Deutsche Seeschifffahrt optimistisch auf Kurs Zukunft

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat heute neue Zahlen zur Situation der deutschen Handelsschifffahrt vorgelegt. Aus diesem Anlass erläuterten Präsident Alfred Hartmann und Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied, mit den Themen Schifffahrtsstandort Deutschland, Seeleute in der Pandemie und Klimaschutz die wichtigsten Themen auf der Agenda der deutschen Seeschifffahrt für dieses Jahr.

Fast ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie schauen insbesondere viele der größeren deutschen Schifffahrtsunternehmen mittlerweile optimistisch in die Zukunft. „Wir haben die Krise, die uns seit 2009 beschäftigt hat, weitgehend hinter uns gelassen und sind in vielen Bereichen bislang auch erstaunlich unbeschadet durch die Pandemie gefahren“, sagte VDR-Präsident Hartmann, ergänzte aber: „Niemand kann momentan voraussagen, ob der positive Trend insbesondere in der Containerschifffahrt weiter so anhalten wird.“ Die Schifffahrt habe jedoch gezeigt, welch bedeutende Rolle ihr bei Handel und Versorgung in der derzeitigen, weltweiten Ausnahmesituation zukomme: „Wir sind weitergefahren, wir haben geliefert, im wahrsten Sinne des Wortes“, so Hartmann.

Deutschland ist den Zahlen nach weiterhin die fünftgrößte Schifffahrtsnation der Welt mit einem Anteil von 4,5 Prozent an der Welthandelsflotte (-0,4 Prozentpunkte ggü. Vorjahr). Ende 2020 waren in deutschen Schiffsregistern insgesamt 2.001 Schiffe mit 48,7 Millionen BRZ registriert, 139 weniger als ein Jahr zuvor. Zu einem großen Teil (mittlerweile mehr als 45%) führen die Schiffe der deutschen Flotte heute die Flagge eines EU-Landes am Heck, insbesondere von Portugal, Zypern und Malta. Die Anzahl der unter deutscher Flagge fahrenden Schiffe hat sich bei 290 stabilisiert Die Zahl der in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigen Seeleute ist, bedingt durch den Rückgang in der deutschen Handelsflotte, zuletzt etwas zurück gegangen auf 7.558, die Zahl der Neueinsteiger an Bord dagegen 2020 trotz Corona mit 409 in etwa gleichgeblieben.

Standort Deutschland: nach Boom und Krise „neue Normalität“

Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied, erläutert: „Nach den Jahren des ungewöhnlichen Wachstums vor allem in der Containerschifffahrt Anfang der 2000er-Jahre und dem darauffolgenden Rückgang haben wir jetzt eine neue Normalität: die deutsche Flotte ist ähnlich stark, in großen Teilen stärker als vor diesem Boom.“ Das betreffe etwa die Zahl der Schiffe in verschiedenen Segmenten, der Auszubildenden, der Seeleute als auch die Zahl der Reedereien. „Trotz der Pandemie sehen wir eine neue Dynamik in einigen Schifffahrtsmärkten, in denen deutschen Unternehmen aktiv sind.“ Umso wichtiger wären deshalb verlässliche und die Schifffahrt unterstützende Rahmenbedingungen am Standort Deutschland.

Seeleute in der Pandemie: VDR fordert bevorzugte Impfungen für Seeleute

Nach wie vor stellen Crewwechsel nicht nur für deutsche Reedereien ein großes Problem dar. Wie bei Waren muss dabei eine Logistikkette greifen: der Ein- und Ausstieg in einem Hafen muss erlaubt sein, es muss Flüge in und aus dem Heimatland geben und die Einreise in die jeweiligen Heimatländer muss möglich sein. „Wir sehen uns mit sich ständig verändernden Regelungen für Tests und Quarantäne konfrontiert, das erschwert die Aufgabe enorm“, sagt VDR-Präsident Hartmann. Nach wie vor sind geschätzt etwa 400.000 Seeleute weltweit von der Crewwechsel-Krise betroffen.

Zudem zeichne sich ab, dass bei den global laufenden Impfungen Seeleute bislang nicht ausreichend berücksichtigt würden. „Noch viel mehr Staaten müssen ihnen Keyworker-Status geben und sie bevorzugt impfen“, forderte der VDR-Präsident: „Wir dürfen nicht in eine Situation kommen, in der Seefahrer nicht an Bord kommen, weil sie noch nicht geimpft wurden.“ Dies würde die Crew-Wechsel-Problematik noch verschärfen, warnt Hartmann: „Es drohen Auswirkungen auf den weltweiten Warenhandel mit Folgen für uns alle.“

Klimaschutz: EU-Emissionshandel der falsche Weg, IMO sollte den Kurs bestimmen

Im Blick auf den Klimaschutz erneuerte der VDR seine Kritik an einem regional begrenzten Emissionshandelssystem, wie es die Europäische Union dieses Jahr vorschlagen will.  „Schifffahrt ist wie wohl keine andere eine internationale Industrie, sie braucht deshalb internationale Regelungen“, sagt Präsidiumsmitglied Nagel. „Wir haben Zweifel, dass durch einen regional begrenzten Emissionshandel das Entscheidende, nämlich nachhaltig weniger CO2-Ausstoß, geschafft wird. In der Luftfahrt jedenfalls, die bereits derart reguliert ist, ist das nicht gelungen, im Gegenteil.“

„Die deutsche Seeschifffahrt ist entschlossen, eine vernünftige, weltweite Regelung aktiv zu unterstützen“, bekräftigte Nagel: „Das geeignete Forum zur Regulierung ist die IMO, sie hat jüngst erst mit der verpflichtenden Umstellung auf schwefelärmere Brennstoffe bewiesen, dass sie Schifffahrt global regulieren kann.“ Man wolle als Industrie die Klimaziele der IMO erreichen oder wo möglich übertreffen. Das Präsidiumsmitglied abschließend: „Entscheidend ist: wir brauchen eine Energie-Revolution. Alle Effizienzmaßnahmen an Schiffen reichen nicht aus, es sind andere, marktfähige Brennstoffe nötig.“

Über Verband Deutscher Reeder (VDR)

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) vertritt die gemeinsamen wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der deutschen Reedereien auf der Ebene des Bundes und der Länder sowie gegenüber europäischen und internationalen Instanzen. Der VDR wurde 1907 gegründet und hat sich 1994 mit dem Verband der Deutschen Küstenschiffseigner zusammengeschlossen. Mit rund 200 Mitgliedern vertritt der VDR den größten Teil der deutschen Handelsflotte. Mehr Informationen unter www.reederverband.de.

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