Kurzfristig Reflation, langfristig Japanisierung

Die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen, die im März 2020 als Reaktion auf den aggressiven deflationären Schock der Pandemie eingeleitet wurden, konnten die negativen Auswirkungen auf die Produktion begrenzen. Die BIP-Zahlen für 2020 zeigen, dass die Welt den schlimmsten Prognosen und sogar den Base-Case-Annahmen entkommen ist und sich letztlich im Bereich der optimistischeren Szenarien eingependelt hat, die im Sommer 2020 skizziert wurden. Diese besser als erwarteten BIP-Ergebnisse wurden genau in dem Moment veröffentlicht, als die Ein-Jahres-Inflationswerte für Januar positiv überraschten. In der Tat können wir davon ausgehen, dass der Preisauftrieb im Jahr 2021 die mittelfristigen Ziele der Zentralbanken leicht übertreffen wird. Investoren sollten sich auf einen Anstieg des USVerbraucherpreisindex bzw. der persönlichen Konsumausgaben einstellen, die in diesem Jahr zwischen 2,5 % und 3,0 % liegen werden. In der EU ist ein ähnliches Bild zu erwarten, das den ‚Harmonisierten Verbraucherpreisindex‘ der EU in Richtung des angemessenen Zielbereichs der EZB von 1,75 % bis 2,0 % treibt. Basiseffekte, temporäre Faktoren (Rücknahme von Mehrwertsteuersenkungen) und die Auswirkungen volatiler Lebensmittel- und Energiepreise werden diesen Prozess verstärken. Die US-Anleihemärkte sind bei der Einpreisung des obigen Szenarios am weitesten fortgeschritten, da sich die Kurve der Breakeven-Renditen vollständig umgedreht hat. Die zweijährigen marktbasierten Inflationserwartungen, ausgedrückt als Abstand zwischen Real- und Nominalrenditen, liegen im Durchschnitt der nächsten zwei Jahre bei 2,50 %. Am 30-Jahres-Punkt liegen wir bei 2,15 % und damit voll im Einklang mit dem inflationsbezogenen Mandat der FED. Effektiv erwartet der Markt einen abweichenden Inflationsdruck in den nächsten zwei bis drei Jahren und danach eine längere Phase, die mit dem flexiblen Ziel der FED übereinstimmt (d.h. eine Inflation um die 2,00%-Marke). Dies erklärt die Zufriedenheit, die in letzter Zeit von mehreren FED-Gouverneuren geäußert wurde, indem sie der Öffentlichkeit mitteilten, dass die FED-Politik die gewünschten Ergebnisse hervorbringt. In der Eurozone vollzieht sich ein ähnlicher Prozess mit einer gewissen Verzögerung. Die 10-jährigen deutschen Inflationserwartungen stiegen von etwa 0,50 % im Frühjahr letzten Jahres in Richtung 1,10 % heute. Seit dem Beginn der quantitativen Lockerung (QE) der EZB im Jahr 2015 beobachten wir Inflationserwartungen im Bereich von 1,40%. Nur zwischen 2009 und 2013 schwankte dieser Wert auf 10-Jahres-Basis zwischen 1,50% und 2,00%, also in etwa im Einklang mit den EZB-Erwartungen. Es ist von einer Umkehrung der europäischen Breakeven-Rendite-Kurve auszugehen, da der Preisauftrieb im weiteren Verlauf des Jahres 2021 einen Schub erhalten wird. Darüber hinaus wird die Inflation stärker schwanken und buchstäblich wie ‚Phönix aus der Asche‘ der Inflationsenttäuschung des letzten Jahrzehnts aufsteigen. Dies wird das Interesse an Anlagen erhöhen, die reale Renditen bieten, und die Inflationserwartungen auf kurze Sicht stützen. Jedoch bleibt die Schlüsselfrage: In welche Richtung werden sich die langfristigen Nominalund Realrenditen entwickeln?
Eine Antwort auf diese Frage erfordert die Betrachtung von drei Aspekten. Erstens müssen wir über den Weg und das Ziel, also die letztendliche Höhe der wichtigsten Leitzinsen nachdenken sowie zweitens darüber, wie die Zentralbanken ihre jeweiligen geldpolitischen Instrumente einsetzen werden. Und drittens: Welche gesamtgesellschaftlichen Ziele wollen die politischen Entscheidungsträger anstreben, um ein gewisses Gleichgewicht in der lokalen und internationalen Ordnung wiederherzustellen?
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