Commerzbank startet Umsetzung der „Strategie 2024“ und will bereits in diesem Jahr wichtige Restrukturierungsschritte vollziehen

  • Schließung weiterer 190 Filialen noch im laufenden Jahr geplant
  • Mehr als 80 % des Stellenabbaus soll bis Ende 2023 umgesetzt werden
  • 2021 positives Operatives Ergebnis geplant, 2024 Operatives Ergebnis von 2,7 Mrd. Euro angestrebt
  • Für Geschäftsjahr 2023 Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen geplant
  • CEO Manfred Knof: „Wir wollen nachhaltig profitabel werden und unsere Zukunft als eigenständige Kraft im deutschen Bankenmarkt selbst gestalten“

Die Commerzbank will im Rahmen ihres am 3. Februar 2021 angekündigten Programms „Strategie 2024“ bereits in diesem Jahr wichtige Restrukturierungsschritte vollziehen. Ziel des Umbaus ist es, die digitale Beratungsbank für Deutschland zu werden und die führende Position als starker Partner des Mittelstands und von rund elf Millionen Privat- und Unternehmerkunden zu festigen.

Die Bank strebt nach einem von der Corona-Pandemie und der Vorsorge für die geplante Restrukturierung geprägten Geschäftsjahr 2020 für das laufende Jahr wieder ein positives Operatives Ergebnis an. In den kommenden vier Jahren werden auf Basis eines detaillierten Umsetzungsplans für das neue Strategieprogramm die Kosten erheblich reduziert und die Profitabilität deutlich erhöht. Für 2024 strebt die Commerzbank ein Operatives Ergebnis von rund 2,7 Milliarden Euro und eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von rund 7 % an. Für das Geschäftsjahr 2023 ist die Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen vorgesehen. In den Jahren 2023 und 2024 besteht bei erfolgreicher Umsetzung des Restrukturierungsprogramms und entsprechender Genehmigung der Europäischen Zentralbank das Potenzial, im Wege von Dividenden oder Aktienrückkäufen insgesamt bis zu 3 Milliarden Euro an die Aktionäre zurückzugeben.

„Wir wollen nachhaltig profitabel werden und unsere Zukunft als eigenständige Kraft im deutschen Bankenmarkt selbst gestalten“, sagte Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. „Dafür müssen wir die Bank in den kommenden Jahren tiefgreifend restrukturieren. Unsere ,Strategie 2024‘ steht für Kundenorientierung, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Profitabilität. Wir werden unseren Plan mit aller Konsequenz umsetzen und dabei keine Zeit verlieren.“

Im Rahmen der „Strategie 2024“ will die Commerzbank die Kosten im Jahr 2024 im Vergleich zu 2020 um insgesamt 1,4 Milliarden Euro beziehungsweise rund 20 % reduzieren. Ein Drittel der geplanten Einsparungen soll bereits im Jahr 2022 umgesetzt sein. Demgegenüber werden weitgehend stabile Erträge erwartet – hinzu kommt weiteres Wachstum der mBank.

Wie angekündigt wird die Commerzbank brutto rund 10.000 Vollzeitstellen abbauen. Dem steht ein Aufbau von rund 2.500 Vollzeitstellen gegenüber, wodurch die Bank unter anderem die Kosten für externe Dienstleister reduzieren wird. Insgesamt beläuft sich der Nettoabbau auf rund 7.500 Stellen. Auf Basis der Regelungsabrede mit dem Gesamtbetriebsrat sollen die notwendigen Rahmenregelungen für den Stellenabbau bereits bis zur Hauptversammlung am 5. Mai 2021 getroffen werden.

Privat- und Unternehmerkunden: Erhöhung der Profitabilität

Für beide Geschäftssegmente hat sich die Commerzbank ambitionierte Ziele für das Jahr 2024 gesetzt. Im Segment Privat- und Unternehmerkunden strebt sie inklusive der mBank eine Vorsteuerrendite (RoCET) von 25 % sowie ein Verhältnis von Kosten inklusive Pflichtabgaben zu Erträgen (Cost-Income-Ratio, CIR) von 59 % an.

Um dies zu erreichen, wird die Bank das Segment zu einer attraktiven Kombination aus leistungsstarker Direktbank und erstklassigem Beratungsangebot weiterentwickeln. Dabei werden die Stärken der comdirect mit der Beratungskompetenz der Commerzbank zusammengeführt. Die Zahl der Filialen reduziert die Commerzbank von aktuell 790 auf dann bundesweit 450 Standorte. Dort werden Kunden zu Themen wie Konto, Karte und Ratenkredit beraten und bei der Nutzung der digitalen Angebote unterstützt. Privat- und Unternehmerkunden mit einem höheren Beratungsbedarf erhalten an 220 dieser Standorte eine umfassende, persönliche Betreuung und individuelle Lösungen zu allen Fragen rund um Vermögen und Finanzierungen. Die Commerzbank beabsichtigt, ihr Geschäft mit vermögenden Kunden und Unternehmerkunden im Private Banking und Wealth-Management deutlich auszubauen.

Firmenkunden: Deutliche Steigerung der Effizienz

Im Firmenkundengeschäft strebt die Commerzbank über ein konsequentes Management der risikogewichteten Aktiva (RWA) für 2024 eine Vorsteuerrendite (RoCET) von rund 9 % sowie ein Verhältnis von Kosten inklusive Pflichtbeiträgen zu Erträgen (Cost-Income-Ratio, CIR) von 62 % an.

Die Bank wird sich künftig auf den deutschen Mittelstand und Großunternehmen sowie Auslandskunden mit einem Geschäftsbezug zu Deutschland konzentrieren. Weitere internationale Firmenkunden wird die Commerzbank nur dann betreuen, wenn sie in ausgewählten Zukunftsbranchen wie Mobilität, Nachhaltigkeit, Kommunikation, Life Sciences und Investitionsgüter aktiv sind. Ihrer Verantwortung als starker Finanzierungs- und Absicherungspartner für deutsche Firmen bei Import- und Exportgeschäften rund um den Globus bleibt die Bank treu. Auch künftig werden Firmenkunden eine persönliche Beratung und ein Netz von regionalen Standorten angeboten. Zugleich wird sukzessive ein innovatives Direktbankangebot für Firmenkunden mit einem standardisierten Produkt- und Beratungsbedarf aufgebaut.

Schnelle Umsetzung der neuen Strategie

Die „Strategie 2024“ wurde mit klar definierten Maßnahmen und Meilensteinen unterlegt. Der Umsetzungsplan sieht unter anderem vor, dass die Bank noch im Verlauf dieses Jahres 190 Filialen schließt. 2022 und 2023 folgen die Schließung weiterer insgesamt 150 Filialen und der Aufbau der zentralen Beratungscenter im Bereich Privat- und Unternehmerkunden. Das Firmenkundengeschäft wird in diesen Jahren weitgehend digitalisiert, das Produktangebot gestrafft und die Präsenz im Ausland an die Kundenstruktur angepasst. Bis Ende 2023 sollen mehr als 80 % des geplanten Personalabbaus abgeschlossen sein. 2024 werden die geplanten Kosteneinsparungen in vollem Umfang wirksam.

Vorsorge für geplante Restrukturierung und Corona-Krise belasten Ergebnis 2020

Für die anstehende Restrukturierung hat die Bank bereits im Geschäftsjahr 2020 wichtige Grundlagen geschaffen. So buchte sie mit 814 Millionen Euro einen großen Teil der geplanten Restrukturierungsaufwendungen von rund 1,8 Milliarden Euro. Neben der Vorsorge für die anstehende Restrukturierung belastete die zu Jahresanfang angekündigte Abschreibung auf Goodwill und andere immaterielle Vermögenswerte über rund 1,6 Milliarden Euro, die aber keine Effekte auf die regulatorische Kapitalbasis hatte. In der Folge fiel ein Konzernergebnis von minus 2.870 Millionen Euro (2019: plus 585 Millionen Euro) an.

Auf operativer Ebene machten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr insbesondere die Auswirkungen der Corona-Pandemie bemerkbar. Die Commerzbank bildete allein 505 Millionen Euro als zusätzliche Vorsorge für im Jahr 2021 erwartete Corona-Effekte („Top-Level-Adjustment“). Zudem wurde die Rückstellung für Rechtsrisiken bei Fremdwährungskrediten der mBank um 229 Millionen Euro erhöht. Zusammen mit negativen außerordentlichen Ertragseffekten führte dies 2020 zu einem Operativen Ergebnis von minus 233 Millionen Euro (2019: plus 1.253 Millionen Euro).

Trotz des Konzernverlustes belief sich die harte Kernkapitalquote (CET-1-Quote) per Ende Dezember 2020 auf 13,2 % (Ende 2019: 13,4 %) und lag mit rund 370 Basispunkten weiter klar über der regulatorischen Mindestanforderung von 9,5 % (MDA-Schwelle).

„Wir haben unsere Bilanz aufgeräumt und Vorsorge für ein weiter unsicheres wirtschaftliches Umfeld getroffen“, sagte Bettina Orlopp, Finanzvorständin der Commerzbank. „Mit unserer komfortablen Kapitalausstattung haben wir für die kommenden Jahre genügend finanziellen Spielraum für die Umsetzung der ,Strategie 2024‘.“

Bereinigte Erträge stabil – hohe Qualität des Kreditbuches

Die um Sondereffekte bereinigten Erträge blieben ohne die Belastung aus der erhöhten Rückstellung für Fremdwährungskredite der mBank von 229 Millionen Euro mit 8.447 Millionen Euro (2019: 8.615 Millionen Euro) nahezu stabil. Dazu trug insbesondere der Provisionsüberschuss bei, den die Bank dank eines starken Wertpapiergeschäfts um fast 9 % steigern und damit die Belastungen des Zinsumfeldes mehr als ausgleichen konnte. Inklusive negativer Sonder- und Bewertungseffekte verringerten sich die Erträge im Konzern 2020 auf 8.186 Millionen Euro (2019: 8.639 Millionen Euro).

Durch effektives Kostenmanagement wurden die Verwaltungsaufwendungen um 2,4 % auf 6.160 Millionen Euro (2019: 6.313 Millionen Euro) gesenkt. Treiber hierfür waren der Abbau von rund 900 Vollzeitstellen sowie geringere Ausgaben für Werbung, Dienstreisen und Abschreibungen. Dem stand eine um 13 % auf 512 Millionen Euro erneut gestiegene Belastung aus Pflichtbeiträgen gegenüber. Insgesamt sanken die Kosten dennoch auf 6.672 Millionen Euro (2019: 6.766 Millionen Euro) und lagen damit rund 200 Millionen Euro unter der ursprünglichen Erwartung für 2020.

Vor dem Hintergrund der weltweiten Pandemie stieg das Risikoergebnis 2020 auf minus 1.748 Millionen Euro (2019: minus 620 Millionen Euro). Darin enthalten sind Corona-Belastungen von 961 Millionen Euro. Mit einer Problemkreditquote (NPE-Quote) von lediglich 1,0 % war die Qualität des Kreditbuches zum Jahresende weiter hoch.

Corona belastet Firmenkundensegment – Geringere Effekte bei Privatkunden

Im Segment Privat- und Unternehmerkunden entwickelte sich das Kundengeschäft auch 2020 erfreulich. Das Kreditvolumen in Deutschland wuchs um 8 Milliarden auf 112 Milliarden Euro. Allein das Volumen der Baufinanzierungen legte dank eines Rekords im Neugeschäft um 7 % auf 86 Milliarden Euro zu. Einen kräftigen Zuwachs von 20 Milliarden auf 177 Milliarden Euro verzeichnete das Wertpapiervolumen, davon waren rund 12 Milliarden Euro Nettozuflüsse.

Dank der hohen Kundenaktivitäten steigerte das Segment den Provisionsüberschuss um 12 % auf 2.151 Millionen Euro. Damit konnte es die bereinigten Erträge stabil bei 4.826 Millionen Euro (2019: 4.846 Millionen Euro) halten und auch die Belastungen aus erneut höheren Rückstellungen für Fremdwährungskredite der mBank fast ausgleichen. Das Risikoergebnis stieg auf minus 562 Millionen Euro (2019: minus 254 Millionen Euro) an. Das Operative Ergebnis des Segments lag 2020 in Summe bei 368 Millionen Euro (2019: 831 Millionen Euro).

Die Entwicklung im Segment Firmenkunden war im abgelaufenen Geschäftsjahr stark von der Corona-Pandemie geprägt. Die bereinigten Erträge sanken auf 3.216 Millionen Euro (2019: 3.360 Millionen Euro). Das konsequente RWA-Management der Bank sowie eine aufgrund der Corona-Pandemie geringere Kredit- und Liquiditätsnachfrage der Kunden führten zu einem Rückgang des Kreditvolumens. Zudem belastete der Rückgang der Weltwirtschaft die Nachfrage nach Handelsfinanzierungen. Ein stärkeres Kapitalmarktgeschäft konnte die entsprechenden Ertragsrückgänge in der Handelsfinanzierung und im Kreditgeschäft teilweise ausgleichen. Das Risikoergebnis des Segments erhöhte sich aufgrund der Pandemie auf minus 1.081 Millionen Euro (2019: minus 342 Millionen Euro), darin enthalten sind 373 Millionen Euro als zusätzliche Vorsorge für im Jahr 2021 erwartete Corona-Effekte („Top-Level-Adjustment“). Bei gesenkten operativen Kosten belief sich das Operative Ergebnis des Segments auf minus 458 Millionen Euro (2019: plus 336 Millionen Euro).

Ausblick 2021

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die Commerzbank damit, dass im Zuge der Restrukturierung und der stärkeren Fokussierung auf einen effizienteren Einsatz von Eigenkapital (RWA-Optimierung) die Erträge leicht sinken. Bei steigenden Investitionen strebt die Bank durch erste Kostenmaßnahmen aus dem Transformationsprozess eine Senkung der Kosten auf rund 6,5 Milliarden Euro an. Die Bank erwartet – abhängig von der Entwicklung der Corona-Pandemie – ein Risikoergebnis zwischen minus 0,8 Milliarden und minus 1,2 Milliarden Euro. Für 2021 wird wieder mit einem positiven Operativen Ergebnis gerechnet. Unter Berücksichtigung der geplanten Buchung zusätzlicher Restrukturierungsaufwendungen von rund 0,9 Milliarden Euro erwartet die Commerzbank zum Jahresende eine CET-1-Quote von mehr als 12 %.

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