verbunden mit einer Sitzgelegenheit. Außerdem soll ein taktiles Leitsystem, wie man es beispielsweise aus Ämtern oder Bahnhöfen kennt,die Orientierung im Museum und den Ausstellungen ermöglichen.

Für gehörlose Menschen soll ein Videoguide in Deutscher Gebärdensprache produziert werden. Informationen in einfacher Sprache sollen Deutschlernende, Menschen mit Lernschwierigkeiten und Besucher*innen, die weniger lesen möchten, unkompliziert an die Sammlung heranführen. Hier gibt es bereits für alle Besucher*innen der Sammlungspräsentation „Remix 2020“ein Begleitheft, welches kurz und einfach Kunst und ausgewählte Exponate erklärt. Ergänzen sollen dies zukünftig ein Audioguide in einfacher Sprache sowie Audiotouren auf Englisch, Französisch und Arabisch.

Darüber hinaus soll das Vermittlungsteam der Kunsthalle um Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Zuwanderungsgeschichte erweitert werden, die ihre gelebten Perspektiven in die Vermittlung der Sammlung einbringen.

Begleitet werden sollen die „Brückenschläge“ durch ein Gremium von Expert*innen, das von einer eigens für dieses Projekt geschaffenen Stelle koordiniert wird. Dabei möchte die Kunsthalle an das breite bereits in Bremen vorhandene Netzwerk von Interessenvertretungen anknüpfen.

Neues Besucherleitsystem
Das Vorgehen, Expert*innen einzubinden,schließt sich unmittelbar an die Installation eines neuen Wegeleitsystems an, welches im November 2020 umgesetzt wurde und der erleichterten Orientierung im Haus dienen soll. Damit alle Besucher*innen des Museums davon profitieren, wurde das Konzept gemeinsam mit dem inklusiven Kulturvermittlungsprojekt <Platz da!> aus Berlin und der Agentur One/One unter Einbezug verschiedener Fokusgruppen entwickelt. Die Fokusgruppen überprüften, wie sich gehörlose, sehbehinderte und mobilitätseingeschränkte Personen sowie Menschen mit Lernschwierigkeiten oder begrenzten Deutschkenntnissen im Museum orientieren können. Das Leitsystem zeichnet sich durch eine klare Symbolsprache, konsequente Zweisprachigkeit und ein zeitgemäßes kontrastreiches Design aus. Die Platzierung der Hinweisschilder ist klarer an den Bedürfnissen der Besucher*innen ausgerichtet. Erstmals ist nun auch ein Teil der sanitären Einrichtungen im Untergeschoss des Hauses als All-Gender-Toiletten markiert.

Neue Stelle für barrierearme inklusive Vermittlung
Seit dem 15. Februar 2021 ist Lara Franke die Projektkoordinatorin für barrierearme inklusive Vermittlung. Lara Franke ist anerkannte Heilerziehungspflegerin und hat währendihres Studiums der Angewandten Freizeitwissenschaft für das Portal „Bremen barrierefrei“ gearbeitet. Ihr Interesse gilt der Steigerung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderung vor allem im Freizeit- und Kulturbereich: „Ich freue mich darauf, durch gezielte Maßnahmen die Zugänglichkeit der Kunsthalle zu erhöhen und für neue Zielgruppen zu erschließen.“

Das Projekt „Brückenschläge“ wird gefördert durch die Aktion Mensch.

Weitere Informationen zum barrierearmen Besuch der Kunsthalle Bremen unter: www.kunsthalle-bremen.de/barrierefrei

Aktuelle und kommende Ausstellungen
Auf Grund des Lockdowns ist das Museum vorübergehend geschlossen.Die Eröffnungen der Ausstellungen „Die Picasso-Connection. Der Künstler und sein Bremer Galerist“, „Hertzstücke. Von Kollwitz bis Miró“ (beide ursprünglich ab 21. November 2020) und „SOMA. Luisa Eugeni und MattiaBonafini“ (ursprünglich ab 5. Dezember 2020) sind vorerst verschoben.

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