Andreas Strunk, Research von Grüner Fisher Investments analysiert, warum die jüngsten Anpassungen der Deutschen Aktienindizes ihr vorrangiges Ziel verfehlen werden

„Die Anpassung der Deutschen Aktienindizes ist beschlossene Sache und wird dennoch die vorrangigen Ziele nicht erreichen. So wollte man verhindern, dass ein Skandal im Ausmaß des Wirecard-Bilanzskandals in Zukunft vermieden werden sollte, verlustträchtige Firmen ohne Umsätze in Deutschland nicht mehr in den Deutschen Aktienindex aufgenommen werden können und schließlich die deutsche Wirtschaft besser im größten deutschen Index abgebildet werden sollte.

Doch die Konstruktion des DAX wird das Erreichen dieser Ziele auch nach der Erweiterung verhindern. Zunächst einmal ist die Gewichtung im DAX nicht gleichgewichtet, sondern richtet sich, auch nach der Anpassung, weiterhin anhand der frei handelbaren Marktkapitalisierung aus. Durch diese Konstruktion stehen die größten fünf Unternehmen im DAX (Linde Plc, SAP SE, Siemens AG, Allianz SE und Bayer AG) derzeit für mehr als 40 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung. Mit Continental, Covestro, Beiersdorf, MTU und HeidelbergCement machen bereits heute vier Firmen jeweils weniger als ein Prozent des Deutschen Aktienindex aus. Hinzukommen werden zehn tendenziell kleinere Unternehmen mit geringer freier Marktkapitalisierung. Das reduziert zwar die Gewichtung der großen Firmen minimal, verändert aber nicht die wesentliche Struktur.

Der Wirecard-Skandal hingegen wäre auch mit der Indexanpassung entstanden. Entscheidend hierfür waren mangelnde Prüfstandards. Über Jahre hinweg gab es immer wieder Zweifel am Wachstum von Wirecard und spätestens der Sonderprüfbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG lieferte mehr neue Fragen als Antworten. Doch die Kurse brachen vorerst nicht ein, auch weil viele Privatanleger einen Skandal dieses Ausmaßes nicht für möglich halten wollten. Letztendlich knickte der DAX unter dem Skandal auch nicht ein, weil Wirecard nur sehr gering gewichtet war – schädlich war der Skandal eher für das Image von Aktien, Bilanzprüfern und der Bundesaufsicht. 

Ein weiterer Kritikpunkt beschäftigt sich mit den Auslandsumsätzen der Unternehmen im DAX – spätestens seit es Delivery Hero, ein Essenslieferant ohne Geschäft in Deutschland in den größten deutschen Index geschafft hat. Doch bereits heute stammen nur ca. 20,4 Prozent der Umsätze im DAX aus Deutschland, was tendenziell beweist, dass Produkte und Dienstleistungen deutscher Unternehmen noch immer im Ausland begehrt sind. Umsätze in China oder den USA sorgen für eine geografische Risikostreuung, vermindert somit Investitionsrisiken und wird sich auch durch zehn zusätzliche Unternehmen nicht verändern. Vor allem ist dies nicht negativ zu sehen, sondern tendenziell eher ein Gütesiegel der deutschen Wirtschaft. 

Ebenso wird die Anpassung darin scheitern, die deutsche Wirtschaft besser im DAX zu symbolisieren. Denn große Teile der Volkswirtschaft werden nicht an der Börse gehandelt. Die deutsche Struktur ist geprägt von mittelständischen Unternehmen ohne den Status einer Aktiengesellschaft. Besonders deutlich wird das, wenn man die Marktkapitalisierung mit dem Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt vergleicht. Während Deutschland laut Statista 2019 noch 3,5 Prozent am globalen BIP ausmachte, ist der Anteil am globalen Aktienindex mit ca. 2,4 Prozent spürbar geringer. Die Performance oder das Risikoprofil des DAX wird durch die Anpassung nicht verändert. Denn wenige, besonders zyklische Sektoren bestimmen den DAX und werden dies auch nach der Indexänderung weiterhin tun. Insbesondere die Autoindustrie, Chemie und Pharmaunternehmen sind ausschlaggebend. SAP sorgt durch seine hohe Gewichtung von mehr als zehn Prozent für einen technologischen Einfluss auf die Indexrendite. Durch diese Konstellation wird der Index auch weiterhin besonders krisenanfällig sein und in Rezessionsphasen mehr verlieren als globale Indizes. 

Aus unserer Sicht ist der populistische Druck auf Politik und Indexanbieter in Deutschland derzeit besonders hoch, sichtbar in dem Untersuchungsausschuss des Bundestags oder der Indexerweiterung. Die eigentlichen Konstruktionsprobleme werden hierdurch jedoch nicht behoben. Die klassischen Anlegerfehler sind weiterhin die Hürden, die Investoren beim Erreichen ihrer Ziele im Weg stehen. Der DAX als Performanceindex ist hochvolatil und stellt einen schweren Weg für Anleger dar, die langfristigen Ziele zu erreichen. Diese grundsätzlichen Probleme werden auch durch die neueste Anpassung nicht behoben."

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Über die Grüner Fisher Investments GmbH

Die Grüner Fisher Investments GmbH ist ein stark wachsendes Finanzdienstleistungsinstitut, dessen Kerngeschäft die Finanzportfolioverwaltung mit eigenem Ermessensspielraum (Vermögensverwaltung) umfasst. Das im Januar 1999 gegründete Unternehmen ist Mitglied im Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV) und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Dazu zählen die 2019 von Capital vergebene Auszeichnung als Top-Vermögensverwalter, der von Focus verliehene Titel TOP Arbeitgeber Mittelstand 2019 sowie die für 2020 und 2021 erhaltene Zertifizierung "Great Place to Work". Zunächst unter dem Namen "Thomas Grüner Vermögensmanagement GmbH" von Vice Chairman Thomas Grüner gegründet, erhielt die Firma im Sommer 2007 aufgrund der Beteiligung des US-Milliardärs und Vermögensverwalters Kenneth L. Fisher (Fisher Investments) den Namen "Grüner Fisher Investments GmbH".

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