Forscher empfehlen früheren Beginn der Brustkrebsfrüherkennung bei Familiengeschichte mit Eierstockkrebs

Frauen haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko, wenn die Erkrankung bereits in ihrer Verwandtschaft aufgetreten ist. Das Risiko kann aber auch dann größer sein, wenn Familienmitglieder ersten Grades an einer anderen Krebsart erkrankt sind, wie eine Studie eines Teams aus Wissenschaftlern und Ärzten des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) sowie internationalen Kollegen ergab. Deutlich wurde dies insbesondere, wenn Eierstockkrebs in der Familie aufgetreten ist: Dann beträgt das Brustkrebsrisiko das 1,4-fache des üblichen Werts. Wenn Eierstockkrebs bei einer Verwandten vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert wurde, stieg es sogar um das 1,7-fache. Die Forscher empfehlen daher, bei betroffenen Frauen mit der Mammographie einige Jahre früher als üblich zu beginnen.

Brustkrebs ist weltweit die häufigste Krebserkrankung und die häufigste Krebstodesursache bei Frauen. Erkennen Ärzte das Mammakarzinom bereits im Frühstadium, kann das die Brustkrebssterblichkeit senken. Daher werden Früherkennungsprogramme empfohlen – insbesondere jenen Frauen, die ein erhöhtes Brustkrebsrisiko aufweisen. Das kann zum Beispiel sein, wenn bei Familienmitgliedern ersten Grades – also bei der Mutter, Schwester oder Tochter, Brustkrebs bereits aufgetreten ist*. Das Brustkrebsrisiko ist dann rund doppelt so hoch wie das der Allgemeinbevölkerung.

In einer aktuellen Studie untersuchten Wissenschaftler vom NCT Heidelberg, DKFZ und UKHD unter Leitung von Dr. Mahdi Fallah und Dr. Elham Kharazmi, wie genau sich andere Krebserkrankungen in der Verwandtschaft auf das Brustkrebsrisiko von Frauen auswirken. Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass das Risiko sich auch dann erhöhen kann, wenn Familienmitglieder ersten Grades an anderen Krebsarten als Brustkrebs erkrankten. Bei 14 der insgesamt 33 untersuchten Krebsarten ist das Risiko allerdings nur geringfügig erhöht – zwischen 1,1-fach (Prostatakrebs) bis 1,2-fach (Weichteiltumoren). Für 17 weitere Krebsarten, die in der Familie auftraten, ändert sich das Brustkrebsrisiko nicht signifikant.

Eine Ausnahme stellt eine Familiengeschichte von Eierstockkrebs dar: Bei Frauen, deren Mutter, Schwester oder Tochter von dieser Krebsart betroffen war, ist das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, zwar auch nur 1,2-fach höher als bei der Allgemeinbevölkerung. Vor dem 50. Lebensjahr ist das Brustkrebsrisiko allerdings um das 1,4-fache erhöht. Und wenn Eierstockkrebs bei den Verwandten ebenfalls vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert wurde, steigt das Risiko für früh auftretenden Brustkrebs sogar auf das 1,7-fache.

In Deutschland können Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr alle zwei Jahre eine kostenlose Mammographie durchführen lassen. "Wir raten bei einer Familiengeschichte mit Eierstockkrebs, die Brustkrebsfrüherkennung schon vier Jahre eher zu beginnen als hierzulande üblich – also bereits im Alter von 46 statt 50 Jahren," sagt Fallah. Diese Empfehlung beruht auf dem sogenannten kumulativen 10-Jahres-Risiko: Bei 50-jährigen Frauen liegt das durchschnittliche Risiko, in den nächsten zehn Jahren an Brustkrebs zu erkranken, bei 2,2 Prozent. Gemäß der Studie erreichen Frauen mit der beschriebenen Familiengeschichte von Eierstockkrebs diesen Risikowert schon vier Jahre eher. Bei den anderen Krebsarten rechtfertige das leicht erhöhte Risiko keinen früheren Beginn der Früherkennungsuntersuchungen, so die Autoren.

Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler um Fallah und Kharazmi die Datensätze von mehr als fünf Millionen schwedischen Frauen geboren nach 1931. Die Untersuchung ist damit die bislang größte ihrer Art. Die Datensätze bestehen aus Stammbaumdaten, die die untersuchten Frauen mit ihren Eltern, Kindern und deren Nachkommen sowie den schwedischen Krebsregisterdaten seit 1958 verknüpft. Alle zwei bis drei Jahre werden die Informationen aktualisiert. Insgesamt umfasst das schwedische Register Stammbaumdaten von mehr als 12,8 Millionen Menschen, etwa 1,7 Millionen Aufzeichnungen über fortgeschrittene Krebserkrankungen und rund eine halbe Million Fälle von Karzinomen im frühen Stadium. In diesem Umfang ist das Datenmaterial weltweit einzigartig.

Originalpublikation:
T. Mukama, E. Kharazmi, K. Sundquist, J. Sundquist, and M. Fallah (2021) Risk-adapted starting age of breast cancer screening in women with a family history of ovarian or other cancers: A nationwide cohort study. Cancer, https://doi.org/….

* https://doi.org/…

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 80.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt.

Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe hat das UKHD das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.
Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg rund 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion.
www.klinikum-heidelberg.de.

Über Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe (DKH). Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifende Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit. Seit 2015 hat das NCT Heidelberg in Dresden einen Partnerstandort. In Heidelberg wurde 2017 das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) gegründet. Die Kinderonkologen am KiTZ arbeiten in gemeinsamen Strukturen mit dem NCT Heidelberg zusammen.

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