Wald der Zukunft: „Vaterschaftstest für Mutterbäume“

Die uralten Lauenberger Eichen gehören zu den Besten in ganz Niedersachsen. Die stattlichen Bäume von 1862 sind so besonders, dass Forstwissenschaftler ihr Saatgut gezielt ernten und wieder neu auspflanzen. Die Nachkommen der Elitebäume erweisen sich dabei in extra angelegten Versuchsflächen unter wissenschaftlicher Begleitung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) als sehr vielversprechend. Im Jahr 2020 wurde diesen Eichen die Zulassung als geprüftes Vermehrungsgut erteilt. Jetzt wird erforscht, ob sie an das künftige Klima angepasst sind. „FitForClim“ nennt sich ein Verbundkomplex innerhalb der Forstpflanzenzüchtung mit dem Ziel, hochwertiges und anpassungsfähiges Forstvermehrungsgut für den Wald der Zukunft bereitzustellen. Die Eiche gilt als besonders klimastabil. Daher ist ihr Saatgut bei den Waldbesitzern besonders begehrt und wird in den kommenden Jahren dringend gebraucht.

Solling-Eichen sind Teil einer deutschlandweiten Studie

Elf große Lauenberger Eichenbäume kennzeichnet derzeit ein rosafarbenes Bändchen. Andre Hardtke von der NW-FVA in Göttingen hat so seine Versuchsbäume markiert. Die ausgewählten Eichen sind Teil einer deutschlandweiten wissenschaftlichen Studie. Andre Hardtke und seine Kollegen von der Versuchsanstalt arbeiten an der Entwicklung eines speziellen Saatguterntekonzeptes für die Baumart Eiche. Mittels des Konzeptes soll kurz- bis mittelfristig die Versorgung mit besonders hochwertigem Eichensaatgut gesichert werden, erklärt der Wissenschaftler. Im Sammeleimer transportiert der Förster das wertvolle Saatgut vorsichtig zur Versuchsanstalt.

Mit „Vaterschaftstest“ den genetischen Fingerabdruck der Mutterbäume identifizieren

Im Labor der Versuchsanstalt kommt das Saatgut genauer unter die Lupe: Die Wissenschaftler setzen modernster DNA-Analysetechnik ein, um beispielsweise den genetischen Fingerabdruck zu überprüfen. So wollen sie im Labor mit einem „Vaterschaftstest“ die Mutterbäume des Saatgutes identifizieren. Die so gewonnenen Erkenntnisse sind ein Teil weiterer Forschungen zur Eiche im Klimawandel. Das restliche Saatgut aus dem Sammeleimer des Wissenschaftlers wird im Frühjahr in den Beeten der Versuchsanstalt ausgesät und für viele Jahre weiter intensiv wissenschaftlich begleitet. Vielleicht können mit Hilfe der Lauenberger Eichen eines Tages komplexe wissenschaftliche Fragenstellungen beantwortet werden.

Bis es soweit ist werden Förster Hardtke und seine fleißigen Helfer am kommenden Dienstag (30. September 2020) weiter Eichensaatgut sammeln und mit den daraus gewachsenen Eichenbäumen die Freiflächen in Niedersachsen wieder begrünen.

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